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Besonderheiten des Himmels für den Monat Mai

Anfang Mai sind wir keine zwei Monate mehr vom Mittsommer der nördlichen Hemisphäre entfernt und keine zwei Monate entfernt vom Mittwinter für die Bewohner der südlichen Hemisphäre. Für die Himmelsleser in den mittleren nördlichen Breitengraden, d. h., für fast ganz Europa und Nordamerika, bedeutet dies eine Art Anstoßeffekt, hinsichtlich von Sonnenaufgang und –untergang. Die Beobachter in den mittleren bis nördlichen Breitengraden werden feststellen, dass die bis dahin tiefe Dunkelheit jetzt relativ schnell nachlässt, und zwar aufgrund des Verhältnisses des Rotationswinkels der Erdachse zur Ebene unseres Sonnensystems. Für die Beobachter um den 50. Breitengrad Nord beginnt am 1. Mai die Abenddämmerung kurz vor 23 Uhr (11 PM) und endet um kurz nach 03 Uhr (3 AM) am nächsten Morgen. Um den 14. Mai beginnt die astronomische Abenddämmerung um 23.46 Uhr und endet um 02.11 Uhr. Und gegen Ende des Monats gibt es um diesen Breitengrad herum keine Abenddämmerung mehr und auch kein Morgengrauen, denn die Sonne geht nie mehr als 18 Grad unterhalb des Horizonts unter, so dass die echte astronomische Dunkelheit hier nie erreicht werden kann. Dies hat natürlich eine Art Kettenreaktion zur Folge, was die Beobachtung und die Abbildung von schwächeren Deep Sky-Objekten betrifft, hat aber glücklicherweise keine Auswirkungen auf hellere Objekte des Sonnensystems. Mit der für den nächsten Monat zu erwartenden Saturn-Opposition und der gerade jetzt für Beobachtungen ausgezeichneten Position des Jupiters gibt es für die kommenden Wochen eine ganze Menge zu sehen.

Das Sonnensystem

Der Mond

Der Mond beginnt den Monat Mai als ein zunehmender Mond im Sternbild Zwillinge (Gemini); er steht dabei hoch in der Ekliptik, beobachtet aus der nördlichen Hemisphäre. 5 Tage vor Neumond zeigt sich dieser Mond als ein weiterer Frühlings-Sichelmond, der, beobachtet von der nördlichen Hemisphäre aus, den Bewohnern der nördlichen Teile unseres Planeten die Gelegenheit gibt, seine östlichen Oberfläche und die verschiedenen Anordnungen von Seen, Hochebenen und Kratern zu erkunden, die man dort vorfindet. Bei Sonnenuntergang steht der Mond über 55 Grad hoch am Himmel (beobachtet von 51 Grad Nord) und erreicht damit einen akzeptablen Abstand zum Horizont – und befindet sich damit hoffentlich auch in einem Bereich ausgezeichneter Beobachtungsbedingungen (wobei allerdings lokale thermische Emissionen von Dächern und anderer Faktoren eine Rolle spielen können). Zum Vergleich: in ähnlichen südlichen gemäßigten Breitengraden (51 Grad Süd) steht der Mond bei Sonnenuntergang am 1. Mai bei knapp 19 Grad am Himmel – dies bedeutet schon einen großen Unterschied in Bezug auf die Beobachtungsqualität.

Am 3. Mai erreicht der Mond das erste Viertel der Halbmondphase; er steht dabei im Sternbild Löwe (Leo). Bei Sonnenuntergang finden Sie den Mond fast genau südlich, wobei er bei ungefähr 50 Grad hoch am Himmel steht (beobachtet von 51 Grad Nord).

Am Abend des 7. Mai wandert der Mond im Sternbild Jungfrau (Virgo) an Jupiter vorbei, und er steht dabei knapp über 1 3/4 Grad nördlich des Planeten. Die beiden Himmelskörper bilden ein attraktives Paar am Himmel und stellen eine gute Möglichkeit dar, sie per Weitwinkel-Fotografie abzulichten.

Am 10. Mai, wenn der Mond im Sternbild Waage (Libra) steht, haben wir Vollmond. Für alle Beobachter in den gemäßigten nördlichen Breitengraden lässt die atmosphärische Strahlenbrechung den Mond bei Mondaufgang bedeutend größer erscheinen, obgleich der Mond selbst der Erde nicht näher ist als sonst durchschnittlich auch. Der nächste "Supermond", korrekterweise bekannt als das "Perigee-Syzygy-Ereignis" (ein Voll- oder Neumond, der sich im oder nahe beim erdnächsten Punkt [Perigäum] seiner Erdumlaufbahn befindet), findet als Vollmond erst im Dezember diesen Jahres statt. Dieser Teil des Monats ist allerdings für die Beobachtung und die Astrofotografie blasserer Deep Sky-Objekte weniger gut geeignet, obwohl etwa mittels Schmalband-Filtrierung gute Ergebnisse erzielt werden können.

Am 19. Mai, wenn der Mond im Sternbild Wassermann (Aquarius) steht, erreicht er sein letztes Viertel als abnehmender Halbmond. Am nächsten Morgen finden wir den Mond dann knapp 2 Grad südlich von Neptun, weiterhin im Sternbild Wassermann, und obwohl beide Planeten kurz nach der astronomischen Dämmerung aufgehen (beobachtet von 51 Grad Nord), ist es schwierig, Neptun, der sich tief östlich befindet, zu lokalisieren.

Am 25. Mai wird der Mond zum Neumond, und zwar dann, wenn sich Sonne und Mond beide in der Konstellation des Sternbildes Stier (Taurus) befinden. Danach wird der Mond wieder ein Abendobjekt, welches hinaufklettert durch die Sternbilder Orion, Zwillinge, Krebs (Cancer), hinein in das Sternbild Löwe, wo unser Begleiter den Monat Mai etwas südlich von Regulus (Alpha Leonis), dem hellsten Stern im Sternbild Löwe, beendet.

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Merkur

Merkur beginnt den Mai auf der Morgenseite der Sonne als ein halbmondförmiges Objekt, das im letzten Teil des Monats April aus der Inneren Konjunktion hervorgegangen ist. Zum jetzigen Zeitpunkt kann hinsichtlich der Beobachtungsbedingungen des Planeten noch nicht viel erwartet werden, da der Planet an einer besonders flachen Stelle der Ekliptik aufgeht, beobachtet aus der Perspektive einer gemäßigten nördlichen Hemisphäre.

Zur Mitte des Monats hin hat sich die Situation aber etwas geändert. Merkur hat an Helligkeit zugenommen, nämlich auf +0,7 mag., und ist nun eine zu 35,3% beleuchtete Sichel. Beobachtet aus der Perspektive der nördlichen Hemisphäre steht der Planet bei Sonnenaufgang weiterhin an einer flachen Stelle der Ekliptik bei knapp 4 1/2 Grad hoch (beobachtet von 51 Grad Nord), obwohl er über 25 1/2 Grad von der Sonne entfernt ist.

Merkur bei Sonnenaufgang

Merkur bei Sonnenaufgang, 15. Mai. Bild erstellt mit SkySafari for Mac OS X, ©2010-2012 by Southern Stars, www.southernstars.com.

Am Monatsende ist Merkur mit -0,2 mag. etwas heller geworden, und seine Beleuchtungsphase von über 64% gesteigert. Jetzt, wo der Planet sich wieder der Sonne zuneigt, sind Merkur und unser Mutterstern noch 21 1/2 Grad voneinander getrennt, obwohl Merkur weiterhin bei Sonnenaufgang enttäuschend niedrig steht, beobachtet aus der Perspektive der nördlichen Hemisphäre. Für die Beobachter in der südlichen Hemisphäre und in den äquatorialen Regionen unseres Planeten kann man Merkur allerdings zu dieser Zeit viel besser sehen.

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Venus

Venus beginnt den Mai als eine 37,8 Bogensekunden im Durchmesser große Sichel, die zu 27,1% beleuchtet ist und eine Helligkeit von -4,5 mag. hat. Der Planet steht am morgendlichen Himmel im Sternbild Fische (Pisces) und ist von der Sonne 39 3/4 Grad entfernt. Bei Sonnenaufgang steht der Planet mit knapp unter 12 Grad hoch am Himmel (beobachtet von 51 Grad Nord), und er sollte in der Morgendämmerung leicht genug auszumachen sein für all diejenigen, die früh genug aufgestanden sind. Der Planet ist allerdings hell genug, um ihn auch bei vollem Tageslicht sehen zu können, wenn man weiß, wo man ihn finden kann (dabei sollte man angemessene Vorkehrungen treffen, um seine Blicke weit genug entfernt von der Sonne zu halten).

