Sky Guide für August

Monatliche Himmelsschau August 2018

Sky Guide

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Für diejenigen Himmelsleser in nördlichen Breitengraden, die im südlichen Teil Großbritanniens und dem nördlichen Festland Europas leben, bringt der August eine willkommene Rückkehr der Dunkelheit - obwohl diejenigen, die weiter nördlich in den Breitengraden von Schottland und Skandinavien wohnen, bis Mitte August warten müssen, um sie zu genießen.  Die ständige astronomische Dämmerung wird für diejenigen in den Breitengraden rund um die Shetland-Inseln und weiter nördlich bis Ende August andauern, aber für den Rest von uns kann wahre Dunkelheit den ganzen Monat über genossen werden.  Für die Leser in der südlichen Hemisphäre ist der Mittwinter vorbei und die Nächte werden kürzer.  Aber wo auch immer Sie sich in der Welt befinden, es gibt viel zu sehen.Bitte beachten Sie die Zeitangaben : 

BST  British Summer Time (Sommerzeit) + 1 Stunde = MESZ  Mitteleuropäische Sommerzeit

00:00 – 12:00 Uhr = AM

12:00 – 00:00 Uhr = PM

 

Das Sonnensystem

Der Mond

Der Mond beginnt den August an den Grenzen der Sternbilder Wassermann (Aquarius) und Fische (Pisces), wenige Tage nach der Vollmondphase; am Abend des 1. August geht er kurz vor 23.00 Uhr auf (BST = British Summer Time). So kurz nach Vollmond ist das natürlich nicht die beste Zeit für Deep Sky-Beobachtungen oder für das Ablichten von lichtschwächeren Himmelsobjekten ohne entsprechende Schmalbandfilter.

Am 4. August erreicht der Mond als abnehmender Halbmond sein letztes Viertel; er befindet sich jetzt im Sternbild Walfisch (Cetus), das nicht zu den 12 Zodiak-Tierkreiszeichen gehört.

Der Mond wird am 11. August, beim Zusammentreffen mit der Sonne an den Grenzen der Sternbilder Löwe (Leo) und Krebs (Cancer), zum Neumond, und im Anschluss daran zu einem Abendobjekt. Am Abend des 14. August kann man den sehr dünnen Neusichelmond beobachten, wie er sich, knapp nach Sonnenuntergang, im Sternbild Jungfrau (Virgo) an der Seite von Venus aufhält, wobei beide Himmelskörper ungefähr 5 Grad voneinander entfernt sind (beobachtet von einem europäischen Standpunkt aus).

Mond und Venus, Sonnenuntergang

Mond und Venus, Sonnenuntergang, 14. August. Image created with SkySafari 5 for Mac OS X, ©2010-2016 Simulation Curriculum Corp., skysafariastronomy.com.

Am 18. August erreicht der Mond im Sternbild Jungfrau als zunehmender Halbmond sein 1. Viertel; er befindet sich dabei schon an den Sternbildgrenzen von Skorpion (Scorpius) und Waage (Libra). Drei Tage später zieht er in nordöstlicher Richtung nahe an Saturn vorbei, in einem Abstand von ungefähr 5 Grad.

Am 26. August wird der Mond, jetzt im Sternbild Wassermann, zum Vollmond. Wie schon zu Monatsbeginn, so ist natürlich auch jetzt die Zeit für Beobachtungen oder Astrofotografie nicht ideal.

Der Mond beendet den August als zunehmender Dreiviertelmond an den Sternbildgrenzen von Walfisch und Widder (Aries).

Merkur

Zu Beginn des Monats ist der innerste Planet eine +3,0 mag. helle, 11 Bogensekunden im Durchmesser große und eine zu 7% beleuchtete Scheibe. Zu diesem Zeitpunkt, an dem der Planet 13 Grad von der Sonne entfernt ist und tiefer als die Sonne am Himmel steht (beobachtet von der gemäßigten nördlichen Hemisphäre aus), ist er nicht beobachtbar.

Am 9. August erreicht Merkur seine Untere Konjunktion (zwischen Erde und Sonne stehend), wobei der Planet im Süden des Sternbildes Krebs  ca. 5 Grad an unserem Mutterstern vorbeizieht. Danach taucht Merkur am Himmel wieder auf, bleibt allerdings für eine kleine Weile noch unbeobachtbar, bis zu dem Zeitpunkt, an welchem sich der Winkelabstand zwischen Sonne und Merkur deutlich erhöht hat und die Planetenphase größer geworden ist.

Am 26. August erreicht Merkur seinen größten westlichen Abstand, und damit haben sich die Beobachtungskriterien deutlich verbessert. Der Planet ist nun mit einer Helligkeit von +0,0 mag. und einer Größe von 7,5 Bogensekunden im Durchmesser eine zu 40% beleuchtete Scheibe, die bei Sonnenaufgang 15 1/2 Grad hoch im Osten steht (beobachtet von 51 Grad Nord).

Zum Monatsende hin zeigt der Planet eine Helligkeit von –0,6 mag. und eine Größe von 6,7 Bogensekunden im Durchmesser, bei einer Beleuchtungsphase von 57%. Merkur steht bei Sonnenaufgang nun 14 1/2 Grad hoch in der Morgendämmerung (beobachtet von 51 Grad Nord).

Merkur bei Sonnenaufgang

Merkur bei Sonnenaufgang, 31.August. Image created with SkySafari 5 for Mac OS X, ©2010-2016 Simulation Curriculum Corp., skysafariastronomy.com.

Venus

In den ersten Augusttagen finden wir Venus an den Sternbildgrenzen von Jungfrau und Löwe. Der Planet zeigt sich als eine –4,2 mag. helle, 20,6 Bogensekunden im Durchmesser große und zu 56,6% beleuchtete Scheibe, die bei Sonnenuntergang knapp unter 13 Grad hoch westlich am Himmel steht (beobachtet von 51 Grad Nord).

