Sky Guide für Januar

Monatliche Himmelsschau Januar 2018

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Das neue Jahr steht vor der Tür - wir von BRESSER wünschen allen unseren Lesern das Allerbeste für das Jahr 2018. Wir hoffen, dass das Wetter im kommenden Jahr freundlich zu uns ist - schließlich haben wir zahlreiche Höhepunkte: eine sehr helle Opposition von Mars, die späten Frühlings- und Frühsommer-Oppositionen von Jupiter und Saturn, Totale Mondfinsternisse im Januar (mehr davon unten) und Juli, die Rückkehr von einigermaßen hellen periodischen Kometen. Natürlich sind wir hier, um diese und viele weitere Entwicklungen am Himmel zu betrachten. 

Der Januar ist für uns auf der Nordhalbkugel traditionell der kälteste Monat. Während das Beobachten bei eisigen Temperaturen eine Bewährungsprobe ist, werden wir oft von einigen der besten Sehbedingungen des Jahres begrüßt. Zu diesem Zeitpunkt sind viele der Hauptplaneten am besten morgens zu sehen - deshalb empfehlen wir Ihnen früh aufzustehen und das Beste aus den Bedingungen herauszuholen. Der Winter auf der Nordhalbkugel bringt abends eine Fülle von Deep-Sky-Objekten zum Vorschein, während die "Winter"-Seite der Milchstraße mit Sternenhaufen und Nebelschwaden belebt ist, die für reiche Beute in Ferngläsern und Teleskopen sorgen. Natürlich dürfen wir unsere Leser auf der Südhalbkugel nicht vernachlässigen, die sich in der Höhe ihres Sommers sonnen - denken Sie an uns gefrorene Nordländer, die Sie bequem im Süden beobachten können.

Wie immer gibt es viel zu sehen, egal wo auf der Welt Sie sich befinden.

Das Sonnensystem

Der Mond

Der Mond beginnt das neue Jahr als Vollmond im Sternbild Zwillinge. Der Mond gelangt in der Vollmondnacht besonders hoch über Horizont und lädt zu nächtlichen Vollmondwanderungen ein, besonders für die Beobachter in der nördlichen Hemisphäre (für die Beobachter in der südlichen Hemisphäre steht der Mond sehr niedrig am Himmel). Für Deep Sky-Beobachtungen ist der Vollmond natürlich nicht besonders gut geeignet, und für fotografische Abbildungen ist auf jeden Fall der Einsatz von Schmalbandfiltern ratsam.

Dieser ganz besondere Vollmond fällt mit dem "perigee syzygy"-Ereignis ( wissenschaftl. Ausdruck, engl.) zusammen, was bedeutet, dass der Vollmond zum Supermond wird. Dabei erscheint uns der Mond etwas größer als sonst, was keine optische Täuschung ist, denn der Mond steht an dem erdnächsten Punkt (Perigäum) seiner Erdumlaufbahn. Dieser Effekt wird noch verstärkt durch die atmosphärische Lichtbrechung bei Mondaufgang und bei Monduntergang in horizontnähe. Die Bedeutung des "Supermondes" sollte nicht überbewertet werden, aber es ist interessant mitzuerleben, wie dieser Begriff die allgemeine Vorstellungskraft erfasst zu haben scheint. Und es ist immer zu begrüßen, wenn die Menschen dem Himmel über ihnen eine größere Aufmerksamkeit zukommen lassen (auch wenn man bei Vollmond den Mond am schlechtesten beobachten kann).

Am 8. Januar erreicht der Mond im Sternbild Jungfrau (Virgo) als abnehmender Halbmond sein letztes Viertel. Unser natürlicher Begleiter tritt am Morgen des 11. Januar im Sternbild Waage (Libra) in eine Konjunktion mit Jupiter und Mars, wobei diese drei Objekte in der vormorgendlichen Dämmerung ein tiefstehendes, deutlich ausgeprägtes Dreieck bilden, wovon der Mond die nördlichste Spitze bildet. Wenn Sie ein Frühaufsteher sind, dann erfreuen Sie sich an diesem wunderschönen Anblick und fotografieren ihn.

Am 17. Januar wird der Mond zum Neumond, an der Grenze der Sternbilder Schütze (Sagittarius) und Steinbock (Capricornus), was diese Periode in der Monatsmitte zu einem idealen Zeitpunkt für Astrofotografie und Deep Sky-Beobachtung macht.

Danach steigt der Mond nördlich in der Ekliptik und zieht seine Bahn durch die Sternbilder Steinbock, Wassermann (Aquarius) und Walfisch (Cetus), bis er am 24. Januar im Sternbild Fische (Pices) als zunehmender Halbmond sein erstes Viertel erreicht.

