Sky Guide für August

Sky Guide

Bild erzeugt mit SkySafari for Mac OS X, ©2010-2012 by Southern Stars, www.southernstars.com

Für uns in der gemäßigten nördlichen Hemisphäre kommt während des Monats August die Zeit der willkommen „echte“ Dunkelheit wieder zurück und macht damit die Deep-Sky-Beobachtung und die Astrofotografie doch bedeutend praktikabler als dies in den helleren Teilen der Monate Mai, Juni und Juli der Fall gewesen ist. Die Bewohner über 55 Grad Nord haben allerdings noch für eine längere Zeit die beständige astronomische Dämmerung auszuhalten, während für die Bewohner Europas, Nord-Amerikas und Asiens die echte Dunkelheit schon in den frühen Augusttagen vor Mitternacht zurückkehrt und dann etwa drei Stunden andauert. Zum Ende des Monats hin hat sich diese Phase der „Nacht“ schon auf ungefähr 6 Stunden verdoppelt - das macht schon einen großen Unterschied aus.

Für die Beobachter in der südlichen Hemisphäre bedeutet die Ankunft des Monats August, dass die Wintersonnenwende schon länger vorbei ist und dass sich die echte Dunkelheit jetzt langsam zurückzieht.

Es gibt im August einige verlässliche Ereignisse, wovon das bemerkenswerteste der Perseiden-Meteor-Schwarm ist, der seinen Höhepunkt üblicherweise um den 12. bis 14. August hat. In diesem Jahr bringt uns der August jedoch auch zwei doch eher seltener vorhersagbare Geschehnisse mit, welche wir zuerst besprechen werden - die Total Sonnenfinsternis in den USA am 21. August, sowie die Mondfinsternis am 7. August.

Das Sonnensystem

Die Sonne

Es ist selten, dass wir in unseren monatlichen Newslettern das Thema "Sonne" aufgreifen; das bedeutet jedoch nicht, dass uns dieses Thema nicht interessiert - weit gefehlt. Aber der August beschert uns nun ein bedeutendes Vorkommnis, wovon wir unbedingt berichten müssen. Am 21. August schneidet der Weg einer totalen Sonnenfinsternis eine Bahn quer durch die USA: vom Eintreffen an der pazifischen Küste in Oregon zieht sie sich durch die Staaten von Idaho, Wyoming, Nebraska, Kansas, Missouri, Kentucky, Tennessee, Georgia hindurch nach South Carolina, wo sie dann im Atlantischen Ozean die Staaten wieder verläßt. Obgleich nur Beobachter auf dem nur einige Meilen breiten Streifen des Hauptweges die Gesamtheit der Sonnenfinsternis miterleben können, so wird die Sonnenfinsternis als eine Teilfinsternis über einem riesigen Gebiet sichtbar sein, das unter anderem große Teile des Pazifiks umfasst, einschließlich Hawaii, sowie die östlichsten Teile der Russischen Föderation, weiterhin ganz Mittelamerika und das Gebiet der Karibik sowie den größten Teil der nördlichen Hälfte von Südamerika, außerdem noch den Atlantischen Ozean und große Teile von West-Afrika und West-Europa. Somit stehen die Chancen gar nicht so schlecht, dass diese Sonnenfinsternis, angemessen gutes Wetter vorausgesetzt, das weitestgehend beobachtete astronomische Ereignis aller Zeiten sein wird. Ungefähr eine Milliarde Menschen befinden sich im Einflussbereich der Sonnenfinsternis, und obgleich nicht alle sie sehen werden, so ist doch das öffentliche Bewusstsein für dieses Ereignis, besonders in den USA, sehr hoch.

Totale Sonnenfinternis

NASA Guide to the extent of visibility of the solar eclipse of 21st August 2017, calculation and projection by Fred Espinak. Bildrechte: Public Domain