Der 17. August ist, was Venus betrifft, schon ein besonderer Tag. Zunächst erreicht der Planet seinen größten östlichen Abstand von der Sonne. Zu diesem Zeitpunkt steht der Planet in einem fast (obleich nicht ganz genau) 90° Winkel von der Sonne, aus unserer Perspektive gesehen. Der Planet zeigt sich uns an diesem Tag als eine –4,2 mag. helle, 24,4 Bogensekunden im Durchmesser große und zu 48,7% beleuchtete Scheibe, die bei Sonnenuntergang knapp unter 10 Grad hoch am Himmel steht (beobachtet von 51 Grad Nord). Wenn man den Planeten an diesem speziellen Tag vom Äquator aus beobachtet, dann steht Venus bei Sonnenuntergang noch beträchtlich höher am Himmel, da der Abstand des Planeten zur Sonne jetzt bei 45 1/2 Grad liegt. Diese Gradzahl wird sich von diesem Zeitpunkt an beständig verringern, da Venus sich auf ihrer inneren Umlaufbahn auf uns zubewegt.Der Planet wird dabei größer und heller, wobei sich allerdings die Beleuchtungsphase nach und nach perspektivisch verkürzt.

Venus bei größter östlicher Elongation bei Sonnenuntergang

Venus bei größter östlicher Elongation bei Sonnenuntergang am 17.August. Image created with SkySafari 5 for Mac OS X, ©2010-2016 Simulation Curriculum Corp., skysafariastronomy.com.

Zum Monatsende hin finden wir Venus mit einer beeindruckenden Helligkeit von –4,4 mag. 1 1/3 Grad südlich des Sterns Spica, auch Alpha Virginis, des hellsten Sterns im Sternbild Jungfrau. Für Beobachter in der gemäßigten nördlichen Hemisphäre ist es sehr schade, dass der Planet bei Sonnenuntergang mit knapp unter 7 1/2 Grad Höhe dabei sehr tief am Himmel steht (beobachtet von 51 Grad Nord). Der Planet zeigt sich zu diesem Zeitpunkt als eine 29,1 Bogensekunden im Durchmesser große Scheibe, die zu 40,5% beleuchtet ist.

Mars

Im Anschluss an seine Juli-Opposition hat Mars seinen Zenit an Helligkeit und Größe überschritten, bietet aber immer noch eine phantastische und praktisch nicht zu verfehlende Möglichkeit zur Beobachtung, egal wo immer Sie sich auch auf der Welt befinden mögen. Der Planet befindet sich in den südwestlichen Bereichen des Sternbildes Steinbock (Capricornus) und erschließt sich deshalb besser in den Okularen, je südlicher auf Erden Sie sich aufhalten. Am 1. August steht der Rote Planet an seinem Durchgangspunkt 12 3/4 Grad hoch im Süden (beobachtet von 51 Grad Nord) bei einer beeindruckenden Helligkeit von –2,8 mag. und einer Größe von 24,3 Bogensekunden im Durchmesser.

Mars at transit point

Mars at transit point, 1st August. Image created with SkySafari 5 for Mac OS X, ©2010-2016 Simulation Curriculum Corp., skysafariastronomy.com.

Mars, Phobos und Deimos, 11.30pm am 1. August.

Mars, Phobos und Deimos, 11.30pm am 1. August. Mars zeigt seinen Südpol und Helas Basin, weiter unten rechts. Image created with SkySafari 5 for Mac OS X, ©2010-2016 Simulation Curriculum Corp., skysafariastronomy.com.

In der Monatsmitte haben sowohl die Helligkeit des Planeten, auf –2,5 mag., als auch die Größe, auf 23,4 Bogensekunden im Durchmesser, abgenommen. Die Planetenscheibe steht nun bei ihrem Durchgang, der kurz nach 23.30 Uhr erfolgt (BST, beobachtet von 51 Grad N), auf knapp über 12 Grad hoch am Himmel.

Gegen Ende des Monats beendet Mars seinen scheinbar gegenläufigen Umlauftakt innerhalb der Ekliptik – es sieht von der Erde so aus, als wenn sich der Planet innerhalb seiner Umlaufbahn westwärts bewegen würde (anders als die gewöhnlich zu beobachtende Wanderung der meisten Planeten ostwärts hin), und während dies geschieht, bewegt sich Mars kurz innerhalb des Sternbildes Schütze (Sagittarius). Bei endgültiger Beendigung des gegenläufigen Umlauftaktes steigt der Planet weiter nördlich in den Himmel. Am 31. August hat Mars eine Helligkeit von –2,1 mag. und eine Größe von 20,9 Bogensekunden im Durchmesser. Der Planet steht bei seinem Durchgang um 22.29 Uhr BST nun 12 2/3 Grad hoch am Himmel (beobachtet von 51 Grad Nord).

Jupiter

Zu Beginn des Monats befindet sich Jupiter im Sternbild Waage und zeigt sich als eine –2,1 mag. helle und 37,8 Bogensekunden im Durchmesser große Scheibe. Bei seinem Durchgang um 19.06 Uhr (BST, beobachtet von 51 Grad Nord) steht der Planet knapp über 23 1/2 Grad hoch am Himmel.

Jupiter, der seine gegenläufige Umlaufbahn am Himmel für dieses Jahr Anfang / Mitte Juli beendet hat, ist zu seiner so genannten rechtsläufigen Bewegung (prograde direction) – von West nach Ost innerhalb der Ekliptik – zurückgekehrt. Aufgrund dieses Wechsels sinkt der Planet weiter nach Süden und wird für die Beobachter der nördlichen Hemisphäre weiter gemächlich an Höhe verlieren.

Um die Monatsmitte hat Jupiter mit –2,0 mag. leicht an Helligkeit verloren, und seine Größe hat nach  36,3 Bogensekunden im Durchmesser abgenommen. Der Planet geht um 13.34 Uhr auf und hat seinen Durchgang ungefähr um 18.16 Uhr (BST, beobachtet von 51 Grad Nord), wobei er zu diesem Zeitpunkt knapp über 23 Grad hoch südlich am Himmel steht. Jupiter geht kurz vor 23.00 Uhr unter, was auch das Ende der Abendbeobachtung bedeutet.