Der Mond zieht dann weiter durch den nördlichen Teil der Ekliptik, bis er am 31. Januar im Sternbild Walfisch zum zweitenmal in diesem Monat zum Vollmond wird, dem so genannten "Blue Moon" (bezeichnet einen zweiten Vollmond in einem Monat). Auch dieses Ereignis ist ein "perigee syzygy"-Supermond und fällt sogar zusammen mit einer totalen Mondfinsternis. Allerdings können wir hier in Europa, sowie in Afrika und in den östlichen Teilen Amerikas diesem Ereignis nicht beiwohnen, da es dann stattfindet, wenn der Mond untergegangen ist. In den westlichen Teilen Amerikas, in Ostasien und in Australasien hat man jedoch einen wunderbaren Ausblick auf dieses Ereignis.

Der Mond beim Finsterniseintritt in Sydney, Australien, 31. Januar. Image created with SkySafari 5 for Mac OS X, ©2010-2016 Simulation Curriculum Corp., skysafariastronomy.com.

Die Planeten

Merkur

Merkur startet in das neue Jahr als morgendliches Objekt im Sternbild Schlangenträger (Ophiuchus) und ist dabei für Beobachtungen vor der Morgendämmerung (bei einer Helligkeit von -0,3 mag. und einer Größe von 6,7 Bogensekunden im Durchmesser) sehr gut positioniert, da der 1. Januar mit der maximalen westlichen Entfernung des Planeten von der Sonne zusammenfällt, bei einem Winkel von 22 2/3 Grad. Es ist zu diesem Zeitpunkt relativ einfach, den Planeten vor Sonnenaufgang zu beobachten, da er bei Sonnenaufgang knapp über 11 Grad südöstlich am Himmel steht (beobachtet von 51 Grad Nord). Aber, wie das nun einmal bei Merkur der Fall ist, die Dinge bleiben nie lange so wie sie sind, denn nach dem 1. Januar taucht der Planet wieder ab, der Sonne entgegen.

Am 13. Januar befinden sich Merkur und Saturn im Sternbild Schütze in einer engen Konjunktion, wobei die beiden Planeten 2/3 Grad voneinander entfernt sind. Es ist möglich, beide Himmelswelten in einem Sichtfeld aufzunehmen, in Ferngläsern oder kleineren Teleskopen, aber dafür ist sowohl ein klarer südöstlicher Himmelshorizont vonnöten als auch unterstützende atmosphärische Bedingungen.

Merkur und Saturn, Dämmerung, 13. Januar. Image created with SkySafari 5 for Mac OS X, ©2010-2016 Simulation Curriculum Corp., skysafariastronomy.com.

In der Monatsmitte ist Merkur, mit einer Helligkeit von -0,3 mag., immer noch ein morgendliches Objekt, das aber jetzt von der Sonne mit knapp unter 19 1/2 Grad entfernt ist. Am Morgen des 15. Januar bilden Merkur, der rasiermesserscharfe Altsichelmond, sowie Saturn im Südosten vor Morgengrauen ein Dreieck, welches allerdings schwierig sein wird aufzunehmen, vor dem blendenden Licht der Morgendämmerung.

Zum Monatsende hin hat Merkur an Helligkeit nach -0,6 mag. zugelegt, allerdings hat der Abstand zur Sonne nach unter 12 Grad abgenommen, und der Planet befindet sich nun in einem ziemlich flachen Winkel in der Ekliptik, von der gemäßigten nördlichen Hemisphäre aus betrachtet; dies macht Beobachtungen von diesem Teil der Welt aus doch sehr unpraktisch. Beobachter der äquatorialen und südlichen Teile unseres Planeten können ihn vergleichsweise viel besser für eine Weile länger beobachten.

Venus

Venus beginnt das Jahr knapp eine Woche vor seiner Oberen Konjunktion und ist damit praktisch nicht beobachtbar bis zu seinem Wiedererscheinen als ein abendliches Objekt. Die Obere Konjunktion erfolgt am 8. Januar, wenn Venus im Sternbild Schütze südlich an der Sonne vorbeigleitet.

Inneres Sonnensystem, Mitte Januar 2018. Image created with SkySafari 5 for Mac OS X, ©2010-2016 Simulation Curriculum Corp., skysafariastronomy.com.