Für die Beobachter in West-Europa, einschließlich Island, größere Teile von Spanien, Portugal, Irland, Schottland, Wales, England, Belgien, Niederlande, einige Teile von Norwegen, Schweden, Dänemark und dem äußersten Westen von Deutschland, sowie ungefähr die Hälfte von Frankreich, wird die Sonnenfinsternis des 21. August, die ungefähr bei Sonnenuntergang hier stattfindet, nur teilweise und unvollkommen wahrgenommen werden. Je westlicher man sich befindet, desto größer sind die Chancen auf eine Beobachtung der Sonnenfinsternis. Dafür ist ein klarer westlicher Horizont absolute Vorbedingung. Wenn Sie also einen westlichen Horizont über dem Meer haben, dann haben Sie auch die besten Chancen mitzuerleben, was sichtbar ist. Und dabei ist es ganz wichtig, noch einmal auf das alte Sprichwort hinzuweisen: versuchen Sie erst gar nicht, ohne ausreichenden Filterschutz die Sonne zu beobachten! Sowohl Sonnenbrillen, dunkel getöntes Glas oder auch Schweißerbrillen reichen absolut nicht aus. Sie benötigen ordnungsgemäß zertifizierte Sonnen-Folienfilter, Polymer-Sonnenfilter oder Glas-Sonnenfilter. Natürlich sind Teleskope, die mit H-Alpha-Filtern, Calcium-K-Filtern (Ca II) oder auch Herschel Keil-Prismen ausgerüstet sind, für diese Zwecke absolut sicher für uns. Allerdings sollten Sie das Interieur eines jeden Instrumentes noch einmal abchecken, bevor Sie einen Calcium-K-Filter oder ein Herschel-Keil installieren; diese beiden Zusätze sollten wirklich nur in Linsenteleskope von unter oder ca. 6 Zoll Öffnung installiert werden. Falls Sie einen Reflektor benutzen, dann empfiehlt sich ein Weißlicht-Filter. Ein spezielles Sonnenteleskop, wie es von den Herstellern Lunt Solar Systems angeboten wird, bietet die sicherste Gewährleistung für Langzeit-Sonnenbeobachtungen, besonders auch deshalb, weil sie außergewöhnliche Sonnenprotuberanzen (Materienströme auf der Sonne) und andere atmosphärische Störungen aufzeigen können. Sonnenfinsternis-Brillen können auch eingesetzt werden, allerdings benötigen Sie für die Beobachtung der extremen Teil-Sonnenfinsternis von Europa aus wenigstens Weißlicht-Solar-Ferngläser, welche über die Vergrößerungseinrichtung eine Beobachtung erst möglich macht.

Für Beobachter im Vereinigten Königreich beginnt die Sonnenfinsternis abends gegen 19.40 Uhr, wobei sowohl die Sonne als auch der Mond unter drei Grad vom Horizont entfernt stehen. In dieser Höhe verursachen atmosphärische Lichtbrechungen einige Deformationen im ansonsten regulären runden Umriss der Sonne, und es wird daher interessant sein zu beobachten, wieviel vom Mondeintritt zu sehen sein wird. Die maximale Sonnenfinsternis findet ungefähr um 19.56 Uhr statt, wobei die Sonne kaum 1 1/2 Grad über dem Horizont steht. Obgleich sich die Sonne zu dieser Zeit im Sternbild Löwe (Leo) aufhält und sowohl die Sonne als auch der Mond sich den gemäßigten nördlichen Breitengraden in einem flachen Winkel präsentieren, so ist das mögliche Beobachtungsfenster für die Bewohner in diesen Gefilden länger geöffnet als wenn sich die Sonnenfinsternis zu einer anderen Zeit im Jahr ereignet hätte.

Partielle Sonnenfinsternis

Partielle Sonnenfinsternis beobachtet von 51N/0W, 7.45pm (BST), 21.August. Bild erzeugt mit SkySafari for Mac OS X, ©2010-2012 by Southern Stars, www.southernstars.com

Mit anderen Worten: Die Beobachtung der Sonnenfinsternis von europäischem Boden aus stellt eine große Herausforderung dar. Sowohl eine geeignete Beobachtungshöhe, ein flacher Horizont und Glück mit dem Wetter und mit den atmosphärischen Bedingungen gehören zum Gelingen einfach dazu. Aber es gibt eigentlich nichts was wir Astronomen mehr lieben als die Herausforderung - und wir von Telescope House / BRESSER halten für Sie die Augen offen. Falls auch Sie die Herausforderung annehmen, so wünschen wir Ihnen viel Glück, legen Ihnen jedoch dringend nahe, unsere Warnungen hinsichtlich der Sonnenbeobachtung zu beachten. Wenn Sie in den USA wohnen oder dorthin gereist sind, um der Sonnenfinsternis "hautnah" beizuwohnen - Sie werden dieses Ereignis für sehr lange Zeit in Ihrer Erinnerung behalten. Und wo immer Sie sich auch aufhalten mögen, falls Sie Fotos gemacht haben sollten und bereit sind, diese mit uns zu teilen, dann würden wir uns sehr freuen, wenn wir diese im nächsten Newsletter zeigen könnten.

Der Mond

Mondphasen

Der Mond spielt eine augenfällige Rolle bei der Sonnenfinsternis am 21. August, aber es ist nicht die einzige Finsternis, in welcher der Mond involviert ist; da gibt es ja noch die partielle Mondfinsternis am Abend des 7. August, die Sichtbarkeit ist davon abhängig, an welchem Ort der Welt Sie gerade Zeuge dieser Finsternis werden.

Der Mond beginnt den August als ein neun Tage alter zunehmender Dreiviertelmond im Sternbild Scorpion (Scorpius), der für die Beobachter in der gemäßigten nördlichen Hemisphäre sehr tief am Himmel steht.