Jupiter und Mond in Konjunktion

Jupiter und Mond in Konjunktion, früher Abend, 17. August. Image created with SkySafari 5 for Mac OS X, ©2010-2016 Simulation Curriculum Corp., skysafariastronomy.com.

Jupiter Io und der GRFbeim Transit/Durchgang

Jupiter Io und der GRFbeim Transit/Durchgang, früher Abend, 18. August. Image created with SkySafari 5 for Mac OS X, ©2010-2016 Simulation Curriculum Corp., skysafariastronomy.com.

Am 31. August hat die Größe Jupiters auf 34,8 Bogensekunden im Durchmesser abgenommen, wobei auch die Helligkeit nach –1,9 mag. ganz leicht gesunken ist. Der Planet get jetzt kurz nach 12.42 Uhr (BST) auf und hat seinen Durchgang um 17.20 Uhr, wobei er knapp über 22 1/2 Grad hoch im Süden am Himmel steht (beobachtet von 51 Grad Nord). Jupiter geht jetzt kurz vor 22.00 Uhr unter (weiterhin beobachtet von 51 Grad Nord).

Saturn

Während des Monats August ist Saturn für abendliche Observationen relativ gut positioniert, wobei er knapp nach 18.30 Uhr (BST) aufgeht und seinen Durchgang ungefähr 4 Stunden später hat. Mit seiner Helligkeit von +0,2 mag. und seiner Größe von 18 Bogensekunden im Durchmesser sollte der Planet ein weltweit gutes Ziel für Beobachtungen im August abgeben. Allerdings haben wir hier in den gemäßigten nördlichen Breitengraden noch die relativ schlechtesten Beobachtungsbedingungen, während sich überall sonst wo auf der Welt der Herr der Ringe als eine Freude für jeden Himmelsleser darstellt. Mit weit geöffneten Ringen und etlichen leicht aufzufindenden Monden macht der Planet in allen Okularen eine gute Figur.

Mitte des Monats haben sowohl Größe (17,7 Bogensekunden im Durchmesser) als auch Helligkeit (+0,3 mag.) abgenommen.

Saturn und innere Monde

Saturn und innere Monde, Durchgangspunkt aus UK (9.36pm BST), 15. August. Image created with SkySafari 5 for Mac OS X, ©2010-2016 Simulation Curriculum Corp., skysafariastronomy.com.

Am 31. August ist Saturn noch +0,4 mag. hell und hat eine Größe von 17,3 Bogensekunden im Durchmesser. Der Planet geht kurz nach 16.30 Uhr auf und hat seinen Durchgang um 20.31 Uhr, wobei er ungefähr 16 Grad hoch im Süden am Himmel steht (beobachtet von 51 Grad Nord).

Uranus und Neptun

Die äußeren Gasriesen kann man am besten am Morgen beobachten, obwohl beide Planeten in den ersten Augusttagen am späten Abend aufgehen (beobachtet von der Perspektive der gemäßigten nördlichen Hemisphäre). Im Hinblick auf die jeweilige Helligkeit beider Planeten (+5,8 mag. für Uranus; +7,8 mag. für Neptun) scheint es doch realistisch zu sein, optische Hilfe bei der Beobachtung beider Planeten in Anspruch zu nehmen (es wäre technisch jedoch durchaus möglich, unter idealen Beobachtungsbedingungen Uranus mit dem bloßen Auge sehen zu können).

Relative Positionen von Uranus und Neptun

Relative Positionen von Uranus und Neptun, 15. August. Image created with SkySafari 5 for Mac OS X, ©2010-2016 Simulation Curriculum Corp., skysafariastronomy.com.

Während des gesamten August-Monats befindet sich Uranus im Sternbild Widder und trifft dort am Morgen des 4. August auf den abnehmenden Sichelmond, der in 5 Grad Entfernung südlich am Planeten vorbeizieht.

Neptun befindet sich im Sternbild Wassermann und geht früher auf als sein Nachbar Uranus. Gegen Ende des Monats, am Morgen des 27. August, befindet sich der volle Mond knapp 6 Grad südlich von Neptun. Das Streulicht des Mondes wird die Beobachtung des äußeren Gasriesens zwar erheblich beeinflussen, auf der anderen Seite dient der Mond aber auch als nützlicher Wegweiser zu ihm hin am frühmorgendlichen Himmel. Am Monatsende ist es dann nur noch eine Woche hin zur Neptun-Opposition – aber auch diesmal wird der große Abstand zwischen der Erde und dem Rand unseres Sonnensystems keinerlei Aufschlüsse über Unterschiede von Größe und Helligkeit des Planeten zulassen.

Kometen

Der aus der Perspektive der nördlichen Hemisphäre die ganze Nacht hindurch sichtbare periodische Komet 21P/Giacobini-Zinner wird während des August-Monats sehr schnell immer heller werden. Der Komet hat seine Reise im Sternbild Kassiopeia begonnen und strebt jetzt in östlicher Richtung weiter, wobei er am 19. August in das Sternbild Giraffe (Camelopardalis) wechselt. An diesem Punkt kommt die Beobachtung des Kometen mit dem bloßen Auge an ihre Grenzen, allerdings können höchstwahrscheinlich ein sehr dunkler Himmel, ein schwacher Mond und, wenn es gar nicht anders mehr geht, gute Ferngläser helfen, den Kometen zu erkennen. Sicher bietet die zweite August-Woche die beste Gelegenheit, den Kometen zu entdecken, da sich dann der Mond in seiner Neumondphase befindet. Gegen Ende des Monats wird der Komet kurz in das Sternbild Perseus eintauchen, um dann den Monat knapp westlich des Sterns Capella im Sternbild Fuhrmann (Auriga) zu beenden. Obwohl der Komet sich jetzt heller präsentiert, so ist seine Beobachtung durch die Präsenz des gewölbten Dreiviertelmondes im nahen Sternbild Walfisch doch eher schwieriger geworden. In den frühen September-Tagen erreicht Giacobini-Zinner seine größte Helligkeit, ist aber schon seit Ende August zügig auf dem Weg in den Süden. Falls Sie also in der nördlichen Hemisphäre beheimatet sind, so sollten Sie schon vorher mit der intensiven Beobachtung beginnen.