Am 31. Januar ist Venus 5 1/2 Grad von der Sonne entfernt und steht bei Sonnenuntergang 2 2/3 Grad hoch westlich am Himmel (beobachtet von 51 Grad Nord). Die Nähe des Planeten zur Sonne bedeutet, dass es für Beobachtungen ein sehr herausforderndes Ziel ist (um es salopp zu formulieren), trotz seiner Helligkeit von -3,9 mag.

Mars

Mars beginnt das neue Jahr im Sternbild Waage (Libra). Der Rote Planet präsentiert sich bei seinem Durchgang am 1. Januar zum Sonnenaufgang herum als ein +1,5 mag helles und 4,8 Bogensekunden im Durchmesser ziemlich enttäuschendes Ziel. Der nahe gelegene und bedeutend hellere Jupiter ist jedenfalls ein willkommener Wegweiser für seinen lichtschwächeren Nachbarn, von dem er 2 1/2 Grad östlich entfernt liegt. In der ersten Januarwoche bewegen sich beide Planeten aufeinander zu und kommen am 7. Januar in einer engen Konjunktion zusammen, bei Sonnenaufgang gerade einmal 1/4 Grad voneinander entfernt. Das ist dann eine sehr gute Gelegenheit, um beide verschiedenen Himmelswelten im gleichen Okular eines Teleskopes zu erfassen, wobei allerdings der größere und auch viel hellere Jupiter zu diesem Zeitpunkt das interessantere Beobachtungsobjekt ist.

Zur Monatsmitte hin gibt es kaum Änderungen: der Planet hat mit +1,4 mag. leicht an Helligkeit gewonnen und ist jetzt 5,1 Bogensekunden im Durchmesser groß. Er steht bei Sonnenaufgang 20 3/4 Grad hoch im Süden (beobachtet von 51 Grad Nord). Langsam erhöht Mars seine Winkelentfernung von der Sonne, welche nun bei 62 Grad steht.

Am Monatsende befindet sich der Planet im Sternbild Skorpion (Scorpuis), und er hat seine Helligkeit nach +1,2 mag. erhöht. Seine Größe liegt nun bei 5,6 Bogensekunden im Durchmesser, und der Planet steht bei Sonnenaufgang 18 1/2 Grad hoch am Himmel (beobachtet von 51 Grad Nord).

Jupiter

Zu Jahresbeginn befindet sich Jupiter im Sternbild Waage, bei einer Helligkeit von -1,8 mag. und einer Größe von 33,2 Bogensekunden im Durchmesser. Der Planet geht kurz nach 03.30 am (GMT) auf und ist kurz vor seinem Durchgang, wenn um 08.06 am die Sonne aufgeht, wobei der Abstand zur Sonne knapp unter 22 2/3 Grad beträgt (beobachtet von 51 Grad Nord).

Jupiter, GRS und Ganymede Transit, 7Uhr30 (GMT), 5. Januar. Image created with SkySafari 5 for Mac OS X, ©2010-2016 Simulation Curriculum Corp., skysafariastronomy.com.

Wie vorher schon berichtet, finden sich am 6. / 7. Januar Jupiter und Mars in einer sehr engen Konjunktion zueinander, wobei beide unter 1/4 Grad voneinander getrennt sind. Jupiter ist mit seiner Helligkeit dabei behilflich, den blasseren Mars zu lokalisieren - im Okular des Teleskopes ist der Unterschied beider Welten deutlich zu erkennen.

Zur Monatsmitte hin hat sich nicht viel geändert: der Planet hat mit -1,9 mag. minimal an Helligkeit zugenommen, und seine Größe beträgt nun 34,2 Bogensekunden im Durchmesser. Der König der Planeten geht jetzt um 02.53 am (GMT) auf und ist auf seinem Durchgang, bevor um 07.00 am die Sonne aufgeht, wobei der Planet 22 Grad hoch im Süden steht (beobachtet von 51 Grad Nord).

Gegen Ende des Monats befindet sich Jupiter im Sternbild Waage bei einer Helligkeit von -2,0 mag und einer Größe von 35,8 Bogensekunden im Durchmesser. Der Planet steht 21 1/2 Grad hoch am Durchgangspunkt, welchen er um 6.35 am (GMT) erreicht. Jupiter geht um kurz nach 02.00 am auf (beobachtet von 51 Grad Nord).

Saturn

Saturn steht bei Jahresanfang im Sternbild Schütze. Nachdem er erst vor kurzem als Morgenobjekt nach seiner im Dezember 2017 stattfindenden Oberen Konjunktion wieder aufgetaucht ist, ist jetzt noch nicht die beste Zeit für Beobachtungen, da der "Herr der Ringe" am 1. Januar nur 9 Grad von der Sonne entfernt ist.

