Was ist ein Spektiv?
Ein Fernglas kennt jeder, beim Spektiv ist das anders. Darum hier eine Erklärung vorweg:
Das Spektiv ist ein optisches Gerät, mit dem man Objekte in sehr weiter Ferne detaillierter betrachten kann als mit dem bloßen Auge. Der Unterschied zum Fernglas besteht darin, dass es meist eine sehr viel höhere Vergrößerung erreicht, perfekt also für Langstreckenbeobachtung (auch: Long-range). Zudem hat ein Spektiv in der Regel einen monokularen Einblick, man schaut also nur mit einem Auge hindurch.
Wie ist ein Spektiv aufgebaut?
Das Beobachtungsfernrohr besteht aus drei Komponenten: einem Okular, dem Objektiv und dem Stativ. Objektiv und Okular sind Linsensysteme, die so aufeinander abgestimmt wurden, dass sie das Beobachtungsobjekt in der gewünschten Vergrößerung zeigen. Und weil diese beim Spektiv oft sehr hoch ist, macht die Verwendung eines Stativs in der Regel Sinn. Denn die meisten Menschen sehen aus der freien Hand nur bis zu einer 12-fachen Vergrößerung noch ein wackelfreies Bild. Alternativ legen Jäger und Sportschützen die Optik aber auch schon mal einfach auf dem Boden oder einem Ast auf.
Einblick – gerade oder schräg?
Man unterscheidet zwischen Spektiven mit Geradeeinblick und mit Schrägeinblick, bei denen der Einblickwinkel meist 45° beträgt. Wenn möglich, sollten Sie vorher ausprobieren, mit welcher Variante Sie besser zurechtkommen. Der Schrägeinblick ist für viele bei langen Beobachtungen bequemer. Spektive mit Geradeeinblick lassen sich etwas besser ausrichten, was wertvolle Sekunden sparen kann – z. B. wenn der sehenswerte Wasservogel sich gerade zum Abflug bereit macht.
Was ist besser Spektiv oder Fernglas?
Das ist buchstäblich Ansichtssache. Fest steht: Beide haben ihre besonderen Stärken. Also liegt es an Ihnen zu entscheiden, welche Optik besser zu Ihnen und vor allem zu Ihren Beobachtungsvorhaben passt. Hier eine kleine Entscheidungshilfe:
Fernglas | Spektiv |
---|---|
Vergrößerungen meist bis maximal 16-fach | Hohe Vergrößerungen bis 80-fach – perfekt für Detail-Beobachtungen aus sehr weiter Entfernung |
Größeres Sehfeld für bessere Orientierung | Kleineres Sehfeld für Detailansichten |
Angenehmer Einblick mit beiden Augen | Monokular-Einblick ermöglicht Digiskopie (Fotografie durchs Spektiv) |
Mobile Verwendung ohne Stativ bei bis zu 12-facher Vergrößerung | Leistungsstarke Optik mit großem Objektivdurchmesser für Beobachtungen mit Stativ |
Und was ist ein gutes Spektiv?
Wie bei den meisten Dingen im Leben, lautet auch hier die Antwort: Es kommt darauf an. Worauf? Neben besonderen Ausstattungsmerkmalen vor allem auf das Einsatzgebiet. So schaut eine Jägerin beim Spektiv-Kauf stets auf andere Eigenschaften als ein leidenschaftlicher Hobby-Ornithologe. Darum haben wir die wichtigsten Kriterien für verschiedene Anwendungsgebiete für Sie gesammelt:
Spektiv für die Jagd
- Zoom: Für die Jagd eignen sich vor allem Zoom-Spektive, um den Ausblick flexibel und schnell an die jeweilige Situation anzupassen.
- Großer Objektivdurchmesser: Viele Tiere lassen sich überhaupt erst bei Dämmerung sehen. Deshalb sollte der Objektivdurchmesser mindesten 80 mm groß sein, wenn Sie eine Vergrößerung von 50x oder höher favorisieren. Damit bekommen Sie auch bei schlechten Lichtverhältnissen noch ein helles Bild. Wer lieber mobiler unterwegs ist, entscheidet sich für ein kleines 9–27x56 Spektiv. Durch die etwas niedrigere Vergrößerung sehen Sie damit auch in der Dämmerung gut.