Giacobini-Zinner Pfad im August 2018

Giacobini-Zinner Pfad im August 2018. Kometenposition gerechnet für 1. August. Image created with SkySafari 5 for Mac OS X, ©2010-2016 Simulation Curriculum Corp., skysafariastronomy.com.

Zum Zeitpunkt der Berichterstellung erfährt der Komet C/2017 S3 PanSTAARS seinen zweiten bedeutenden Helligkeitsausbruch und hat dadurch an Helligkeit erheblich zugelegt. Die Helligkeit des Kometen ist an sich relativ schwach, aber falls sich weitere Ausbrüche ereignen sollten, so könnten diese dazu führen, dass der Komet das Stadium der visuellen Sichtbarkeit mit dem bloßen Auge in der ersten Woche im August erreichen würde. Verschiedene Quellen haben darüber berichtet, dass angenommen wird, der Komet sei ein "Besucher" der Oortschen Wolke (the Oort Cloud) und dass es eher unwahrscheinlich sei, dass er schon vorher das Innere unseres Sonnensystems betreten haben kann, was auch sein fehlendes Potential für größere Ausgasungen erklären würde. Wie auch immer, der vor kurzem stattgefundene Helligkeitsausbruch läßt uns hoffen, dass der nächste Perihel (die größte Sonnennähe) Mitte August mit einer Entfernung von der Sonne von nur 0,2 AE (= astronomische Einheiten), das sind ca. 31 Millionen km, uns mit näheren Informationen über den Kometen versorgen wird. Der Komet befindet sich also Mitte August sehr nahe an der Sonne (und ist im morgendlichen Zwielicht gar nicht zu erkennen), und man hat also nur zu Beginn des Monats August eine reelle Chance, den Kometen zu beobachten. Danach taucht er durch die Sternbilder Zwillinge (Gemini) und Fuhmann schnell nach Süden ab (übrigens nicht weit entfernt vom Kometen Giacobini-Zinner).

C/2017 S3 PanSTARRS Pfad, August 2018.

C/2017 S3 PanSTARRS Pfad, August 2018. Kometenposition gerechnet für 1. August. Image created with SkySafari 5 for Mac OS X, ©2010-2016 Simulation Curriculum Corp., skysafariastronomy.com.

Meteore

Ohne den Perseiden Meteorschwarm würden wir uns nicht im Monat August befinden, denn dieser jährlich wiederkehrende Meteorstrom erfreut uns in diesem Jahr von Mitte Juli bis Ende August.

Der Meteorschauer erreicht am 12. August seinen maximalen Sternschnuppen-Ausstoß. Im letzten Jahr lag der maximale ZHR-Ausstoß (Anzahl sichtbarer Meteore pro Std.) bei ca. 120 Meteore, und in diesem Jahr rechnen wir mit einer etwas weniger spektakulären Ausstoß-Show, die sich im Bereich von ca. 60 bis 70 Meteore pro Std. bewegen wird. Aber, und das ist erfreulich, anders als im letzten Jahr wird der Mond, ansonsten die Nemesis für Meteorschwarm-Beobachtungen, diesmal nicht dabei sein, um "die Party zu stören". Um die Zeit des maximalen Ausstoßes befindet er sich in der Neumondphase und ist somit "sicher aus dem Weg geräumt". Wie in jedem August sollte auch jetzt die Gelegenheit zur fotografischen Erfassung des Meteorschwarms ergriffen werden, wobei Sie sicherstellen sollten, sich möglichst am dunkelsten Punkt in ihrem Gebiet aufzuhalten, um das Beste der Perseiden zu fotografieren. Denn sogar in Stadtzentren können sich die hellsten Meteore der Perseiden noch gegen die schlimmste Lichtverschmutzung durchsetzen, wobei sie in Bezug auf die Helligkeitswerte sich immer noch in den Minusgraden befinden, was bedeutet, dass sie es mit den hellsten Planeten aufnehmen können.

Perseiden-Meteor über Südwest-London

Perseiden-Meteor über Südwest-London. Image Credit: Kerin Smith

Deep Sky-Höhepunkte

Eine "Bergwanderung" auf dem Rückgrat der Milchstraße

Im letzten Monat haben wir uns auf den ausgedehnten Flächen des Sternbildes Schlangenträger (Ophiuchus) umgesehen und dabei die Reichtümer an Kugelsternhaufen bewundert. In diesem Monat bewegen wir uns weiter ostwärts und besteigen dann, nördlich der zentralen Wölbung, das Rückgrat der Milchstraßen-Galaxie, um uns auf diesem Himmelsweg einige der unzähligen Objekte anzusehen.

Die erste Konstellation, zu der wir kommen, ist das winzig kleine Sternbild Schild (Scutum). Dieses Sternbild beinhaltet zwei nennenswerte Objekte, beides offene Sternhaufen; einmal den lichtschwächeren M26 und dann den wunderbaren M11, auch genannt den Wildentenhaufen (Wild Duck Cluster). M26 hat eine Größe von 7 Bogenminuten im Durchmesser und ist mit einer Helligkeit von +8,0 mag. wahrlich nicht einer der hellsten Sternhaufen in diesem Gebiet. Der Grund dafür mag interstellare Materie sein, die Teile des Sternhaufens verdunkelt – ein ebenso plausibler wie geläufiger Vorgang bei Objekten, die sich auf oder nahe den Ebenen unserer Galaxie befinden. Wenn diese Materie nicht vorhanden wäre, dann würde sich M26 uns wahrscheinlich größer und heller präsentieren als es jetzt der Fall ist. Mit Ferngläsern kann man den Sternhaufen entdecken, und kleinere Teleskope zeigen uns deutlich seine ca. 30 Sternenmitglieder. Man nimmt an, dass M26 ungefähr 5200 Lichtjahre von uns entfernt liegt.