Mitte des Monats hat Venus seine Winkelabweichung von der Sonne auf etwas über 44 Grad gesteigert, der Planet verliert jedoch an Größe auf seiner inneren Umlaufbahn, während er sich von uns fort bewegt. Er ist jetzt noch 30,5 Bogensekunden im Durchmesser groß, hat aber seine Beleuchtungsphase auf 37,7% gesteigert und behält dabei seine Helligkeit von -4,5 mag. Bei Sonnenaufgang steht Venus noch ein wenig über 12 Grad hoch am Himmel (beobachtet von 51 Grad Nord).

Zum Monatsende verliert Venus mit -4,3 mag. ein wenig an Helligkeit und zeigt sich als eine 24,8 Bogensekunden im Durchmesser große und mit 47,7% beleuchtete Sichel, die bei Sonnenaufgang mit knapp 14 Grad hoch am Himmel steht (beobachtet von 51 Grad Nord). Die Winkelabweichung von der Sonne ist auf über 45 3/4 Grad angestiegen. Venus ist jetzt über 100 Millionen Kilometer von der Erde entfernt; bei Monatsbeginn waren es nur 66 Millionen Kilometer.

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Mars

Die Geschichte des Mars während des gesamten Maimonates ist die eines beständigen Hinschwindens auf dem Weg zu seiner Oberen Konjunktion im Juli. Mit einer mittelmäßigen Helligkeit von +1,6 mag. und einem Durchmesser von 3,9 Bogensekunden ist Mars zu diesem Zeitpunkt nicht größer als Uranus. Zu Beginn des Monats ist der Planet 25 Grad von der Sonne entfernt, und er wird sich bei Fortschreiten des Monats der Sonne weiter entgegen neigen. Am 31. Mai steht Mars noch knapp unter 17 Grad von der Sonne entfernt, wobei er etliche Stunden nach Sonnenuntergang untergeht. Es wird eine Herausforderung sein, bei einer Helligkeit von +1,7 mag. den Mars am abendlichen Himmel entdecken zu wollen, und seien Sie bitte nicht zu enttäuscht, wenn Sie fast nichts vom Planeten sehen können.

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Jupiter

Obgleich der Planet bei seiner Opposition im letzten Monat minimal blasser erschien, so ist Jupiter immer noch das größte Sonnensystem am Himmel nach der Sonne und dem Mond. Mit einem Durchmesser von 43,5 Bogensekunden und einer Helligkeit von -2,4 mag. am 1. Mai dominiert der Planet den Himmel um ihn herum und ist unübersehbar zwischen den anderen Sternen im Sternbild Jungfrau (Virgo).

Mitte Mai hat die Helligkeit des Planeten minimal auf -2,3 mag. abgenommen, und seine Größe liegt jetzt bei 42,4 Bogensekunden im Durchmesser. Jupiter durchquert den Himmel kurz vor 22.30 Uhr (10.30 PM) und kann somit zu einer durchaus "gnädigen" Abendzeit beobachtet und fotografiert werden.

Zum Monatsende hin hat Jupiter seine Helligkeit mit -2,3 mag. zwar beibehalten, ist jedoch nach 40,9 Bogensekunden im Durchmesser weiter geschrumpft. Er durchquert den Himmel jetzt um kurz nach 21.15 Uhr (9.15 PM).

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Saturn

Saturn befindet sich am 1. Mai im Sternbild Schütze (Sagittarius). Er leuchtet mit einer beständigen aber unspektakulären Helligkeit von +0,3 mag. und ist 17,8 Bogensekunden im Durchmesser groß. Nachdem er kurz nach Mitternacht aufgegangen ist, steht der "Herr der Ringe" bei Sonnenaufgang nun gute 19 Grad jenseits des Himmelsmeridians.

Mitte Juni 2017 wird Saturn sich in Opposition befinden, was bedeutet, dass bis zu diesem Zeitpunkt der Planet heller und in der Größe zulegen wird. Um den 15. Mai herum hat Saturn mit +0,2 mag. ein wenig an Helligkeit zugenommen und ist mit knapp über 18 Bogensekunden im Durchmesser auch ein wenig größer geworden. Kurz nach 23.00 Uhr (11 PM) geht der Planet auf und durchquert den Himmel um 03.13 Uhr (am). Er bewegt sich in der Ekliptik beständig in eine westliche Richtung und, soweit wir das hier von der Erde aus wahrnehmen, kommt am 18. Mai wieder zurück in das Sternbild Schlangenträger (Ophiuchus).

Zum Ende des Monats hin hat Saturn noch einmal auf +0,1 mag. an Helligkeit zugenommen und ist jetzt 18,3 Bogensekunden im Durchmesser groß. Der "Herr der Ringe" geht nun kurz nach 22.00 Uhr (10 PM) auf und durchquert den Himmel im Süden morgens um 02.10 Uhr (AM).

Obgleich der Planet für Beobachter in der nördlichen Hemisphäre nicht sehr gut positioniert ist, so bleibt Saturn für Teleskop-Betrachtungen doch immer ein lohnenswertes Objekt, wo auch immer Sie sich befinden sollten; und da er sich gerade jetzt seiner akzeptabelsten Position annähert, so sollten Sie hinausgehen und sich diese faszinierende Himmelswelt eingehend betrachten.

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Uranus und Neptun

Uranus geht ungefähr eine knappe halbe Stunde vor Sonnenaufgang auf, wobei der Planet gerade aus seiner Oberen Konjunktion, die im April stattgefunden hat, hervorgegangen ist. Es ist immer noch eine sehr schwierige Aufgabe, den Planeten in der Morgendämmerung zu entdecken; das ändert sich auch nicht vor Ende des Monats. Bei einer kaum nennenswerten Helligkeit von +5,9 mag. ist der Planet auch leider kein lohnenswertes Beobachtungsobjekt zu diesem Zeitpunkt. Neptun, der sich westlicher in der Ekliptik im benachbarten Sternbild Wassermann (Aquarius) aufhält, geht früher auf, aber beide äußeren Gasriesen sind für Beobachtungen während des gesamten Maimonats nicht sehr vorteilhaft positioniert.

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Kometen

Der Komet C/2015 ER 61 PanSTARRS (PanSTARRS: Sternwarte auf Hawaii) befindet sich im Sternbild Fische (Pisces) und wird voraussichtlich seine maximale Helligkeit im Mai erreichen. Allerdings bleibt es schwierig vorherzusagen, wie hell der Planet wirklich werden wird. Vorhersagen im oberen Bereich sehen eine Helligkeitsgröße von +5,0 mag. und mehr, andere, eher pessimistische Vorhersagen, sehen eine Helligkeit von nur maximal +8,0 mag. Auf jeden Fall wird es interessant sein, den Helligkeitsprozess während des fortschreitenden Monats am morgendlichen Himmel zu verfolgen.

Der Komet C/2015 V2 Johnson (Name des Entdeckers, 2015) ist für Beobachtungen in der nördlichen Hemisphäre im Mai weiterhin sehr gut positioniert. Er hat beim Eintauchen in das Sternbild Bärenhüter (Bootes) eine ungefähre Helligkeit von +7,0 mag., die sich jedoch beim weiteren Transit durch das Sternbild aufhellt. Zum Ende des Monats befindet sich der Komet ca. 7 Grad nordöstlich von Arcturus (Alpha Bootis), dem Hauptstern des Bärenhüters, und ist mit ca. +6,5 mag. ein leicht zu findendes Objekt in Ferngläsern. Auch bei diesem Kometen ist es schwierig, die genaue Helligkeit vorherzusagen, aber jedermann, der optische Geräte einsetzt, sollte versuchen, diese Helligkeitsgröße "am Objekt" zu bestimmen.

Für die Beobachtung des Kometen 41P/Tuttle-Giacobini-Kresak (von Tuttle 1858 entdeckt; von Giacobini 1907 und von Kresak 1951 wiederentdeckt) bietet sich der Monatsanfang an, obgleich er leider noch blasser ist als im Vormonat April, als wir über ihn berichtet haben. Anfang des Monats befindet sich der Komet im Sternbild Leier (Lyra), knapp 2 1/2 Grad westlich des Sterns Wega (Alpha Lyrae; auch, seltener, "Vega" geschrieben), Hauptstern der Leier. Er hat eine Helligkeit von +7,8 mag., die jedoch bei fortschreitendem Monat blasser wird, so wie der Komet in südliche Richtung hin abtaucht. Also, fangen Sie den Kometen am Monatsanfang ab, da er im weiteren Monats-Verlauf leider nicht heller wird.