- Maße und Gewicht: Wer bei der Jagd oft den Standort wechselt, achtet auf kompakte Maße und ein geringes Gewicht.
Spektiv für die Vogelbeobachtung
- Vergrößerung: Wer Vögel oder auch andere Tiere durch sein Beobachtungsfernrohr näher unter die Lupe nehmen möchte, achtet vor allem auf die Vergrößerung. Hier ist oft eine große Distanz zu überbrücken, um die scheuen Gesellen nicht zu verschrecken. Wer trotzdem jedes Detail bewundern möchte, braucht also ein Spektiv mit einer entsprechend hohen Vergrößerung.
- Digiskopie (auch Digiscoping): Unvergessliche Augenblicke in der Natur für immer festhalten und mit Freunden teilen – das wünschen sich immer mehr Outdoor-Enthusiasten. So wird die sogenannte Digiskopie – also die Natur-Foto- und Videografie durch das Spektiv – immer beliebter. Für den leichten Einstieg gibt es benutzerfreundliche Smartphonehalter. Für die Verwendung von Spiegelreflex-Kameras oder Camcordern muss das Spektiv aber mit speziellen Kamera-Adaptern kompatibel sein.
Wenn Sie das Thema Vogelbeobachtung interessiert, lesen Sie mehr dazu in unserem Birdwatching-Ratgeber!
Spektiv für Sportschützen
- Preis-Leistungs-Verhältnis: Wer Zielscheibenbeobachtung hauptsächlich auf kurze Distanzen wie 25 oder 50 m durchführt, kann sich dafür bereits für wenig Geld ein nützliches Spektiv kaufen. Weitere Entfernungen erfordern hingegen eine hochwertigere Optik, die natürlich ihren Preis hat.
- Maße: Manchmal kommt es vor, dass auf dem Schießstand der Platzt für ein großes Spektiv nicht ausreicht. Hier greift man besser zu einem kompakt gebauten Modell.
Spektiv für Astronomie
- Objektivdurchmesser: Weil Astronomie-Begeisterte Ihre Himmelsobjekte durch ein Spektiv ausschließlich nachts beobachten, muss die Optik besonders viel Licht sammeln. Darum ist ein großer Objektivdurchmesser unabdingbar.
- Leistungssteigernde Ausstattung: Hochwertige Vergütungen und sehr gutes Glasmaterial steigern die Lichtdurchlässigkeit zusätzlich und hellen das Bild dadurch weiter auf.
- Einblick: Weil sich die Beobachtungsobjekte am Himmel befinden, ist ein Schrägeinblick für die Astronomie angenehmer.
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Und trotzdem gibt es Spektive, die objektiv besser sind als andere. Worauf müssen Sie also bei der Ausstattung achten?
Die Vergütung
Bei jeder Optik kommt es vor allem auf eins an: Licht. Und je mehr Licht durch das Spektiv zu Ihren Augen gelangt, desto besser. Denn nur so genießen Sie ein helles, kontrastreiches Bild. Zur Steigerung der Lichtdurchlässigkeit (Lichttransmission) und zur Verminderung von störenden Reflexionen werden die Linsen und Prismen mit Mineralschichten bedampft – den sogenannten Vergütungen. So lässt ein Spektiv mit Vollvergütung bereits 60 % mehr Licht in den Strahlengang als ein unvergütetes Modell. Doch auch hier ist noch Luft nach oben, und zwar von der vollen Mehrfachvergütung über BRESSERs exzellente UR-Vergütung (Ultimate Reflection) bis hin zur hervorragenden Dielectric-Vergütung wird die Lichtdurchlässigkeit immer weiter gesteigert.