Zum Monatsende hin hat sich die Beobachtungssituation allerdings etwas verbessert, denn der +0,6 mag. helle Planet steht bei Sonnenaufgang 11 Grad hoch in Süd-Südost und ist jetzt 36 Grad von der Sonne entfernt.

Uranus und Neptun

Die Planeten Uranus und Neptun sind während des Monats Januar frühabendliche Objekte in den Sternbildern Fische (Uranus) bzw. Wassermann (Neptun). Mit einer Helligkeit von +5,8 mag. und einer Größe von 3,5 Bogensekunden im Durchmesser, stellt Uranus das bedeutend einfachere Beobachtungsobjekt dar und ist, technisch gesehen, ein "bloßes Augen Objekt". Allerdings sind sowohl eine außergewöhnliche Beobachtungsumgebung, ein gutes Augenlicht und sehr günstige atmosphärische Bedingungen nötig, um den Planeten ohne optische Hilfe zu finden. Mit Ferngläsern oder Teleskopen ist die Chance bedeutend größer, den Planeten auszumachen, welcher sich in Teleskopen als eine grün-graue Scheibe darstellt. Uranus kann im zentralen "V" des Sternbildes Fische gefunden werden und hat seinen Durchgang um ca. 18 Uhr (GMT, beobachtet von 51 Grad Nord) in der Mitte des Monats; er geht um kurz vor 1 Uhr am unter. Da sich der Planet weiter östlich in der Ekliptik befindet, kann man ihn besser beobachten als seinen Nachbarn.

Uranus und Neptun, früher Abend, 15. Januar 2018. Image created with SkySafari 5 for Mac OS X, ©2010-2016 Simulation Curriculum Corp., skysafariastronomy.com.

Mit einer Helligkeit von +7,9 mag. ist Neptun doch bedeutend lichtschwächer und deshalb auch schwieriger aufzufinden. Große Ferngläser oder Teleskope zeigen jedoch die 2,2 Bogensekunden kleine Planetenscheibe, die, wie noch größere Instrumente zeigen, eine blaue Färbung aufweist. Der Planet geht am 15. Januar kurz vor 21 Uhr (GMT, beobachtet von 51 Grad Nord) unter. Da Neptun wesentlich näher als Uranus an der Sonne steht, bietet er somit auch ein wesentlich kürzeres Sichtfenster für Beobachtungen an.

Kometen

Für den Januar werden leider keine wirklich hellen Kometen für eine Beobachtung vorhergesagt. Der Komet 2017 O1 ASASSN hat seine prognostizierte Spitzenhelligkeit nicht erreicht und ist nun endgültig im Niedergang begriffen. Für Beobachter der südlichen Hemisphäre gibt es die Möglichkeit, den erst kürzlich entdeckten Kometen C/2017 T1 HEINZE (im Sept. 2017 von Aren Heinze, auf Hawaii) zu beobachten, der zu Beginn des Monats Januar in knapp 0,2 AU (astronomische Einheiten) Entfernung an uns vorbeizieht. Der Durchgang des Kometen erfolgt allerdings nur mit einer Helligkeit von ca. +10,0 mag., da es ein sehr kleiner Komet ist.

Allerdings haben wir während des Jahres 2018 die eindeutige Möglichkeit der Beobachtung von drei Kometen, die mit bloßem Auge zu erkennen sind: zunächst einmal den erst kürzlich entdeckten Kometen PAN STARRS 2017 S3, der seinen Höchststand im August / September haben wird; dann die Rückkehr des kurzperiodischen Kometen 21P/Giacobini-Zinner (welcher im August / September eine Helligkeit von +4,0 mag. erreichen könnte), sowie der kurzperiodische Komet 46/P Wirtanen (entdeckt 1948 vom amerikanischen Astronomen C.A. Wirtanen), der seine visuelle Sichtbarkeit" im letzten Jahresabschnitt erreichen wird und für Beobachter in der nördlichen Hemisphäre seinen Höchststand im Dezember erreicht.