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Meteore

Die Eta Aquariiden (von der lat. Bezeichnung des Sternbilds Wassermann), auch Mai-Aquariiden genannt, sind ein Meteorschwarm, der in diesem Jahr in den Nächten des 5. bis 7. Mai seine höchste Aktivität erreicht. Obwohl die Zenithal Hourly Rate (ZHR; Anzahl der in jeder Stunde mit bloßem Auge sichtbaren Meteore eines Meteorschwarms) dieses Meteorschwarms - ca. 20 maximal - nicht so hoch ist wie bei einigen der jährlich wiederkehrenden Haupt-Meteorschwärme, so lohnt es sich trotzdem, dafür aufzubleiben. Der Mond, als ein beständiger Störenfried bei der Beobachtung von Meteorschwärmen, wird zwar in seiner "buckligen" Phase sein, macht aber dann doch den Weg frei für den Spitzenausstoß des Meteorschwarms, der am besten einige Stunden vor Tagesanbruch zu sehen sein wird. Dieser Meteorschwarm wird ausgesät durch kurzlebige Trümmerteile des berühmten Halleyschen Kometen, die zu hellen energetischen Meteoriden werden. Üblicherweise kann ein Meteorschwarm am besten mit dem bloßen Auge beobachtet werden, aber auch Fotografen mit Weitwinkel-Kameras werden reichlich belohnt.

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Deep Sky Höhepunkte

Die Sternbilder Jungfrau (Virgo) und Haar der Berenike (lat. Coma Berenices)

Während der vorausgegangenen zwei Monate haben wir über einen enorm großen Bereich des Himmels berichtet, der ganz besonders reich an Galaxien ist. Die Geschichte geht in diesem Monat weiter, und wir untersuchen die Inhalte der gewaltigen Zodiak-Konstellation des Sternbildes Jungfrau (Virgo) und dem viel kleineren Sternbild Haar der Berenike (Coma Berenices), welches im Norden des Sternbildes Jungfrau positioniert ist. Wenn man diese Konstellationen am Abendhimmel sieht, dann hat man das Gefühl, als wenn der Sommer "gerade um die Ecke kommt". Für die Beobachter in den höheren nördlichen Breitengraden muss allerdings dieses Gefühl mit den sich schnell abnehmenden Stunden von tiefer Dunkelheit, in denen noch beobachtet werden kann, in Einklang gebracht werden.

Das Sternbild Haar der Berenike ist eine eher unauffällige Konstellation, die nur drei Hauptsterne der 4. Helligkeitsstufe beinhaltet. Allerdings, was an Helligkeit fehlt, machen die Deep Sky Objekte mehr als wett. Das erste dieser Objekte ist keine Galaxie, es ist tatsächlich ein offener Sternenhaufen mit Namen Melotte 111. Diese Ansammlung von rund 40 Sternen ist locker verstreut über einen Bereich von ca. 4 1/2 Grad und wurde zuerst beobachtet von Ptolemäus um 138 n. Chr. Diese dunstige Ansammlung kann von einer guten Beobachtungsposition mit dem bloßen Auge gesehen werden. Obwohl sie vormals als der Schwanz des Nachbarsternbildes Löwe ausgewiesen worden war, so hat Ptolemäus der Konstellation später ihren eigenen Status verliehen, nämlich die Legende vom Haar der ägyptischen Königin Berenice, welches der griechischen Göttin Aphrodite geopfert worden war als Dank für die sichere Heimkehr von Berenices Ehemann Euergetes. Die Legende sagt weiter, dass Aphrodite über dieses Geschenk so erfreut war, dass sie es am Himmel platziert hat, damit alle es sehen konnten; daher auch der Name der Konstellation, Coma Berenices, bzw. Haar der Berenike.

Was die Wirklichkeit von Melotte 111 angeht, so liegt der Sternhaufen ca. 300 Lichtjahre von uns entfernt, was ihn zum drittnächsten Sternhaufen zur Erde macht, nach den Sterngruppen des Pflugschars (Plough) bzw. Große Schöpfkelle (Big Dipper) im Sternbild des Großen Bären (Ursa Major) und den Hyaden im Sternbild Stier (Taurus). Seltsamerweise hält Melotte 111 ständig Schritt mit uns, ohne weder zurückzuweichen noch sich uns anzunähern, auf unserer gemeinsamen Reise durch die Milchstraßen-Galaxie.

Aufgrund seiner enormen Größe kann Melotte 111 sowohl mit kleinen Ferngläsern als auch mit dem bloßen Auge gesehen werden. Weitwinkel-Fotografien der Region zeigen jedoch die gesamte Bandbreite des Sternhaufens.

Knapp 1 1/2 Grad entfernt von der östlichen Ecke von Melotte 111 liegt die elliptische Galaxie NGC4494. Sie hat eine Winkelausdehnung von 4,8 x 3,5 Bogenminuten und eine Helligkeit von +9,80 mag. Die Galaxie ist etwas fade in ihrer Erscheinung, kann jedoch mit Instrumenten jeglicher Größe beobachtet werden.

Dasselbe kann allerdings von der Nachbargalaxie von NGC4494, der beeindruckenden Galaxie NGC4565, auch bekannt als die "Nadel-Galaxie", nicht gesagt werden. Diese +9,60 mag. helle und mit einer Winkelausdehnung von 15,8 x 2,1 Bogenminuten große Spiralgalaxie in Kantenstellung ist eine Freude für jedes größere Instrument, und seine Flächenhelligkeit ist immer noch hoch genug, um auch mit kleineren Instrumenten gesehen zu werden. NGC 4565 wurde 1785 vom deutsch-britischen Astronomen William Herschel entdeckt und wird von Astronomen heiß geliebt. Die Galaxie wird oft als das Frühlings-Äquivalent zur herbstlichen Spiralgalaxie NGC891 im Sternbild Andromeda angesehen. Eine breite Staubbahn durchschneidet die Galaxie an ihrer Hauptachse - diese Staubbahn kann mit 8-Zoll Blenden-Teleskopen und höher klar erkannt werden, wobei diese Einstellung auch hilfreich ist als Entlastung bei der Beobachtung des glühenden Galaxien-Zentrums. Aber egal, welche Größe ihr Teleskop hat: diese Galaxie ist es wert, beobachtet zu werden.

3 3/4 Grad nördlich von NGC4494 liegt eine hübsche, jedoch blassere (mit +10,0 mag. Helligkeit) Spiralgalaxie - NGC4559. Diese Galaxie hat eine Winkelausdehnung von 10,7 x 4,4 Bogenminuten und eine niedrigere Flächenhelligkeit als die besser bekannte Nachbar-Galaxie. NGC4559 liegt ca. 35 Millionen Lichtjahre von uns entfernt.

Die Galaxien NGC4278 (elliptisch) und NGC4414 (spiral) liegen nordwestlich bzw. nördlich von NGC4494, beide abstandsgleich entfernt mit ca. 3 3/4 Grad. Diese Galaxien sind ziemlich massive Objekte und sind es wert, mit größeren Teleskopen beobachtet zu werden. Sie sind zwar Teil des größeren Coma-Galaxienhaufens, liegen aber mit einem Abstand von ungefähr 55 und 58 Millionen Lichtjahren weiter von uns entfernt. 

Wenn wir uns diagonal herunter nach Südosten durch NGC4494 bewegen, um ca. 4 Grad, dann kommen wir zu der schönen Balken-Spiralgalaxie NGC4725. Dieses Objekt von 10,7 x 7,6 Bogenminuten und +9,39 mag. Helligkeit zeigt einen auffälligen, zentralen Balken, um welchen sich ein heller Lichthof (Halo) schlingt. NGC4725 ist so etwas wie eine Kuriosität, denn die Galaxie hat nur einen riesigen durchgehenden Spiralarm, der sich scheinbar 3 1/2 Mal um sich selbst schlingt. Die meisten Spiralgalaxien zeigen wenigstens zwei Spiralarme, so dass NGC4725 eine echte Rarität darstellt. Die Galaxie liegt ca. 40 Millionen Lichtjahre von uns entfernt.

Weitere 4 Grad südöstlich von NGC4725 liegt eine der Highlights des Coma-Galaxienhaufens und heiß geliebt von allen Beobachtern, ob es nun die Fotografen sind oder die visuellen Beobachter: die wunderbare Spiralgalaxie M64, auch bekannt als die "Black Eye Galaxy"; die Gründe hierfür liegen auf der Hand für diejenigen, die sie sehen werden.