Der Nachbar von M26, der offene Sternhaufen M11, liegt knapp unter 3,5 Grad nordöstlich von M26 entfernt. Während M26 ein relativ kleiner Sternhaufen ist, so ist der Wildentenhaufen, wie M11 auch allgemein genannt wird, ein sehenswertes und ergiebiges Objekt mit einer Helligkeit von +5,80 mag. und einer scheinbaren Größe von 14 Bogenminuten im Durchmesser und, unter Berücksichtigung der vorhandenen Ausläufer, sogar bis zu 32 Bogenminuten groß. Der Hauptteil des Sternhaufens bedeckt eine Fläche, die ca. 1/3 des Monddurchmessers umfasst, und macht M11 damit zu einem markanten Gebilde in dieser Himmelsregion. M11 wurde 1681 vom deutschen Astronomen Gottfried Kirsch entdeckt und 1764 dem Messier-Katalog hinzugefügt. Es war der bekannte britische Admiral und Astronom William Henry Smyth, der als erster vorschlug, dem Sternhaufen den Spitznamen "Wildentenhaufen" zu geben, den er aus der fächerförmigen Struktur des Sternhaufens ableitete, der ihn an einen "Wildentenflug" erinnerte. Wenn man M11 in einem Teleskop oder mit Ferngläsern erkundet, dann scheint die "V"-Form des Sternhaufens in eine östliche Richtung zu deuten, obwohl hier noch keine klare Abgrenzung zu erkennen ist. Man schätzt das Alter von M11 auf ungefähr 250 Millionen Jahre und seine Entfernung zu uns auf ca. 6000 Lichtjahre. Die Gesamtzahl seiner Sterne liegt bei knapp 3000, obgleich davon nur ungefähr 500 in Amateur-Instrumenten zu sehen sind. Aber M11 ist auf jeden Fall ein lohnenswertes Beobachtungs-Objekt, das man mit jedem nur erdenklichen astronomischen Hilfsmittel erkunden sollte.

M11 - European Southern Observatory / ESO

M11 - European Southern Observatory / ESO. Creative Commons.

Weiter nördlich vom Sternbild Schild kommen wir zum bedeutenden Sternbild Aquila, dem Adler. Trotz seiner Größe und seiner hervorstechenden Position entlang der Milchstraßen-Ebene, gibt es in diesem Sternbild sehr wenig an wesentlichen Deep Sky-Objekten. Das bemerkenswerteste Objekt ist der interessante planetarische Nebel NGC 6741, auch bekannt unter dem Namen "The Phantom Streak Nebula" (in etwa: der unsichtbare Strahlen- oder Blitznebel). Dieser planetarische Nebel hat eine Helligkeit von +11,69 mag. und eine sehr kleine Größe (wie bei so vielen planetarischen Nebeln) von gerade einmal 0,1 Bogenminuten Breite. Er wurde 1882 vom amerikanischen Astronomen Edward Charles Pickering entdeckt. Der Nebel sieht aus wie ein Geister-Parallelogramm und ist kein leichtes Beobachtungsobjekt, aber seine wie ein Kokon aussehende Struktur kann von Beobachtern mit Zugang zu großen Teleskopen entdeckt werden. Es ist ein sehr lohnenswertes Ziel für all diejenigen, die die Möglichkeit haben, es finden zu können. Die Entfernung von NGC 6741 zur Erde ist umstritten. Einige Quellen geben 7.000 Lichtjahre Distanz an, andere Quellen sehen den Nebel in einer Entfernung von nur ca. 5.000 Lichtjahren. Der Phantom Streak-Nebel ist auch deshalb bemerkenswert, weil die Möglichkeit besteht, dass dem zentralen Stern des Nebels, ein Weißer Zwerg, Überbleibsel eines sonnenähnlichen Sterns, der Wasserstoff ausgeht und er seine Leuchtkraft verliert. Dies bedeutet, dass der NGC 6741 in seiner jetzigen Form nicht mehr länger sichtbar sein wird, ein Zeichen dafür, dass wir in einem dynamischen Universum leben. Nehmen wir also noch alles mit, was es noch zu beobachten gibt!

NGC 6741 - HST Bild

NGC 6741 - HST Bild. Public Domain.

Wenn wir am Hauptstern des Sternbildes Adler, den Altair, der den untersten Stern des berühmten Sommer-Dreiecks bildet (welches auch den Stern Vega im Sternbild Leier und den Stern Deneb im Sternbild Schwan beinhaltet), hinaufgehen, kommen wir in einer kurzen östlichen Kurve zu der kleinen Konstellation des Delphins (Dolphin, lat. Delphinus). Diese schöne kleine Ansammlung von Sternen, welche nicht einmal besonders hell sind, kann jedoch bei sehr dunklen Bedingungen leicht ausgemacht werden. Das drachenförmige Arrangement von vier Sternen sowie der Schwanz des Delphins, gekennzeichnet durch den augenfälligen blauen Stern Epsilon Delphini, sind unverkennbar.

Delphinus beinhaltet zwei Kugelsternhaufen, die beide nicht besonders hell, aber doch von großem Interesse sind. NGC 6934 ist der südlichere von beiden und befindet sich mit knapp unter 11 Grad beinahe genau östlich von Altair. Mit einer Helligkeit von +8,8 mag. und einem Durchmesser von 1,4 Bogenminuten ist er nicht besonders herausragend, bedingt durch seine Position im reichen Sternenfeld der Milchstraße. Mit kleinen Teleskopen kann man den Sternhaufen als einen weichen, unbestimmbaren Lichtball erkennen, aber etwas größere Instrumente zeigen dem Beobachter dann schon die kleinsten Details. Der Kugelsternhaufen liegt über 50.000 Lichtjahre von uns entfernt. Er war eine von vielen Entdeckungen des britisch-deutschen Astronomen William Herschel, der NGC 6934 im Jahre 1785 zuerst katalogisierte.  

NGC 6934 - HST Bild

NGC 6934 - HST Bild. Public Domain.