Meteore

Die Quadrantiden bilden im Januar den Hauptmeteorstrom und haben normalerweise einen hohen ZHR-Anteil (Zenithal Hourly Rates), sind jedoch bisher in ihrer Helligkeit äußerst verhalten im Vergleich zu den jährlichen Hauptmeteorströmen. Die Quadrantiden kommen aus der nördlichen Polarregion des Himmels, aus der Nähe der Sternbilder Bootes (Bärenhüter), Draco (Drachen) und Hercules. Die Quadrantiden, die möglicherweise vom Minor Planet 2003 EH1 abstammen, der selbst ein erloschener Komet sein könnte, sind bei Höchststand sehr zahlreich und erreichen eine ZHR von ungefähr 200 (natürlich können nicht alle Meteore von einer vorgegebenen Beobachtungsstelle aus gesehen werden). In diesem Jahr fällt der Höchststand der Quadrantiden, der 3. und 4. Januar, mit einem ziemlich vollen Mond zusammen, was natürlich die Beobachtungsqualität ein wenig stört. Manchmal gipfeln die Quadrantiden in schweren Meteorenschauern, aber deren Trümmerwolken, die sie aussäen, werden oft von durchquerenden Hauptplaneten gestört, ohne dass man dies etwa vorhersagen könnte. Leider stört eben in diesem Jahr der Mond die ansonsten grandiose Aussicht.

Deep-Sky Höhepunkte in den Sternbildern in Orion und Lepus

Zu diesem Zeitpunkt im Jahr ist es beinahe unerlässlich, sich mit dem spektakulären Sternbild des Orion zu befassen. Wahrscheinlich ist diese Konstellation die am ehesten identifizierbare von allen Konstellationen am Himmel. Orion beherbergt unzählig viele Himmels-Höhepunkte, und es wundert unsere Leser sicher nicht, dass wir mit einem der erkennbarsten Ziele aller astronomischen Objekte am Himmel beginnen: dem Komplex des Orion-Nebels, nämlich M42, M43, sowie die entlegeneren Reflexionsnebel NGC 1973, 1975 und 1977. Diese bemerkenswerte Reihe von Objekten sind die prominentesten Teile der größeren Orion-Molekülwolke, einer gewaltigen Ansammlung von Gaswolken und von Materie, die, wenn es uns möglich wäre, sie alle zu sehen, beinahe die gesamte Konstellation einnehmen würde.

Orion and Lepus. Image created with SkySafari 5 for Mac OS X, ©2010-2016 Simulation Curriculum Corp., skysafariastronomy.com.

M42, der hellste Teil dieses Komplexes und der bekannteste, zeigt sich dem bloßen Auge als ein diesiger Fleck im "Schwertgriff" von Orion, ein Himmelsflecken, der unterhalb der drei Sterne im Oriongürtel hängt: Alnitak, Alnilam und Mintaka (bzw. Zeta, Epsilon, und Delta). Mit einer Helligkeit von +4,00 mag. ist der Orionnebel der hellste aller nebulösen Regionen am Himmel, und man kann ihn leicht beobachten, sowohl mit Ferngläsern als auch mit kleinen Teleskopen. Er hat eine enorme Fläche von 85 x 60 Bogenminuten sowie eine herzförmige Lücke zwischen zwei "Flügeln", die zu jeder Seite entschweben. Diese Lücke wird oft beschrieben als einem Fischmaul ähnliches Gebilde, in welchem die komprimierten Sternhaufen nisten, der Trapezium-Haufen. Dieser Sternhaufen wurde zuerst 1610 von Galileo beschrieben, der es unerklärlicherweise unterließ, den gewaltigen Anteil von Nebeln zu erwähnen, die diesen Sternhaufen umgibt! Die Sterne des Trapeziums sind noch sehr jung und haben sich aus den sie umgebenden Nebeln entwickelt. Vier dieser Sterne, A, B, C und D, können mit jeder Art von Instrumentierung bestimmt werden. Die Bestimmung der blasseren Sterne E und F stellt jedoch eine Herausforderung dar und sollte vielleicht dazu benutzt werden, um die Sichtverhältnisse und das zur Problemlösung benötigte Leistungsvermögen der Optik zu testen. Die A- und B-Sterne des Trapeziums sind beide verfinsternde binäre Sterne: Alle 65 Tage fällt die Helligkeit von A so stark ab, dass er zu einem unsichtbaren Begleiter degeneriert; höchstwahrscheinlich wird er durch einen im Entstehen begriffenen Stern oder durch den Braunen Zwerg (sehr massereicher Himmelskörper) verfinstert. Die Helligkeit von B fällt alle 6,5 Tage ab; die Verfinsterung wird verursacht durch einen Stern, der die Größe unserer Sonne hat.

Verwirrenderweise ist B ein doppelter Doppelstern oder ein Vier-Sterne-System.