Dieses Objekt mit einer Helligkeit von +8,5 mag. und einer Winkelausdehnung von 10 x 5,4 Bogenminuten kann mit kleineren Teleskopen, aber auch mit starken Ferngläsern (von einem sehr guten Standort aus) beobachtet werden. Der Grund für den Spitznamen wird für alle offensichtlich, welche die Galaxie durch Instrumente mit einer stärkeren Reichweite betrachten: M64 hat eine breite, dunkle Staubbahn, die den Kern der Galaxie umkreist; diese dunkle Bahn steht in starkem Kontrast zu dem sanften Glühen im Inneren der Galaxie. Sie sieht irgendwie wirklich aus wie ein schwarzes Auge - allerdings ein ziemlich großes Auge, im kosmischen Maßstab gesehen. M64 liegt relativ nahe an unserem Planeten - ungefähr 17 Millionen Lichtjahre entfernt - aber sie ist eine ziemlich kleine Spiralgalaxie, welche eingehüllt ist in einem größeren Lichthof von Sternen, die als Überbleibsel einer aufgesogenen begleitenden Galaxie angesehen werden. Dieser Lichthof scheint in der entgegengesetzten Richtung zum Hauptkörper von M64 zu rotieren und ist möglicherweise für die Verdichtung des Merkmals des dunklen schwarzen Auges verantwortlich und macht es so für die Beobachter hervorstechender als dies ansonsten der Fall sein würde. M64 ist ein sehr lohnenswertes Objekt für Astrofotografen, wie dies die Fotos von Mark Blundell zeigen. Verpassen Sie dieses lohnenswerte Objekt nicht, egal, welche optische Hilfe Sie dafür einsetzen.

Knapp über 5 Grad weiter südöstlich von M64 liegt ein schöner Kugelsternhaufen, M53. Er wurde 1775 von dem deutschen Astronomen Johann Elert Bode entdeckt und von Messier 2 Jahre später katalogisiert. M53 hat einen Durchmesser von 2,6 Bogenminuten und eine Helligkeit von +7,6 mag. Dieser Kugelsternhaufen mag nicht ganz so prominent sein als andere größere Kugelsternhaufen, aber er kann leicht mit Teleskopen jeglicher Art beobachtet werden und wird sogar mit Ferngläsern erkannt. Größere Teleskope bringen seinen Kern richtig zur Geltung, aber M53 bleibt ein Opfer seiner Distanz zu unserem Planeten - er ist ca. 58.000 Lichtjahre von uns entfernt. Verglichen mit dem Kugelsternhaufen M13 (auch bekannt als Herkuleshaufen) im Sternbild des Herkules, welcher 25.000 Lichtjahre von uns entfernt liegt, bedeuten 58.000 Lichtjahre schon eine enorme Distanz.

Quasi nebenan, ein Grad nach Osten, liegt der bedeutend größere aber unbedeutendere Kugelsternhaufen NGC5053. Mit einer Helligkeit von +9,47 mag. und einer Größe von 5,2 Bogenminuten im Durchmesser ist dieser Kugelsternhaufen ein schwierigeres Objekt als sein prominenterer Nachbar, obgleich er aufgrund seiner relativen Nähe leicht aufzufinden ist. Beide Kugelsternhaufen nähern sich unserem Planeten mit einer Geschwindigkeit von ca. 79 km pro Sekunde.

11 Grad westlich von M64 liegt die linsenförmige Galaxie M85. Mit einer Helligkeit von +9,1 mag. und einer Winkelausdehnung von 7,1 x 5,5 Bogenminuten hat M85 einen hellen, kompakten Kern, der von einem ziemlich gleichmäßigen Sternenring umgeben wird. Ihre Helligkeit von +9,1 mag. macht sie zu einem guten Beobachtungsobjekt, aber anders als die Spindelgalaxie NGC3115, die linsenförmige Galaxie, welche wir im letzten Monat vorgestellt haben, präsentiert sich M85 mehr von vorne und ist deshalb blasser. Aber beide Galaxien sind sich in ihrer ziemlich betagten Sternenpopulation sehr ähnlich. M85 wurde 1781 von dem sehr produktiven französischen Astronomen Pierre Méchain entdeckt und ein Jahr später dem Katalog Charles Messiers hinzugefügt.

Zweieinhalb Grad südlich von M85 befindet sich die wunderbare Galaxie M100, eine der besten Spiralgalaxien am Himmel. Sie wurde im selben Jahr (1781) vom selben Mann (Pierre Méchain) wie M85 entdeckt und wird oft als eine "Grand Design Spiral" beschrieben - eine genau bezeichnete Galaxie mit besonders auffälligen Spiralarmen. An dieser Definition, soweit sie M100 betrifft, kann kein Zweifel bestehen: Mit einer Helligkeit von 9,39 mag. und einer Winkelausdehnung von 7,5 x 6 Bogenminuten kann die Galaxie leicht mit kleineren Teleskopen beobachtet werden, und ihre Spiralarme kann man bei guten Sichtbedingungen mit kleinen Teleskopen flüchtig zu sehen bekommen. Beobachter werden den ausgedehnten Kern von M100 bemerken, welcher von einem blasseren Sternenlichthof umgeben ist. Stärkere Instrumente können schon die feineren Details der wunderschönen Spiralstruktur der Galaxie bestimmen. M100 befindet sich 47 Millionen Lichtjahre von uns entfernt und ist auch schon wegen ihrer Veranlagung zu Sternenexplosionen aufgefallen. Innerhalb der Galaxie finden schnelle Sternenformationen statt, die dynamische helle, blaue Sterne im Überfluss hervorbringen. M100 ist aber nicht nur wegen seiner Sternenbildung bemerkenswert: während des 20. Jahrhunderts wurden vier Supernovae bezeugt, die innerhalb der Galaxie stattgefunden haben. Die einzige Supernova dieses Jahrhunderts in M100 wurde 2006 beobachtet. M100 ist eine der Juwelen dieser Himmelsregion und sollte bei Beobachtungen unbedingt berücksichtigt werden.

Weitere zweieinhalb Grad südwestlich von M100 liegt ein weiterer Leckerbissen für alle Liebhaber von Spiralgalaxien, die wunderschöne M98. Mit einer Helligkeit von +10,10 mag. ist die Galaxie für ein Messier-gelistetes Objekt nicht unbedingt hell (denken Sie daran, dass die allermeisten Objekte auf der Messier-Liste mit einem 2,5-Zoll Durchmesser Teleskop entdeckt wurden). Aber, wo M100 sich von vorne präsentiert, zeigt M98 einen ganz anderen, verkürzten Aspekt, der seine Helligkeit konzentriert. Mit einer Winkelausdehnung von 9,8 x 2,8 Bogenminuten ist M98 zwar länger, aber auch erheblich dünner als die Nachbar-Galaxie, und sie hat eine Balken-Spiralstruktur. Auch diese Galaxie wurde 1781 von Pierre Méchain entdeckt und von Charles Messier katalogisiert. Moderne Beobachter mit relativ kleinen Teleskopen erkennen M98 als einen ausgedehnten Lichtfleck, wohingegen Beobachter mit größeren Instrumenten Spuren von Fleckzeichnungen ihrer inneren dunklen Bahnen erahnen können. Obwohl innerhalb von M98 weiterhin Sternenbildung in beträchtlichem Umfang vonstattengeht, wie bewiesen durch eine noch junge, blaue Sternenpopulation, so wandelt sich viel von dem Lichtausstoß der Galaxie durch die Menge an Staub und bedeutenden HII-Regionen (interstellare Wolke aus leuchtendem Gas) von ionisierendem Wasserstoff hin zu einer Rotverschiebung (generell: Verschiebung von Spektrallinien zum roten Ende des Spektrums hin). Diese Gegenden gleichen denen der M42-Region (Orionnebel) in unserer Galaxie.

M98

M98 - European Southern Observatory Image. Image Credit: ESO, Creative Commons

Langzeitaufnahmen von M98 enthüllen einen auffallenden Knick und einen Schweif von ihrem maßgebenden Spiralarm. Diese Auffälligkeiten, zusammen mit einer zusätzlichen ungewöhnlichen Blauverschiebung in ihren spektralen Eigenschaften lassen darauf schließen, dass die Galaxie M98 vor nicht allzu langer Zeit (in der Zeitrechnung von Galaxien gesprochen) eine Begegnung mit der Nachbar-Galaxie M99 hatte. Als man diese Blauverschiebung zuerst entdeckt hatte, war spekuliert worden, dass M98 ein wesentlich näheres Objekt sein musste als ihre Nachbarn. Aber dieses angenommene, den Gezeiten unterworfene Zusammentreffen, scheint dieses Phänomen auf eine elegantere Art und Weise zu erklären.