Herschel entdeckte auch den Kugelsternhaufen NGC 7006, welcher sich ca. 11 Grad nordöstlich von NGC 6934 befindet. Mit einer Helligkeit von +10,56 mag. ist er einer der blasseren Kugelsternhaufen in unserer Galaxie. Diese Blässe wird verständlich, wenn wir bedenken, dass NGC 7006 in einer erstaunlichen Entfernung von 135.000 Lichtjahren von uns lokalisiert ist. Dieser Kugelsternhaufen wird von verschiedenen Beobachtern als ziemlich "kometengleich" beschrieben, was sein Aussehen betrifft. Mit einer kondensierten zentralen Region und einem Lichthof von Sternen ist er in der Tat nicht so leicht zu unterscheiden wie es seine Nachbar-Sternhaufen sind. Man braucht schon ein sehr großes Teleskop mit einer 16+-Zoll-Öffnung, um die einzelnen Sterne in diesem wirklich herausfordernden Objekt aufzulösen.

NGC 7006 - HST Bild

NGC 7006 - HST Bild. Public Domain.

Das Sternbild Delphin beinhaltet ebenso einen guten Planetarischen Nebel: den Blue Flash bzw. NGC 6905. Dieser Nebel ist in kleineren Teleskopen leichter zu erkennen als jeder der vorgenannten Kugelsternhaufen. NGC 6905 wird jedoch tatsächlich häufiger übersehen, und dies aufgrund seiner Nähe zum Planetarischen Nebel M 27 (von dem später noch zu lesen sein wird). Der Blue Flash verdient jedoch größere Beachtung. Er hat die Form eines blau-weißen Lichtballs, mit ausgedehnten Lappen an jeder Seite; er ist +10,89 mag. hell und hat eine Größe von 0,8 x 0,6 Bogenminuten; seine Entfernung zur Erde beträgt 2.200 Lichtjahre. Größere Teleskope sind in der Lage, mehr von der unebenen Form und dem zentralen Stern des Objektes zu zeigen. Für manche hat es eine eindeutige Eiform.

NGC 6905  HST Bild

NGC 6905 HST Bild. Public Domain.

Knapp unter 7 Grad westlich des Blue Flash, über die Grenze hinweg in das Sternbild Pfeil (Sagitta), liegt ein weiterer Kugelsternhaufen; der M 71.

M71 - HST Bild

M71 - HST Bild. Public Domain.

Im Jahre 1746 vom Schweizer Astronomen Jean Philippe Loys de Cheseaux entdeckt, ist der M 71 ein in seiner Struktur sehr loser Sternhaufen, der vielleicht auch deshalb verständlicherweise für einen längeren Zeitraum zunächst als ein offener Sternhaufen klassifiziert worden war. Mit Ferngläsern kann man es schon gut erkennen, aber kleinere Teleskope lösen den Sternhaufen dann in Sterne auf. Mit einer Größe von 3,3 Bogenminuten im Durchmesser und einer Helligkeit von +8,18 mag. ist der M 71 schon ein eigentümliches Gebilde: sein spektraler Aufbau und die Streuung unterschiedlicher Sternentypen erinnern eher an einen offenen Sternhaufen, obwohl Beobachtungen der Radialgeschwindigkeiten seiner einzelnen Sterne auf seine kugelsternförmige Natur hinweisen. Für einen Kugelsternhaufen ist M 71 relativ jung, man nimmt an, dass er "nur" 9 Milliarden Jahre alt ist.

Wenn wir uns weiter nach Westen zuwenden, über die Grenze hinweg in das Sternbild Fuchs (Vulpecula), dann kommen wir zu einem der wohl berühmtesten Sternhaufen am ganzen Himmel - dem Collinder 399 (Cr 399), auch bekannt unter dem Namen Brocchis Haufen bzw. "Kleiderbügel" (Coathanger) - aus naheliegenden Gründen! Die Sterngruppe des Kleiderbügels beinhaltet 10 helle Sterne, von denen einer eine orange-gelbe Farbe hat, die sehr schön mit der blau-weißen Farbe der anderen neun Sterne kontrastiert. Mit seiner beeindruckenden Größe von 89 Bogenminuten im Durchmesser ist der Kleiderbügel ein beständiger Beobachtungsfavorit für Ferngläser; er ist allerdings am besten zu beobachten mit weitwinkligen Optiken bei geringer Vergrößerung. Seine merkwürdige Erscheinung erzeugt fast immer ein Schmunzeln im Beobachterkreis, da er einer der besten Himmelsscherze darstellt.

Der Kleiderbügel (Coathanger), Collinder 399.

Der Kleiderbügel (Coathanger), Collinder 399. Image created with SkySafari 5 for Mac OS X, ©2010-2016 Simulation Curriculum Corp., skysafariastronomy.com.

Vom Lächerlichen hin zum Großartigen; das nächste Objekt ist eines der besten Beispiele für diesen Typus am gesamten Firmament - M 27, der Dumbbell-Nebel, oder auch der Hantelnebel. Dieser Planetarische Nebel befindet sich 8 1/3 Grad östlich des Kleiderbügels und stellt ein wirklich lohnenswertes Beobachtungsobjekt für jedes Teleskop dar. Kleinere Teleskope zeigen den Nebel als einen ausgedehnten glühenden Behälter. Größere Blenden "schälen" dann mehr und mehr von der unverkennbaren Form des "Apfelkerns" heraus. Bilder mit Langzeit-Belichtung zeigen das ganze Objekt, einschließlich seiner geisterhaften äußeren Schichten, wunderschönen Farben sowie der komplexen inneren Struktur. Der Dumbbell-Nebel ist ein echtes Messier-Objekt, da er von Charles Messier im Jahre 1764 selbst entdeckt wurde. Der Nebel ist im Durchmesser halb so groß wie der Mond und ist +7,09 mag hell. Er ist sicher eines der hervorstechendsten Beispiele seiner Art am Himmel.

M2

M2. Bildrechte: Mark Blundell.

Wir sehen M 27 von der Seite - somit stellt das Objekt eine weniger-als-planetarische Form dar. Würden wir es von einem entgegengesetzten Blickwinkel aus betrachten, dann wäre das Objekt ringförmig. Aber wir haben Glück, dass die innere Struktur des Nebels von unserer Perspektive aus betrachtet so klar definiert ist. Über die Entfernung von M 27 ist schon heftig diskutiert worden, aber nun scheint man sich auf ungefähr 1.200 bis 1.700 Lichtjahre geeinigt zu haben. Der Nebel ist mit einem angenommenen Alter von 3 - 4.000 Jahren noch relativ jung. M 27 ist ein leicht aufzufindendes Objekt und sollte von keinem Beobachter verpasst werden.