Viele der großen Sternenmengen, die man um M42 / Trapezium erkennen kann, sind auch Mitglieder dieses zentralen Sternhaufens. Man schätzt, dass es insgesamt 400 Sterne sind, die in unmittelbarer Nachbarschaft liegen, und die aus dem Inneren des Nebelhaufens entstanden sind. Da große Kügelchen von Heißgas innerhalb der Grenzen von M42 beobachtet wurden, geht die aktive Formation von Sternen unvermindert weiter. Es wird angenommen, dass das "Fischmaul"-Merkmal durch die jungen Sterne, die Gas und Staub mit ihren Solarwinden ausgestoßen haben, geprägt wurde.  

M42, M43 and the Running Man. Image Credit: Mark Blundell

An M42 angrenzend liegt M43, ein sehr heller, kugelförmiger Ball aus Gas und Staub mit einer Helligkeit von +9 mag., der von M42 durch einen großen Staubstreifen getrennt ist. Obwohl dieser Nebel nicht so auffällig ist wie M42, kann man ihn mit kleinen Teleskopen leicht sehen, und er hat seine eigene zugehörige Ansammlung von Sternen, die in ihm eingebettet sind. Größere Teleskope von 8 Zoll+ zeigen einen Großteil der dunklen Streifenbildung des Grenzstreifens zu M42. M43 wurde 1731 vom französischen Geophysiker Jean-Jacques d'Ortous de Mairan als erstem identifiziert und liegt ungefähr 1400 Lichtjahre von uns entfernt.

Nördlich der beiden Orion-Nebel M42 und M43 liegen die komplexen und wunderschönen Reflexionsnebel NGC 1973, 1975 und 1977. Sie sind auch bekannt unter dem Namen "The Running Man Nebula", da sie aussehen wie ein rennendes Strichmännchen, welches leicht auszumachen ist durch das Fotografien dieses Gebietes mit langer Belichtungsdauer. Optisch ist dieses Merkmal allerdings weniger gut sichtbar, da bei optischen Beobachtungen Filter selten hilfreich sind. Mit einer großen Reichweite und einem günstigen Himmel ist es möglich, die Streifenbildung des rennenden Strichmännchens in abgewandter Sicht zu sehen, es bleibt jedoch eine große Herausforderung. Mit mittelgroßen Öffnungen kann man die Nebel dieses Gebietes klar genug erkennen. Allerdings streitet man sich darüber, wie weit es bis zu dieser Ansammlung von Objekten ist. Viele Quellen sehen sie als einen Teil des Orion-Komplexes in einer Entfernung von ungefähr 1500 Lichtjahren, andere Quellen sprechen von einer Entfernung von nur ungefähr 650 Lichtjahren.

Nordöstlich der M42 / M43-Nebel und dem Running Man Complex kommen wir zu dem östlichsten Stern im Oriongürtel, zum Alnitak (Zeta Orionis). Der Name kommt aus dem Arabischen und bedeutet soviel wie "Gürtel" oder auch "Perlenschnur". Dieser Stern wird flankiert von zwei uns wohl bekannten, wunderschönen, aber auch schwierigen Nebeln – dem NGC 2024, dem Flammennebel (ein Emissionsnebel), sowie dem IC434 / Barnard 33, dem berühmten Pferdekopfnebel.

Von den beiden Nebeln ist der Flammennebel der eigentlich blassere Nebel mit einer Helligkeit von +10,0 mag.; in der Fläche ist er ½ x ½ Grad (30 Bogenminuten) groß. Es ist schwierig, ihn mit kleineren Öffnungen und wenig optimalem Himmel zu erkennen, aber mit Öffnungen von 8 – 10 Zoll und einem UHC-Filter kann dieser Nebel von einer günstigen Stelle aus ziemlich gut beobachtet und auch fotografiert werden. Sowohl visuell beobachtet als auch fotografiert gleicht seine Form fast exakt der Farbschattierung einer Flamme. Der NGC 2024 erscheint auf Fotografien manchmal als ein gelblich-brauner Nebel, obwohl detailliertere Aufnahmen ihn auch in einer eher rosa Färbung zeigen. Der Flammennebel ist, wie erwähnt, ein Emissionsnebel, dessen Glühen hervorgerufen wird durch die Ultraviolettstrahlung des nahegelegenen Alnitak, der das Wasserstoffgas der Flamme am Leben erhält und die Elektronen ihrer Atombindung bloßlegt. Diese Elektronen verbinden sich dann mit ionisiertem Wasserstoff, der so das Glühen erzeugt. Die Entdeckung des Flammennebels 1786 wird William Herschel zugeschrieben. Und wieder gibt es Diskussionen über die Entfernung des Flammennebels von der Erde; die einen legen sie fest bei ungefähr 1400 Lichtjahren, die anderen sehen sie bei eher bescheidenen 750 bis 850 Lichtjahren – ungefähr die gleiche Entfernung wie die des Alnitak.