1,3 Grad östlich von M98 liegt die schon erwähnte Galaxie M99, auch bekannt als die Coma Pinwheel Galaxy (die Coma Windrad-Galaxie; die Galaxie darf nicht mit der Dreiecksnebel-Galaxie M33 im Sternbild Dreieck [Triangulum] verwechselt werden, die ebenfalls "Windrad" genannt wird). M99 ist, wie ihre Nachbar-Galaxien M100 und M98, eine Spiralgalaxie, allerdings präsentiert sie sich von vorne, anstatt, wie M98, hochkant. Einige Quellen berichten, dass Pierre Méchain alle drei Galaxien in derselben Nacht - am 15. März 1781 - entdeckt hat. Gar nicht mal so schlecht für einen Abend an Observation!

Die Galaxie M99 ist ein massives Objekt (Winkelausdehnung 5,3 x 4,6 Bogenminuten) mit einer Helligkeit von +9,89 mag. Sie liegt ein wenig weiter von uns entfernt als ihre Nachbarn, nämlich 53 bis 55 Millionen Lichtjahre. M99 hat die besondere Eigenschaft, die zweite Spiralgalaxie (genauer: Spiralnebel) zu sein, die als solche vom irischen Astronomen William Parsons, Earl of Rosse, erkannt wurde, nach dessen Beobachtungen im Frühling 1846. Was Lord Rosse damals mit seinem enormen Riesenteleskop, dem "Leviathan of Parsonstown" an Ergebnissen erreichte, kann heute mit Hilfe von modernen Instrumenten, die eine effektivere Optik haben, viel leichter erreicht werden. Roger Nelson Clarke schreibt über die Galaxie M99 in seinem Buch "Visual Astronomy of the Deep Sky", dass "sich in 8-Zoll Teleskopen die mittleren Bereiche als eine kleine, helle und unscharfe Region erwiesen, während die Spiralarme um sie herum einen weichen gleichbleibenden Lichtschein formten....die Entdeckung des hellen, südlich gelegenen Spiralarms wurde von Beobachtern berichtet, welche bei guten bis exzellenten Beobachtungsbedingungen 8-Zoll Teleskope benutzten." Es sei hier noch einmal darauf hingewiesen, dass für das Aufspüren von Spiralstrukturen in der M99-Galaxie (wie auch bei vielen anderen der bedeutenden Spiralgalaxien) nur wirklich größere Teleskope (12-Zoll und mehr) von Nutzen sind, und natürlich wirklich annehmbare Himmelsbedingungen - aber wenn man dann diese Beobachtungen einmal gemacht hat, dann bleiben sie unvergessen.

M99

M99 - Copyright Adam Block Mount Lemmon SkyCenter University of Arizona, Creative Commons.

Der südliche Spiralarm von M99 erscheint insgesamt dominanter und etwas weiter ausgedehnt als der weniger augenfällige nördliche Spiralarm. Dies gibt der Galaxie ein etwas schiefes Aussehen. Das könnte damit zusammenhängen, dass die Galaxie in Wechselwirkung mit einer ganzen Anzahl von Himmelskörpern steht, u. a. mit der bereits genannten Spiralgalaxie M98, aber doch eher mit der nahe gelegenen Balkengalaxie NGC4262 oder der exotischen Galaxie VIRGO HI21. Das letztere Objekt ist eine so genannte "Schwarze Galaxie", eine Region, die zu 1% aus Wasserstoff besteht, und der Rest ist dunkle Materie, vergleichbar der Masse einer kleinen Galaxie; aber es gibt keine Sterne. In den Debatten um VIRGO HI21 wird auf der einen Seite die Existenz von Schwarzen Galaxien bestritten, während man andererseits darauf hinweist, dass die VIRGO HI21-Region lediglich ein großes Gasgebiet ist, das sich von den anderen Galaxien in dieser Region gelöst hat. Aber falls dies so sein sollte, dann müsste dieses Objekt zahlreiche Sterne beinhalten. Dem ist aber kurioserweise nicht so! Es sind also weitere Beobachtungen und Theorien nötig, um genauer festzustellen, was in diesem Gebiet des Kosmos' vor sich geht.

Drei Grad östlich von M99 liegt eine andere attraktive Spiralgalaxie, M88; und weitere eineinhalb Grad östlich befindet sich die uns stirnseitig zugewandte Balken-Spiralgalaxie M91. Für Beobachtungen mit kleineren Teleskopen eignet sich von den beiden Galaxien M88 besser. Die Galaxie steht nicht hochkant (einige Quellen geben sie mit einer Neigung von 36 Grad an, andere Quellen nennen eine 64-Grad Neigung) und kann von der Erde aus sehr gut beobachtet werden, wobei ihre perspektivische Verkürzung zu der allumfassenden Oberflächen-Helligkeit dieses 6,8 x 3,7 Bogenminuten großen und +9,6 mag. hellen Objektes beiträgt. Anders als viele der vorgenannten katalogisierten Messier-Galaxien, die fast alle von Pierre Méchain entdeckt wurden, wurde M88 am 18. März 1781 von Charles Messier selbst entdeckt. Die Spiraleigenschaften von M88 können mit ausreichend großen Instrumenten beobachtet werden, wobei gute Himmelseigenschaften und eine ausreichende (wohl eher x 150 +) Vergrößerung vorausgesetzt werden müssen. M88 steht beispielhaft für eine regelmäßige Spiralgalaxie und rangiert ganz oben auf der Liste potentieller Beobachtungsobjekte in diesem Himmelsgebiet.

M88

M88 - Copyright Adam Block Mount Lemmon SkyCenter University of Arizona, Creative Commons.

M91, andererseits, ist ein eher problematisches Beobachtungsobjekt, das mit einer Helligkeit von +10,19 mag. zu den blassesten Objekten des Messier-Kataloges zählt. Die Galaxie wurde in der Tat auch erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts für würdig befunden, der Messier-Liste hinzugefügt zu werden. Bis dahin wurde M91 als ein so genanntes "verlorenes Messier-Objekt" angesehen - als ein Objekt, welches zwar klar protokolliert und beschrieben werden konnte, aber eben nicht präzise zu lokalisieren war. Erst 1969 konnte das Mysterium zu einem glücklichen Ende gebracht werden, nachdem der amerikanische Amateur-Astronom William C. Williams den bereits von Messier vorgegebenen Angaben, von M89 aus zu suchen anstatt von der schon katalogisierten Galaxie M58, gefolgt war (Anmerkung: William Herschel hatte allerdings schon 200 Jahre vorher M91 als ein mögliches Objekt vorgeschlagen).

Während M88 eine sehr hohe Flächenhelligkeit besitzt, so ist die von M91, mit einer Winkelausdehnung von 5,2 x 4,2 Bogenminuten und einer uns zugewandten Stirnseite, doch eher niedrig. Um den zentralen Balken zumindest flüchtig zu erblicken, sind sowohl sehr gute Himmelsbedingungen als auch ein größeres Teleskop (8-Zoll und mehr) vonnöten. Erst bei Anwendung der Langzeitfotografie erschließt sich diese Galaxie wirklich. Astrofotografen werden dabei die wahre Beschaffenheit dieses wunderbaren Objektes enthüllen, mit den beiden anmutigen, weit ausladenden Spiralarmen, dem kondensierten Kern und dem großflächigen Balken. Was das Thema Sternenbildung angeht, so produziert sich M91 auf diesem Gebiet eher bescheiden, ist aber gleichzeitig, als eine der größeren Balken-Spiralgalaxien innerhalb der Jungfrau-Gruppe, mit 51 bis 55 Millionen Lichtjahren von uns bedeutend weiter entfernt als viele andere bedeutende Gruppenmitglieder.

Knapp ein Grad süd-südwestlich von M88 liegt die kleine, +10,19 mag. helle Spiralgalaxie NGC4477, welche wiederum am Anfang einer prächtigen 1,5 Grad langen Bogen-Galaxienkette liegt, die auch als Markarjansche Kette bekannt ist. Diese sanft gebogene Linie von Galaxien ist wohl eine der schönsten Sehenswürdigkeiten am Himmel und, aus einem galaktischen Blickwinkel gesehen, ein vielleicht unvergleichliches fotografisches Objekt.