Das Glasmaterial
Natürlich spielen auch Linse und Prisma selbst für die Qualität eines Spektivs eine wichtige Rolle. Und hier heißt es: Glas ist nicht gleich Glas. So gilt das sogenannte Bk-7 (Bor-Kronglas) als Standard für eine gute Abbildungsleistung. Das BaK-4-Glasmaterial (Barium-Kronglas) legt hier noch eine ordentliche Schippe drauf – mit noch besserer Detailauflösung und einem helleren Bild. Bei einem besonders hochwertigen Spektiv kommt hingegen oft exzellentes ED-Glas (Extra low Dispersion) zum Einsatz. Durch einen aufwendigen Herstellungsprozess gelingt es hier, das sogenannte sekundäre Farbspektrum auf ein Minimum zu reduzieren. Und das Resultat überzeugt in jeder Hinsicht: farbtreue, kontrastreiche und gestochen scharfe Bilder.
Der Apochromat
Wenn Sie eine hohe Vergrößerung benötigen und dabei farbtreue Bilder genießen möchten, kommen günstige Spektive schnell an ihre Grenzen. Beim Blick durch die Optik erkennen Sie sie sicher schnell: Farbsäume und Bildfehler. Ein Apochromat kann hier die bessere – allerdings auch teurere – Wahl sein. Diese hochwertigen Beobachtungsfernrohre erkennt man meist an dem Kürzel „Apo“. In diesen speziellen optischen Systemen sind farbliche Bildfehler weitestgehend korrigiert – für absoluten und farbechten Beobachtungsgenuss!
Brillenträgerokular
Um bei einem Spektiv das komplette Gesichtsfeld nutzen zu können, muss der Abstand zwischen Okular-Linse und Auge stimmen. Wer eine Brille trägt, ist hier mit einigen Modellen schnell im Nachteil. Denn die Sehhilfe hat ja bereits eine gewisse Distanz zu den Augen. Darum sollten Sie als Brillenträger beim Spektiv-Kauf darauf achten, dass das Okular mit einer Twist-up- oder einer umklappbaren Gummi-Augenmuschel ausgestattet ist. Bei einem Spektiv mit Twist-up-Augenmuschel lassen Brillenträger die Augenmuschel eingedreht. Gummi-Augenmuscheln funktionieren nach demselben Prinzip: Sie werden einfach umgeklappt und schon stimmt der Abstand zwischen Auge und Okular-Linse. Zudem ist ein Okular mit erhöhtem Augenpunkt von mindestens 13,5 mm von Vorteil, wenn das Spektiv für Beobachtungen mit Brille gedacht ist.
Wetterfestigkeit
Wer gerne in der Natur unterwegs ist, weiß genau: Das Wetter spielt einfach nicht immer mit. Wenn Sie das Spektiv also viel draußen verwenden möchten, dann macht ein wasserfestes Gehäuse auf jeden Fall Sinn. Es verhindert, dass Regen oder Nebel in die Optik gelangt und hält eventuell sogar ein kurzes Bad im Waldbach aus. Einige Spektive sind zudem mit Schutzgas gefüllt. Wenn die Temperaturen stark schwanken, können die Linsen damit nicht von innen beschlagen.
Welches Spektiv-Zubehör brauche ich?
Das Stativ
Die hohen Vergrößerungen sind ein absoluter Vorteil von Spektiven, denn so erkennt man faszinierende Details in beeindruckend weiter Entfernung. Doch das geht nicht aus der freien Hand, denn je höher die Vergrößerung, desto empfindlicher für Handbewegungen wie Zittern ist das Bild. Optiken mit höheren Vergrößerungen müssen mit einem Stativ oder einem Bildstabilisator verwendet werden. Denn das Bild wäre ohne diese Hilfsmittel zu verwackelt, um noch irgendetwas gut zu erkennen. Bei der Entscheidung für das passende Stativ müssen Sie genau hinschauen und sich folgende Fragen stellen:
- Tragkraft: Kann das Stativ mein Spektiv tragen oder ist es dafür zu schwer?
- Stativkopf: Soll es eine drehbare Neigekopfhalterung oder eine Kugelkopfhalterung werden? Hier sollten Sie am besten ausprobieren, was Sie angenehmer finden.
- Eigengewicht: Bin ich mit dem Spektiv viel unterwegs? Dann lohnt sich ein Blick auf das Eigengewicht des Stativs.