Flammennebel und Pferdekopfnebel. Image Credit: Mark Blundell

Der Nachbar des Flammennebels, der Pferdekopfnebel, ist eines der atemberaubendsten Objekte am Himmel, allerdings auch ein Objekt, das allerhöchste Ansprüche an eine gute Beobachtung stellt. Der Nebel liegt unter einem ½ Grad westlich von Alnitak, und er besteht in Wirklichkeit aus zwei Objekten - der Hintergrund des Pferdekopfes ist der +7,30 mag. helle Emissionsnebel IC434, welcher beinahe 1 Grad lang ist, allerdings nur ungefähr 10 Bogenminuten breit; und direkt am IC434 liegt die Dunkelwolke des Barnard 33-Nebels. Dies ist die berühmte Pferdekopfsilhouette, bekannt von unzähligen Aufnahmen, und immerwährende Zielscheibe der Astrofotografen. Für die visuelle Beobachtung des Pferdekopfes benötigt man jedoch eine größere Öffnung, einen wirklich schwarzen Himmel und / oder geeignete Filter. Himmelsbeobachter haben angegeben, dass das Pferdekopfmotiv vor dem IC434 mit Teleskopen mit mittleren Öffnungen gesehen werden konnte, wobei diese allerdings an einer sehr dunklen Beobachtungsstelle gestanden haben müssen. Der Hydrogen-Beta-Filter unterstützt am besten jeden Versuch, den Pferdekopfnebel mit einem Teleskop zu beobachten, da dieser Filter eines der relativ wenigen Zubehörteile ist, welcher auf die Wellenlänge gut anspricht. Erfahrene Himmelsbeobachter haben auch von Beobachtungen mit Einstellungen von Öffnungen berichtet, aber diese Beobachtungen können wirklich nur unter ganz außergewöhnlichen Bedingungen stattgefunden haben. Für alle Himmelsbeobachter, welche 12-Zoll+-Teleskope einsetzen, den H-Beta-Filter und akzeptable Himmelsbedingungen haben, bestehen wirklich gute Chancen, den Pferdekopfnebel zu entdecken.

Ein wenig weiter nördlich von Alnitak und dem Flammennebel hält sich ein oft übersehenes, jedoch sehr interessantes Objekt, bzw. eine Gruppe von Objekten auf, versteckt, nämlich der Reflexionsnebel M78. Er wurde 1780 vom französischen Astronomen Pierre Méchain entdeckt und beinhaltet die Objekte NGC 2065 (ein offener Sternhaufen) und die Reflexionsnebel NGC 2067 und 2071, die um zwei untergeordnete 10,0 mag. helle Sterne gruppiert sind. Aufgrund des Lichtes dieser beiden Sterne, das von den Nebeln reflektiert wird, können wir diesen Teil der Orion-Molekülwolke sehen. M78 ist nicht so hell wie seine glänzenderen Nachbarn, kann aber doch mit einem größeren Teleskop relativ einfach beobachtet werden. M78 hat eine visuelle Helligkeit von ca. +8,3 mag. und eine Größe von ca. 8 x 6 Bogenminuten. Die interessante interne Struktur ist in sehr großen Teleskopen und in der Astrofotografie erkennbar, bleibt aber ein vertracktes Beobachtungs-Objekt, da fast die gesamten Nebel zu dunkel sind.

M78. Image Credit: Mark Blundell

Eine noch größere Herausforderung - und das bei weitem größte Objekt der nebulösen Objekte im Orion-Komplex - ist Barnard's Loop ("Schleife"), mit Katalognamen Sh2-276.

Angeblich (wobei jedoch kaum Kontroversen darüber bekannt sind) 1786 entdeckt und beschrieben vom deutsch-britischen Astronomen (und Musiker!) William Herschel - er berichtet von einem "blassen Nebel" im Gebiet der Barnard-Schleife - ist es 1896 der amerikanische Astronom Edward Emerson Barnard, der diesen großen, ausgedehnten und extrem unwirklich scheinenden Nebel fotografisch endgültig entdeckt hat, welcher an seinem breitesten Punkt erstaunliche 14 Grad Bogenminuten misst. Obgleich er eigentlich mit einer Helligkeit von +10 mag. eingestuft worden ist, so ist es aufgrund seiner wirklich unscharfen, diffusen Beleuchtung beinahe unmöglich, ihn zu erkennen, es sei denn, vielleicht von den dunkelsten Gefilden auf unserer Erde. Aber auch in diesem Falle gibt es Berichte von Himmelsbeobachtern, die ihn sogar ohne die Hilfe von Teleskopen gesehen haben wollen. Für Beobachtungsversuche zu diesem Zweck erscheint das Zusammenbasteln einer Brille aus zwei H-Beta-Filtern ein zweckmäßiger und einfallsreicher Weg zu sein, genauso wie man diese Filter dann auch auf die Objektive von Ferngläsern anbringen kann. Mit einem Teleskop hat man größere Chancen, einige der helleren Teile von Barnards Schleife zu sehen, aber das Vorhandensein eines wirklich dunklen Himmels bleibt von allerhöchster Bedeutung, egal, welche Beobachtungsmethode man anwendet.