Die Markarjansche Kette beinhaltet an ihrem nördlichen Ende die bereits genannte Spiralgalaxie NGC4477 und an ihrer südlichen Spitze die Hauptgalaxien M84 (elliptisch, +9,10 mag. hell) und M86 (linsenförmig, +8,89 mag. hell). Weitere "Kettenmitglieder" sind die Galaxien NGC4473 (elliptisch, +10,19 mag. hell), NGC4461 (spiralförmig, +11,19 mag. hell), NGC4458 (elliptisch, +12,10 mag. hell), sowie die beiden Galaxien NGC4438 und NGC4435, beides Spiralgalaxien und +10,80 mag. hell, auch bekannt unter dem Namen "Augengalaxien" (The Eyes). Die Kette ergießt sich über die Grenze des Sternbildes Haar der Berenike hinaus in das Sternbild Jungfrau (Virgo), wo auch der größte Teil der Kette anzutreffen ist.

Die Markarjansche Kette ist nach dem armenischen Astrophysiker Benjamin Markarjan benannt, der in den frühen 1960iger Jahren als erster darauf hingewiesen hatte, dass sich alle diese Galaxien gemeinschaftlich untereinander bewegen. Und in der Tat haben weitere Beobachtungen ergeben, dass sich alle diese Galaxien in einer Wechselwirkung zueinander befinden, obgleich es aber auch andere als die genannten Galaxien in diesem Gebiet gibt, die teilweise weiter entfernt oder aber wiederum näher gelegen sind, wie die bemerkenswerte Spiralgalaxie NGC4388, von der man nicht genau weiß, ob sie nun noch Teil der Kette ist oder nicht.

Es ist, offen gesagt, schwierig, aus der Markarjanschen Kette eindeutige Höhepunkte herauszugreifen, aber wir müssen uns doch näher befassen mit dem Galaxien-Pärchen NGC4438 und NGC4435 und ihrem schaurig-schönen Namen "Augengalaxien" (The Eyes). Dieses Pärchen sieht aus wie ein Augenpaar, welches den Beobachter durch die Himmelsdüsternis anblickt. Den Spitznamen hat der im späten 19. Jahrhundert und zu Beginn des 20. Jahrhunderts forschende Astronom L. S. Copeland diesen Galaxien verliehen. Die Exaktheit dieses Spitznamens kann man sich bei der Beobachtung dieser beiden Objekte mit sogar relativ kleinen Teleskopen bestätigen lassen, wobei die fast ähnliche Kern-Helligkeit der Galaxien und die ähnliche Winkelausrichtung beider Objekte die "Augenillusion" sogar noch verstärken. Es ist offensichtlich, dass beide Galaxien in der Vergangenheit eine Art von Wechselwirkung durchgemacht haben müssen, da die Astrofotografie eine beachtliche Menge an stellarer und dunkler Materie enthüllt hat, welche sich aus der Scheibe von NGC4438 ergießt.

Ein Grad südöstlich der Augengalaxien liegt die riesige elliptische Galaxie M87, einfacher bekannt unter dem Namen Virgo A. Dieses gewaltige Objekt kann leicht mit Amateur-Instrumenten von sogar leicht lichtverschmutzen Umgebungen aus erkannt werden; die Galaxie hat eine Helligkeit von +8,60 mag. und wurde im Jahre 1781 von Charles Messier entdeckt und katalogisiert.

Die M87-Galaxie als "riesig" zu bezeichnen ist sogar noch untertrieben: es wird geschätzt, dass die Galaxie bis zu 200-mal die Masse unserer eigenen Milchstraße hat und dass über 12000 Kugelsternhaufen sich in einer Umlaufbahn um sie herum befinden; zum Vergleich: in unserer Galaxie sind es gerade einmal 150 - 200 Kugelsternhaufen. Außerdem befindet sich M87 nahe dem gravitativen Zentrum des Virgo-Galaxienhaufens und könnte die gravitative Hauptantriebskraft des gesamten Systems sein. Die Astrofotografie hat einen breiten Strahl enthüllt, der vom Zentrum der Galaxie ausströmt. Dieser Strahl wurde zuerst 1918 vom amerikanischen Astronomen Heber Doust Curtis entdeckt, der zu dieser Zeit das Lick Observatorium in San Jose, Kalifornien, leitete. Ein dazugehöriger gegenüberliegender, allerdings blasserer Strahl wurde im Jahre 1966 entdeckt. Diese Strahlen kennzeichnen in ihrem Epizentrum das wohl massereichste Schwarze Loch, das bisher bekannt ist - ein 2 bis 3 Milliarden Sonnemassen-Objekt, das auf die volumetrische Größe unseres Sonnensystems verdichtet ist. Es wird angenommen, dass es dieses Sonnenmassen-Objekt ist, welches Virgo A zu einem der energetischsten Quellen von Röntgen-Strahlen, Radiowellen und Gammastrahlen am Himmel macht.

Diese bemerkenswerte Monster-Galaxie kann mit Ferngläsern von ausreichender Größe und einer geeigneten Beobachtungsumgebung leicht ausfindig gemacht werden, und sie ist dabei eine der am unkompliziertesten zu observierenden Galaxien. Um Ihnen ein Gefühl für die Ausmaße zu geben: M87 liegt 55 Millionen Lichtjahre entfernt, und der äußere von der Erde noch zu beobachtbare Bereich bedeckt eine Himmelsfläche, die größer ist als der Vollmond. Wenn man anstatt M31, die Andromeda Spiralgalaxie, M87 an unseren Himmel installieren würde, dann passte M87 in ein Gebiet von der Größe des Pegasus-Vierecks; das ist schon ganz schön groß! Aber sogar die große M87-Galaxie verblasst im Vergleich zur elliptischen Galaxie IC1011(auch im Sternbild Jungfrau), welche zur Zeit die größte bekannteste Galaxie ist, mit einer Breite von überwältigenden 6 Millionen Lichtjahren, d. h., die 60-fache Größe unserer Milchstraße, die 100.00 Lichtjahre überspannt.

Knapp ein Grad östlich von M87 liegt eine weitere elliptische Galaxie: M89. Diese von Charles Messier entdeckte Galaxie ist mit +9,80 mag. ziemlich hell und mit einer Größe von 3,5 x 3,5 Bogenminuten auch ziemlich massiv. M89 ist ein bemerkenswert kugelförmiges Objekt, bzw. scheint es aus unserer Perspektive zu sein. Das ist sehr ungewöhnlich, denn die meisten elliptischen Galaxien begegnen uns in leicht gestreckter Form. M89 ist in Bezug auf seine Gleichförmigkeit ein ziemlich ungewöhnliches Objekt. Dies macht es in den meisten Teleskopen zu einem leicht beobachtbaren, allerdings leider auch recht ausdruckslosen Ziel.

Während die bedauernswerte Galaxie M89 doch ziemlich fade daherkommt, so ist das bei ihrer Nachbarin, der Spiralgalaxie M90, welche 3/4 Grad nördlich von M89 zu finden ist, völlig anders. Mit einer Helligkeit von +9,50 mag. und einer Winkelausdehnung von 9,5 x 4,4 Bogenminuten ist es etwas schwieriger, diese Galaxie im Vergleich zu ihren Nachbargalaxien mit Ferngläsern zu beobachten, aber in größeren Teleskopen ist ihre ausgedehnte Spiralstruktur gut zu erkennen. Unter den von Messier gelisteten Galaxien ist die M90-Galaxie ziemlich einmalig, da ihre Spektralverschiebung in Richtung der blauen Spektrumseite sehr ausgeprägt ist, was darauf schließen lässt, dass diese Galaxie sich uns schneller nähert als der Rest des Virgo-Galaxienhaufens. Dies kann darauf zurückzuführen sein, dass die Galaxie sich von den gravitativen Grenzen des Galaxienhaufens befreit hat, oder sie ist uns tatsächlich beträchtlich näher als die ungefähr 50 Millionen Lichtjahre Distanz, die man bisher angenommen hat.

Ein weiteres interessantes Merkmal von M90 ist, dass die Sternenbildung innerhalb des Systems beinahe vollständig eingestellt worden ist. Von daher nennt man solch eine Galaxie auch eine "fossile Galaxie". Der rasante Flug von M90 durch das interstellare Medium scheint der Galaxie sehr viel von ihrer sternenbildenden Materie entzogen zu haben durch einen Prozess, welcher als "Ram Pressure Stripping" bekannt ist, als ein Entzug des Staudruckes. Dieser Befund scheint sich nach mehreren Supernovae im Gebiet der Zentralarme noch verschlimmert zu haben, da man hier normalerweise mit einer ausreichenden Menge an sternenbildender Materie rechnen kann. Die aus diesen Ereignissen hervorgegangenen gebündelten Sternenwinde haben eine ganze Menge dieser Materie aus der galaktischen Scheibe und somit aus der gravitativen Einflusssphäre der Galaxie herausgeblasen.