NGC 6885 ist ein weiterer Bewohner des Sternbildes Fuchs und liegt 4 2/3 Grad nordöstlich des Dumbbell-Nebels. Er ist ein offener Sternhaufen mit einer Helligkeit von +8,10 mag. und einer Größe von 20 Bogenminuten. Obgleich NGC 6885 nicht sehr hell ist, kann er mit Ferngläsern leicht lokalisiert werden, wobei größere Gläser die Beobachtung wesentlich erleichtern. Dieser Sternhaufen beinhaltet über fünfzig Sternenmitglieder, und er liegt ca. 1.900 Lichtjahre von uns entfernt.

Achteinhalb Grad nordöstlich von NGC 6885, über die Grenze hinweg im Sternbild Schwan (Cygnus),befindet sich das bezaubernde Objekt des Schleiernebels (the Veil Nebula, auch Cirrusnebel genannt). Der so genannte Veil-Complex ist eine Ansammlung von Emissions- und Reflexionsnebeln, welche die Überreste einer Supernova sind, die vor ca. 8.000 Jahren stattgefunden hat, und die sich jetzt über eine Fläche ausbreiten, welche einen 6 mal größeren Durchmesser hat als der Vollmond. Zu diesen Überresten gehören u. a. die Objekte NGC 6960, 6974, 6979, 6992 und 6995. Mit einer kombinierten Helligkeit von +5,0 mag. wäre es auch möglich, unter idealen Beobachtungsbedingungen, den Schleiernebel mit bloßem Auge zu erkennen, aber sowohl größere Ferngläser als auch Teleskope sind für eine sorgfältige Beobachtung vorzuziehen. Der Schleiernebel liegt unter einem der Flügel des Schwans, nahe dem Stern Epsilon Cygni, auch Gienah genannt (v. arab. "Flügel"). Der hellste Bereich dieses Nebels ist der Filamentnebel NGC 6960, auch bekannt unter dem Namen "Der Hexenbesen" (the Witches' Broom), eindeutig aufgrund seiner besenartigen Form, welche sich am besten in Langzeitbelichtungen zeigt. NGC 6960 beherbergt offensichtlich den Stern 52 Cygni in sich (welcher allerdings tatsächlich der Erde zehnmal näher ist) und macht dadurch diesen Teil des Nebels zu einem leichteren Ziel für Nicht-Go-to-Teleskope. Der Gebrauch von OIII-Filtern scheint für die Beobachtung des Schleiernebels ideal zu sein, da der Nebel auf den Einsatz dieser besonderen Schmalband-Wellenlänge bestens reagiert. Der wundervolle Aufbau des Nebels kann in Teleskopen jeglicher Art beobachtet werden, aber große Instrumente mit verbesserter Energieeffizienz sowie Weitwinkelokulare bringen den Nebel noch besser zur Geltung.

Der östliche Veilnebel.

Der östliche Veilnebel. Bildrechte: Mark Blundell

Wenn wir uns weiter nach Westen begeben, vorbei an einem der schönsten Doppelsterne am gesamten Himmel, dem creme-gelben und cyan-blauen Stern Albireo (Beta Cygni), über die Grenze hinweg in das Sternbild Leier (Lyra), dann finden wir dort zwei bemerkenswerte Objekte; das erste der beiden ist M 56, ein Kugelsternhaufen, der in etwa abstandsgleich zwischen den Sternen Albireo und Sulafat (Gamma Lyrae) liegt. Mit einer Helligkeit von +8,27 mag. hat M 56 eine ähnliche Leuchtkraft wie der bereits vorgenannte M 71, ist mit seiner Größe von 2,2 Bogenminuten im Durchmesser, verglichen mit dem mit 3,3 Bogenminuten größeren M 71, jedoch etwas kompakter und erscheint dadurch auch heller. Beide Objekte wären sicher bekannter, lägen sie nicht so nahe an der Axis unserer Galaxy und somit überschattet von Teilen der Milchstraße.

Ungefähr auf halbem Wege zwischen dem Stern Sulafat und dem mit bloßem Auge sichtbaren Nachbarstern, dem variablen (sich ständig veränderlichen = bedeckungsveränderlichen) Stern Sheliak (Beta Lyrae) liegt eines der Schmuckstücke am Himmel, der wundervolle Ringnebel M 57. Die anhaltende Popularität dieses Deep Sky-Objektes ist teilweise darauf zurückzuführen, dass seine Position so einfach aufzufinden ist. Er sieht aus wie ein ausgedehnter Rauchring, der durch den Weltraum schwebt, und der Ringnebel ist von daher vielleicht das Urbild aller Planetarischen Nebel. Als der Nebel 1779 vom französischen Astronomen Antoine Darquier de Pellepoix entdeckt wurde, war ihm Charles Messier hart auf den Fersen gewesen und hatte den Nebel dann ebenfalls, unabhängig von Darquier, einige Tage später entdeckt. Durch ein Fernglas betrachtet, ist das Ergebnis der Beobachtung eher enttäuschend, aber nimmt man Teleskope mit Vergrößerungen und Zusatzfiltern (besonders der OIII-Filter) zu Hilfe, dann kommt der Nebel, der auch aufgrund seiner vergleichsweise hohen Flächenhelligkeit besonders leicht zu entdecken ist, sehr gut zur Geltung. Natürlich, je größer das eingesetzte Teleskop ist, desto mehr kann der eifrige Beobachter entdecken, aber auch bei Einsatz von kleineren Teleskopen wird man nicht enttäuscht, so lange man mit Vergrößerungen arbeitet.

M57 - HST Bild.

M57 - HST Bild. Public Domain.

Die Entfernung zu M 57 ist immer noch in der Diskussion, wobei neuere Schätzungen betreffend den Zentralstern die Entfernung mit ca. 1.400 bis 4.000+ Lichtjahre angeben - was für eine Bandbreite!