Digiscoping-Adapter
Was für ein Moment: einen seltenen Steinadler am Horst entdeckt! Diesen Augenblick möchte man für immer festhalten. Auch gibt es nichts Schöneres als die eigene Leidenschaft und unvergessliche Erlebnisse mit lieben Menschen und Gleichgesinnten zu teilen. Darum gehört für viele Menschen die Digiskopie zur Naturbeobachtung dazu. Hierbei wird aus der Optik ruckzuck ein Teleobjektiv. Für schnelle Schnappschüsse und Videos statten Sie Ihr Spektiv mit einer Handyhalterung aus, die Sie einfach über das Okular stülpen. Wer foto- und videografisch bereits Erfahrung hat, schließt mit einem entsprechenden Kamera-Adapter zum Beispiel seine Spiegelreflex-Kamera oder einen Camcorder an.
Transporttasche
Spektive sind empfindliche Optiken, mit denen man sorgsam umgehen sollte. Besonders wenn Sie das Spektiv gerne und viel auf Ihre Outdoor-Abenteuer mitnehmen, brauchen Sie also eine passende Tasche. In dieser kann das Beobachtungsfernrohr auf dem Weg sicher verstaut werden. Praktisch: Bei Bereitschaftstaschen können Sie Laschen vor der Linse und auf dem Okular entfernen und haben so schnell den Blick wieder frei.
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Was bedeuten die technischen Daten beim Spektiv?
20–60x80, 15–45x60 oder 25–75x100 – Optik-Neulinge haben beim Spektiv-Vergleich schnell viele Fragezeichen im Gesicht. Denn sie können diese oft prominent genannten Zahlen nicht zuordnen. Darum erklären wir hier, was es damit auf sich hat und informieren über weitere geläufige Kennzahlen.
Vergrößerung und Zoom
Die Zahlen vor dem x beziehen sich immer auf die Vergrößerung. Steht dort nur eine Zahl, hat das Spektiv eine Festbrennweite, d. h. es kann nicht gezoomt werden. Wenn eine Spanne angegeben ist, handelt es sich um ein Zoom-Spektiv. Dann können Sie die Vergrößerung – meist stufenlos – zwischen dem ersten und dem zweiten Wert variieren. Die Vergrößerungen liegen bei Spektiven überwiegend zwischen 10- und 80-fach.
Objektivdurchmesser
Die Zahl nach dem x gibt den Objektivlinsendurchmesser in Millimetern an. Hier gilt: Je höher der Wert, desto mehr Licht gelangt in die Optik und zu Ihren Augen. Das wirkt sich erheblich auf die Helligkeit des Bildes aus. Allerdings wird das Spektiv durch einen großen Objektivdurchmesser auch schwerer. Hier muss man das richtige Verhältnis für die eigenen Bedürfnisse finden.
Vergrößerung x 100 = Entfernung in Metern, bei der das Objekt 100 m entfernt wirkt
Sehfeld
Wie viel Sie bei einer Distanz von 1.000 m überblicken können, sagt Ihnen die Angabe des Sehfeldes. Hier gilt generell: Je höher die Vergrößerung, desto kleiner das Sehfeld. Wenn die Angabe in Grad auftaucht, rechnen Sie sie ganz einfach in den Meter-Wert um: Gradzahl x 17,45 = Meterwert
Lichtstärke und Dämmerungszahl
Die Lichtstärke beschreibt die Helligkeit eines Spektivs und die Dämmerungszahl die Detailerkennbarkeit bei schlechten Lichtverhältnissen. Je höher diese beide Werte sind, desto besser ist das Bild bei Dämmerung. Doch Achtung: Beide Werte sind mit Vorsicht zu genießen! Es handelt sich nämlich um rein rechnerische Werte, die sich aus der Vergrößerung und dem Objektivdurchmesser ergeben. Wichtige leistungssteigernde Eigenschaften wie Glasmaterial, Vergütung etc. werden dabei aber nicht berücksichtigt. Das heißt konkret: Ein sehr günstiges Spektiv mit derselben Vergrößerung und demselben Objektivdurchmesser wie eine High-End-Optik hat auch dieselbe Lichtstärke und Dämmerungszahl. Wofür brauchen wir sie dann? Beide Kennzahlen helfen Ihnen, sich für das passende Spektiv zu entscheiden, wenn ansonsten alle Merkmale gleich sind – also bei verschiedenen Modellen derselben Serie.