1,33 Grad südlich von M90 liegt eine weitere Spiralgalaxie, M58. Obgleich M58 mit einer Helligkeit von +9,69 mag. ein wenig blasser ist als M90, so erscheint sie aufgrund ihrer komprimierten Größe von 6,0 x 4,8 Bogenminuten insgesamt gesehen doch ein wenig heller. M58 ist eine Balkenspiral-Galaxie, deren Balken aufgrund der relativen Helligkeit ihrer Spiralarme allerdings ein wenig undeutlich erscheint, besonders in kleineren Teleskopen, welche dagegen aber die Scheibenform gut abbilden. Größere Instrumente eröffnen die Möglichkeit, die Fleckzeichnung der internen Galaxiestruktur und der Spiralarme aufzulösen, wobei dann auch der zentrale Balken bei Einsatz von 8-bis 10-Zoll-Instrumenten klarer hervortritt. M58, gemeinsam mit M90, ist ebenfalls ein Opfer des gefürchteten "Ram Pressure Stripping" (Entzug des Staudruckes), welcher auch hier sternenbildende Materie der Galaxie entzogen hat. M58 liegt ungefähr zwischen 62 und 68 Millionen Lichtjahre von uns entfernt (die Quellen variieren), und es wird angenommen, dass die Galaxie zur Zeit ihrer Entdeckung im Jahre 1779 von Messier das am weitesten entfernte beobachtete Objekt des Universums gewesen ist.

Etwas mehr als ein Grad östlich von M58 liegen zwei elliptische Galaxien, M59 und M60 (knapp unter einem halben Grad weiter östlich). Diese beiden Galaxien wurden im April 1779 zuerst von dem deutschen Astronomen Johann Gottfried Koehler entdeckt und kurz danach von Charles Messier in seinen Katalog mit aufgenommen. Im Prinzip waren diese beiden Männer vorrangig damit beschäftigt, Kometen zu beobachten, ohne sich besondere Gedanken über "Deep Sky"-Objekte zu machen. Ironischer weise hatten jedoch die Entdeckungen dieser für sie "lästigen" und "ärgerlichen" Objekte, die ihrer Beobachtung von "richtigen" Kometen im Wege standen, letztendlich einen bedeutend größeren kosmischen Stellenwert.

Von den beiden genannten Galaxien ist M60 mit einer Helligkeit von +8,8 mag. gegenüber +9,6 mag. bei M59 die dominantere und mit einer Winkelausdehnung von 7,6 x 6,2 zu 5,4 x 3,7 Bogenminuten bei M59 auch die größere Galaxie. Trotzdem ist M59 ein schönes Objekt, welches einen hellen äußeren Lichthof zeigt, den man allerdings nur mit großen Teleskopen erkennen kann. Die Galaxie wird jedoch in astrofotografischer Hinsicht von der Galaxie M60 übertrumpft, welche eine dichtgepackte Balkenspiral-Begleitgalaxie offenbart, NGC4647, mit einer Helligkeit von +11,30 mag., nordwestlich von M60 gelegen, wo sie die größeren äußeren elliptischen Bereiche von M60 überlagert. Mit sehr großen Teleskopen (12-Zoll und höher) und von einem sehr dunklen Standort aus ist es möglich, diese Begleitgalaxie zu sehen; kleinere Instrumente bringen hier wenig. Es wird diskutiert, ob NGC4647 und M60 aufeinander einwirken oder nicht, da bis auf die eindeutige sichtbare Nähe wenig an Beweisen hierfür vorliegen. Neueste Beobachtungen mit dem Hubble Space Teleskop legen jedoch nahe, dass ein gegenseitiges Einwirken sich möglicherweise im Anfangsstadium befindet und dass die beiden Objekte nicht nur zufällige Blickachsenobjekte sind.

Es wird angenommen, dass beide Galaxien, M59 und M60, supermassereiche Schwarze Löcher beinhalten in der Größenordnung der Masse von M87 (gleich oder sogar noch größer), wobei sich die Masse von M60 auf gewaltige 4,5 Milliarden Sonnenmassen stellt.

Wenn wir eine Linie zurück nach Westen ziehen, von M60 nach M59, dann wieder zurück nach M58, dann haben wir einen Startpunkt gefunden für die Identifizierung unseres nächsten Zieles in diesem Monat, nämlich die Galaxie der Siamesischen Zwillinge (Siamese Twins Galaxy) bzw. der Schmetterlings-Galaxie (Butterfly Galaxy). Diese Galaxie sind in Wirklichkeit zwei Objekte mit den Bezeichnungen NGC4567 und NGC4568, welche knapp über einem halben Grad süd-südwestlich von M58 gefunden werden können. Die Galaxien sind +11,30 mag. bzw. +10,80 mag. hell und stellen sich in kleineren Teleskopen als ein V-förmiger Lichtfleck dar. Größere Instrumente (8 - 10-Zoll-Klase) lösen diese Objekte ganz eindeutig auf in ein abgerundetes "V" - welches in der Tat an einen fliegenden Schmetterling erinnert. Größere Instrumente schaffen unter guten Beobachtungs-Bedingungen auch die Möglichkeit, Helligkeitsunterschiede innerhalb der Scheiben aufzulösen, aber auch hier schafft es nur die Astrofotografie, die wahre Schönheit dieses Objektes aufzuzeigen. Die Bilder enthüllen den frühen Beginn einer Kollision zwischen diesen beiden Spiralgalaxien, welche von professionell durchgeführten Infrarot-Beobachtungen bestätigt worden sind.

NGCs 4567 und 4568

NGCs 4567 und 4568. Hubble Image. Image Credit: NASA/ESA, Public Domain.

Wenn wir eine Linie von M58 ziehen, durch die "Siamesischen Zwillinge" hindurch und weiter süd-südwestlich, von knapp über 3 1/2 Grad, dann kommen wir zum vorletzten diskussionswürdigen Objekt für diesen Monat, zur hellen elliptischen Galaxie M49. M49 wurde von Charles Messier am 19. Februar 1771 entdeckt und war das erste Objekt der Jungfrauen-Gruppe, welches seinem Katalog hinzugefügt wurde. Mit einer Helligkeit von 8,39 mag. und einer Winkelausdehnung von 10,2 x 8,3 Bogenminuten ist dies eine große, aber immer noch sehr helle Galaxie, ganz gewiss sichtbar genug, um unter durchschnittlichen Beobachtungsbedingungen auch noch in Ferngläsern gesehen zu werden. In der Tat ist M49 die hellste Galaxie innerhalb des Jungfrau-Sternhaufens, wobei die Galaxie M87 ihr einen harten Wettkampf in diesem Bereich liefert. Es wurde angenommen, dass beide Objekte in Größe und Masse ziemlich ähnlich seien, aber neuere Beobachtungen haben jetzt bewiesen, dass M87 bei weitem die größere und schwerere von beiden Galaxien ist. Zum Vergleich: M49 beinhaltet "nur" 6000+ Kugelsternhaufen, während M87 12000+ aufweist.

M49

M49. Image Credit: Ole Nielsen, Creative Commons.

Vier Grad süd-südwestlich von M49, bei Fortsetzung der imaginären Linie, die wir von M58 gezogen haben, kommen wir auf unserer epischen Mai-Tour zu den letzten Objekten von Deep Sky-Genüssen im Sternbild Jungfrau. Eines dieser Objekte ist eines der schönsten und lebendigsten, die Spiralgalaxie M61.

M61 wurde am 5. Mai 1779 von dem italienischen Astronomen Barnaba Oriani entdeckt und, welch ein Zufall, am selben Abend auch von Charles Messier, welcher die Galaxie als einen möglichen Kometen klassifizierte. Keine ganze Woche später hatte Messier herausgefunden, dass M61 ein statisches Objekt war, und fügte es daraufhin seinem Katalog hinzu.

Bei einer Helligkeit von 9,69 mag. und einer Winkelausdehnung von 6,5 x 5,9 Bogenminuten ist M61 eine ziemlich massive Galaxie, die einen hellen sternenähnlichen Kern besitzt, der nachweislich von einer stirnseitigen Spirale umgeben ist, die sich in kleineren Teleskopen als ein eher schwächerer Lichthof zeigt, in Teleskopen von 12-Zoll und mehr jedoch leichter und erfolgreicher als eine definitive Spiralstruktur erweist. M61 ist in der Tat eine weitere Balken-Spiralgalaxie, aber dieser Balken ist sehr massiv im Vergleich zu nahezu jeder anderen Balken-Spiralgalaxie, die wir bisher hier besprochen haben. M61 ist wirklich ein lohnenswertes Objekt für Astrofotografen, welche diese massive Spiralstruktur in Langzeitfotografie aufnehmen wollen.