Man tendiert allerdings eher zur 1. Ziffer (das Internet gibt eine Zahl von 2.300 Lichtjahre an). M 57 ist zwischen seinen äußersten Punkten ca. ein Lichtjahr breit, und der Nebel hat eine zylindrische Form, die wir von ihrem Ende aus sehen - ganz im Gegensatz zu dem Blickwinkel von M 27. Man schätzt das Alter des Ringnebels auf ungefähr 5 - 8.000 Jahre.

Zurück im Sternbild Schwan, wo wir das "Rückgrat" der Milchstraße höher nach Norden nehmen und zu einem zugegebenermaßen sehr kleinen, aber trotzdem sehr faszinierenden Objekt kommen: dem Emissionsnebel NGC 6888, genannt der Sichelnebel bzw. Mondsichelnebel. NGC 6888 ist ein heller, kompakter Nebel, welcher die sich ausdehnende Hülle des Wolf-Rayet-Sterns (HD 192163) ist, der seine äußeren Schichten beständig abstößt. Der Nebel glüht deshalb, weil die früheren äußeren Gasschichten des Wolf-Rayet-Sterns zurückkatapultiert wurden in die ursprüngliche Rote Riesen Phase und dabei eine Kollision zwischen schnelleren (energetischeren) und weniger energetischen Solarwinden ausgelöst haben. NGC 6888 hat einen Durchmesser von 25 Lichtjahren und erscheint uns in einer sichelförmigen Gestalt, bei einer Helligkeit von +7,40 mag. Die "Fläche" dieser Sichel ist außerordentlich detailreich, und seine komplizierte Beschaffenheit kann bei Gebrauch von großen Teleskopen mit OIII- und UHC-Filtern genau erkannt werden. Für Astrofotografen ist der Sichelnebel ein wirklich lohnenswertes Objekt.

Sichelnebel, NGC 6888

Sichelnebel, NGC 6888. Image Credit: Mark Blundell

Direkt neben der Sichel, um den Stern Sadr (Gamma Cygni) gruppiert, liegt die riesige Ausdehung des Gamma Cygni Nebels, eines Emissionsnebels. Ein kurzer Blick durch große Ferngläser oder Teleskope von einem geeigneten dunklen Standort aus zeigt IC 1318, wie er auch genannt wird, als einen riesigen Flecken von roter Nebulosität, der ein bisschen größer ist als der Schleiernebel. Da aber dieser Nebel sehr weit auseinandergezogen ist, ist seine Flächen-Helligkeit schon von Natur aus niedrig. Sie kann am besten mit H-Alpha-Filtern isoliert werden, leichter jedoch gelingen Aufnahmen per Langzeit-Astrofotografie. Der Gamma Cygni Nebel breitet sich hinter dem Sichelnebel und dem Stern, dessen Namen er trägt, aus. Der Stern Sadr ist ungefähr 750 Lichtjahre von uns entfernt, wohingegen Schätzungen betreffend die Distanz des Nebels sich in wilden Spekulationen zwischen 2.000 und 5.000 Lichtjahren bewegen. 

Weiter das "Rückgrat" des Schwans hinauf, genau hinter seinem Hauptstern, dem Deneb, liegt ein weiteres riesiges Nebel-System: der Nordamerikanebel (NGC 7000) und, direkt darunter, der Pelikan Nebel (IC5070). Von beiden Nebeln ist der Nordamerikanebel mit +4,0 mag, gegenüber +8,0 mag des Pelikans, unzweifelhaft heller und kann mit großen Ferngläsern von einer dunklen Beobachtungsstelle aus sehr gut erkannt werden. Ein OIII- oder H-Beta-Filter erhöht das Beobachtungsergebnis in Weitwinkel-Teleskopen, aber das Nebel-System spricht nicht sehr gut auf Vergrößerungen an. Beide Nebel sind Teil derselben Gaswolke, welche durch Emissionen des nahegelegenen Sterns Deneb ionisiert worden sein könnte. Falls dies der Fall ist, dann beträgt die Entfernung zu unserem Sonnensystem ungefähr 1.800+ Lichtjahre.

Die "Mexico" Region des Nordamerikanebels, NGC7000.

Die "Mexico" Region des Nordamerikanebels, NGC7000. Bildrechte: Mark Blundell.

Am Ende unseres Exkurses wartet ein etwas kleineres Objekt darauf, näher betrachtet zu werden: der Blinking Planetary, oder NGC 6826. Dieser planetarische Nebel hat einen Durchmesser von 2,1 Bogenminuten und liegt gegenüber des Sterns Iota Cygni. Was die Größe angeht, so ist NGC 6826 minimal größer als der Ringnebel, hat aber die ungefähr gleiche Helligkeit. Das "Blinken" dieses Planetarischen Nebels wird dadurch hervorgerufen, dass bei der intensiven Betrachtung des Zentralsterns das Auge des Betrachters überfordert wird und dabei der Nebel aus dem Blickfeld verschwindet. Wenn man dann etwas daran vorbeischaut, z. B. zum nahen +8,5 mag. hellen Stern im gleichen Betrachtungsfeld, dann erscheint der Nebel wieder. Das ist kein einmaliges Phänomen und wurde auch in anderen kompakten Planetarischen Nebeln, die einen hervorstechenden Zentralstern haben, beobachtet; aber man kann dieses Phänomen am besten im Blinking Planetary erleben. Der NGC 6826 präsentiert optisch zwei hellere Regionen an jeder Seite seiner Scheiben. Diese Regionen sind "Fast Low-Ionization Emission Regions", kurz FLIERs genannt. Das sind Gebiete mit gering ionisierten Gasvorkommen, die sich mit Überschallgeschwindigkeit bewegen, im Gegensatz zu dem sie umgebenden Nebel. Es wird angenommen, dass diese Gebiete so verdichtet sind, dass der Ionisationseffekt der UV-Strahlung, ausgestoßen durch den Mutterstern, nicht in diese Gebiete eindringen kann. Der Blinking Planetary und der Saturn Nebel sind zwei der bekanntesten Beispiele von Planetarischen Nebeln, die diese FLIERs aufweisen.

NGC 6826 - HST Bild.

NGC 6826 - HST Bild. Public Domain.

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