Der Maßstab sollte sein: Falls du sie nicht entdeckst - mache dir keine zusätzliche Mühe!

Barnards Schleife kann man in der Astrofotografie mit den Einstellungen einer extrem langen Belichtungsdauer und der Verwendung von Ultraweitwinkel-Objektiven gut erkennen; aber noch einmal, auch diese Aufnahmen setzen sehr gute Himmelskonditionen, Geduld, und eine große Anzahl von Belichtungsschichten voraus, um den Nebel aus dem Himmelshintergrund herauszuheben.

Barnard's Loop. Image Credit: Hunter Wilson, Creative Commons

Es wird angenommen, dass Barnards Schleife Überreste einer Supernova sind, die sich über Millionen von Jahren durch weitere Supernovae und nachfolgender Sternenbildung ausgedehnt und eine Gasblase gebildet haben, welche nun als eine Schleife zu sehen ist. Dieses ehrfurchtgebietende Stück Sternenarchitektur wird auf eine Größe von ungefähr 300 Lichtjahren im Durchmesser geschätzt und ist ungefähr 1600 Lichtjahre von unserem Sonnensystem entfernt.

Lepus, das Sternbild des Hasen, liegt südlich des Orion und ist für das bloße Auge ein Objekt von weniger auffälligem Ansehen. Von lichtverschmutzten Umgebungen aus betrachtet, ist es oft sehr schwierig, es überhaupt zu entdecken. Das einzige wirklich interessante Objekt in dieser ganz speziellen Konstellation ist der Kugelsternhaufen M79. Dieses Objekt ist ein eher ungewöhnlicher Kugelsternhaufen, der nicht, wie die meisten anderen Kugelsternhaufen, in Richtung des Zentrums der Milchstraße liegt, sondern in fast entgegengesetzter Richtung. Demnach könnte M79 ein "mitgeschleppter" Kugelsternhaufen aus der benachbarten Canis-Major-Zwerggalaxie sein (Großer Hund), ein Satellit unserer Milchstraße, die nicht weit entfernt ist von diesem Punkt am Himmel. M79 ist ein sehr schöner Kugelsternhaufen mit einer Helligkeit von +7,73 mag. und einer Größe von 1,3 Bogenminuten im Durchmesser. Er wurde 1780 von Pierre Méchain entdeckt, einem Observationskollegen von Charles Messier und verantwortlich für viele astronomische Entdeckungen, die der Liste Messiers hinzugefügt wurden, so wie auch M79 im Entdeckungsjahr der Messier-Liste hinzugefügt wurde. Dieser Kugelsternhaufen kann mittels eines 6-8-Zoll-Teleskopes leicht in seine Sterne aufgelöst werden. Aufgrund seiner Entfernung von 40.000 Lichtjahren ist M79 ein einigermaßen schwierig zu beobachtendes Objekt von einer nördlichen Hemisphäre aus gesehen, da sich der Kugelsternhaufen an seinem Durchgangspunkt auf einer Höhe von nur 14 Grad befindet, betrachtet von 51 Grad Nord. Er kann von Himmelslesern der südlichen Hemisphäre besser beobachtet werden, da sie zudem weniger mit atmosphärischen Störungen zu kämpfen haben bei der Auflösung der einzelnen Sternenmitglieder. Verglichen mit den Messier-Kugelsternhaufen in den südlichen Sternbildern Schlangenträger, Skorpion und Schütze, kann M79 in der nördlichen Hemisphäre am besten abends beobachtet werden, zu einer Zeit im Jahr, wenn die umgebende Atmosphäre dazu neigt, fester und beständiger zu sein. Aufgrund seiner Position am Himmel kann M79 besser von Astrofotografen in den südlicheren Gefilden unseres Planeten abgebildet werden, obwohl natürlich alle Beobachter weltweit sich ein Herz fassen und es ebenfalls versuchen sollten.

M79. Image Credit: Siding Spring Observatory, Public Domain.

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