M61 ist eine ungewöhnliche Galaxie, da sie innerhalb des Jungfrau-Sternhaufens eine der aktivsten sternbildenden Galaxien ist. Ebenso ungewöhnlich ist es, dass sie einen gemeinsamen Rekord mit der Galaxie M83 hält; beide Galaxien sind die aktivsten Messier-Objekte in Bezug auf den Ausbruch von Supernovae, von denen im letzten Jahrhundert 6 Stück beobachtet wurden.

Von M61 ziehen wir einen Bogen nach Südwesten in Richtung von Spica, dem hellsten Stern im Sternbild Jungfrau, wo wir auf einige unbedeutendere Galaxien im Sternbild Jungfrau treffen, wie die elliptische Galaxie NGC4636, +9,50 mag. hell und exakt 5,5 Grad südöstlich von M61 gelegen, gefolgt von der +10,0 mag. hellen Spiralgalaxie NGC4753, und schließlich kommen wir dann zu NGC4697, einer helleren elliptischen Galaxie, die 1784 von William Herschel entdeckt wurde. Diese Galaxie kann leicht mit kleineren Teleskopen beobachtet werden, ebenso wie die Nachbargalaxie NGC4699, eine attrative aber massive Spiralgalaxie, die knapp unter drei Grad südlich entfernt liegt. 

Am Boden des gezogenen Bogens, 3 3/4 Grad südwestlich von NGC4699, liegt eine der Perlen des Nachthimmels, M104, die Sombrero Galaxie, eine Spiralgalaxie. Der "Sombrero" wurde 1781 von Pierre Méchain entdeckt. Messier hatte die Entdeckung im selben Jahr zwar seiner Liste als Nachtrag hinzugefügt, aber erst zu Beginn der 1920er Jahre, als der französische Astronom Camille Flammarion diesen Nachtrag in Messiers Original-Notizen wiederentdeckte, wurde die Galaxie als offizielles Messier-Objekt gelistet. William Herschel entdeckte die Galaxie 1794 unabhängig von Méchains Entdeckung. Er bemerkte in seinem entdeckten Objekt das Erscheinen einer "schwarzen Schicht". Heute wissen wir, dass es sich dabei um eine auffällige Staubbahn handelt, welche die äußere Spiralstruktur des "Sombrero" umringt und der Galaxie ihren bezeichnenden und zutreffenden Spitznamen gegeben hat.

Die Sombrero-Galaxie hat mit +8,0 mag. für eine Galaxie eine sehr akzeptable Helligkeit und mit 8,6 x 4,2 Bogenminuten im Ausmaß auch eine anständige Größe (dabei aber kaum übergroß). Die Galaxie kann mit Teleskopen und Ferngläsern aller Größen gefunden werden, aber im Gegensatz zu Aussagen in vielen Publikationen (welche dahin tendieren, die Größe von benötigten Teleskopen über zu bewerten) wird auf jeden Fall ein hochwertiger 4-Zoll Refraktor, zusammen mit einer sehr dunklen Beobachtungsposition und einer geeigneten Dunkeladaption, benötigt, um die Staubbahn der Galaxie zu entdecken. Zugegebenermaßen kann die Staubbahn mit einem Reflektor von 8 - 10 Zoll Blendeneinstellung leichter entdeckt werden, wobei auch die genaue Form des Sombreros besser erkannt wird, aber dies sollte Beobachter kleinerer Instrumente nicht davon abhalten, sich auf die Suche zu machen. Denn einmal gefunden, wird die Galaxie so schnell nicht mehr vergessen werden, da sie so ein schönes Objekt ist. M104 sieht sogar noch spektakulärer aus, wenn sie abgebildet wird, allerdings sollten Astrofotografien, die von britischen Beobachtungsstellen aus gemacht werden, sorgfältig im Voraus geplant werden, da die Galaxie nur für eine kurze Zeit in einer vertretbaren Höhe zum Horizont steht.

Man vermutet, dass M104 ca. 30 Millionen Lichtjahre von uns entfernt ist, und Berechnungen zeigen, dass bei einem nur halb so großen Durchmesser (50.000 Lichtjahre) wie unsere Milchstraße, die M104-Galaxie beträchtlich heller ist und mehr zugehörige Kugelsternhaufen hat als unsere Milchstraße - nämlich 1200 bis 2000 verglichen mit den geschätzten 160 Kugelsternhaufen der Milchstraße; sie geht eher konform mit einer viel größeren sphärischen Galaxie wie die nahe Galaxie Virgo A (Messier 87). Man vermutet weiter, dass M104 ein supermassereiches Schwarzes Loch beherbergt und das erste Objekt ist, dessen Rotverschiebung gemessen worden ist, was beweist, dass M104 im Jahre 1912 eindeutig nicht Teil unserer Milchstraße gewesen ist.

Im östlichen Teil des Sternbildes Jungfrau gibt es vier weitere beachtenswerte Objekte. Zwei Galaxien davon, einmal die Balken-Spiralgalaxie NGC5068, ein +10,0 mag. helles Objekt von einer Größe von 7,3 x 6,4 Bogenminuten, sowie die etwas kleinere, aber ähnlich helle, benachbarte Spiralgalaxie NGC5247; sie befinden sich südlich des Sterns Spica, knapp unter 7 1/2 Grad bzw. 10 Grad entfernt. Obgleich beide Galaxien doch ziemlich blass sind, so sind sie doch für die Beobachtung mit größeren Teleskopen interessant. NGC5247 ist eine ausgedehnte, ziemlich lockere Spirale mit zwei breiten Spiralarmen, die sich uns fast von vorne präsentieren. NGC5068 zeigt sich uns auch von vorne auf beinahe chaotische Weise, mit einer zentralen Balkenstruktur und feinen gefleckten Spiralarmen. Obgleich beide Objekte sehr nahe am Himmel beieinander sind, so stehen sie jedoch in keinem Zusammenhang. Bei NGC5247, als Teil des größeren Virgo-Galaxienhaufens, gibt es ein Problem bei der Bestimmung seiner geschätzten Entfernung, welche einige Quellen mit 60 Millionen Lichtjahren angeben, während andere Quellen die Galaxie bei ungefähr der Hälfte dieser Distanz ansiedeln! NGC5068 ist Teil des Centaurus-Hydra-Galaxienhaufens (Nachbar des Virgo-Galaxienhaufens) und ca. 18 bis 22 Millionen Lichtjahre von uns entfernt.

In Richtung der nördlichen Grenze der östlichen Hälfte des Sternbildes Jungfrau, knapp über (um ungefähr 3 1/2 Grad) Tau Virginis, einem hellen Stern im Sternbild Jungfrau, von dem einige Quellen meinen, dass er das Knie der Jungfrau repräsentiert, liegt die sehr attraktive "grand design"-Spiralgalaxie NGC5364. Mit einem augenförmigen Spiralkern, der von zwei großen Spiralarmen umgeben wird, ist NGC5364 mit +10,10 mag. nicht besonders hell, aber mit einer Winkelausdehnung von 4,1 x 2,6 Bogensekunden doch halbwegs massiv, und seine Oberflächen-Helligkeit ist ziemlich hoch. Die Galaxie wird flankiert von der fast ebenso helle aber etwas langweiligere linsenförmige Galaxie NGC5363 und den blasseren +13,0 mag. hellen Spiralgalaxien 5356 und 5348. Für die Beobachtung dieser Galaxiengruppe werden Instrumente mit einer angemessenen Blendeneinstellung benötigt, aber der Aufwand lohnt sich. Es wird angenommen, dass diese Gruppe nicht näher als 55 Millionen Lichtjahre von uns entfernt liegt.

Wir beenden diesen Galaxien-Marathon mit einem uns näher liegenden Objekt, dem einzigen Kugelsternhaufen im Sternbild Jungfrau, dem etwas kleineren Objekt NGC5634. NGC5634 ist ein massives Gebilde von 1,7 Bogenminuten Breite, allerdings ziemlich blass, da Kugelsternhaufen gewöhnlich eine Helligkeit von nur +9,47 mag. erreichen. Wie schon bei dem M53-Kugelsternhaufen im Sternbild Haar der Berenice, spielt auch bei NGC5634 die Entfernung eine große Rolle, was das Erscheinungsbild angeht. Es sind große Instrumente nötig, um den Kern des Kugelsternhaufens in einzelne Sterne zu zerlegen - das ist auch nicht verwunderlich bei einer Entfernung von ca. 82000 Lichtjahren. 

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Vielen Dank an Kerin Smith für den Originaltext aus dem Englischen!

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