In der Nacht des 7. August verzeichnen wir die Vollmondstellung, wenn unser natürlicher Begleiter im Sternbild Steinbock (Capricornus) über Europa aufgeht und dabei hoch in der Ekliptik steht. Die Halbschattenphase einer Mondfinsternis präsentiert sich nie so aufregend wie die Schattenphase, da der Mond lediglich in den von der Erdatmosphäre geworfenen Schatten hineintritt, und nicht in den tiefen Schatten unseres Planeten. Eine Halbschatten-Mondfinsternis verhilft jedoch zu interessanten Farbgebungen, besonders dann, wenn in der nahen Vergangenheit größere Vulkaneruptionen stattgefunden haben. Einige Halbschatten-Mondfinsternisse waren beinahe so schwarz wie die Schattenphase einer totalen Mondfinsternis - obgleich man dies nicht unbedingt von der jetzt anstehenden Halbschatten-Mondfinsternis im August erwarten sollte.

Der größte Teile der östlichen Hemisphäre unseres Planeten wird in der Lage sein, einer teilweisen Schattenphase dieser Finsternis beizuwohnen, wobei allerdings für Bewohner des Vereinigten Königreiches und anderer weiter westlich liegender Staaten nur die Beobachtung der Halbschatten-Mondfinsternis möglich ist. Der Mond geht kurz vor 20.30 Uhr (BST = British Summer Time) auf, und je höher der Mond am Himmel steht, desto mehr wird die Phase der Mondfinsternis abnehmen. Gegen 21.50 (BST) ist das Ereignis vorbei. Seien Sie also früh genug am Abend auf dem Posten!

Mondaufgang, Halbschattenfinsternis

Mondaufgang, Halbschattenfinsternis, 7. August. Bild erzeugt mit SkySafari for Mac OS X, ©2010-2012 by Southern Stars, www.southernstars.com

Mondfinsternisse sind relativ einfach zu fotografieren, und Sie können dabei problemlos Mehrfach-Weitwinkel-Belichtungen einsetzen, um das Herausgleiten des Mondes aus dem Erdschatten festzuhalten. Die Brennweite Ihrer Kameralinse braucht nicht so sehr lang eingestellt zu sein, um den Farbunterschied des Mondschattens innerhalb und außerhalb des Ereignisses festzuhalten. Falls Sie die Mondfinsternis fotografisch festhalten, so würden wir uns auch hier freuen, wenn Sie uns die Bilder zwecks Veröffentlichung zusenden würden.

Nach dem Vollmond erreicht der Mond sein letztes Viertel als abnehmender Halbmond am 15. August im Sternbild Stier (Taurus). Am 21. August wird er dann im Sternbild Löwe (Leo) zum Neumond, wie bereits im Abschnitt über die Sonnenfinsternis erwähnt.

Danach wird der Mond ein abendliches Objekt und erreicht die Phase des zunehmenden Halbmondes (Erstes Viertel) am 29. August während seines Aufenthaltes in der Nicht-Tierkreiszeichen-Konstellation des Schlangenträgers (Ophiuchus).

Ende August finden wir den Mond als zunehmenden Sichelmond im Sternbild Schütze (Sagittarius), zu ungefähr 73% beleuchtet.

Merkur

Zu Monatsbeginn finden wir Merkur als ein abendliches Objekt etwa 27 Grad östlich der Sonne und bei Sonnenuntergang ca. 5 1/2 Grad hoch im Westen (beobachtet von 51 Grad Nord). Mit einer Helligkeit von +0,5 mag. und einem Winkeldurchmesser von 8 Bogensekunden sticht der Planet nicht besonders hervor.

Mitte des Monats hat Merkur seinen Abstand zur Sonne nach knapp über 18 1/2 Grad vermindert; da er aber jetzt für die Beobachter in den mittleren nördlichen Breitengraden praktisch in einer Linie mit der Sonne steht, wird eine Beobachtung zu einer sehr großen Herausforderung, um es milde auszudrücken. Eine niedrige Helligkeit von +1,8 mag. kommt noch erschwerend hinzu.

Während der nächsten 12 Tage setzt Merkur seine Neigung zur Sonne hin fort, bis er am 27. August die Obere Konjunktion mit der Sonne erreicht. Nach diesem Punkt wird der geheimste Planet ein morgendliches Objekt, wobei er aber für aussagefähige Beobachtungen bis Anfang September immer noch zu nahe an der Sonne sein wird.

Merkur, Sonnenaufgang 31. August

Merkur, Sonnenaufgang 31. August. Bild erzeugt mit SkySafari for Mac OS X, ©2010-2012 by Southern Stars, www.southernstars.com

Venus

Unser nächster Nachbarplanet zieht während des gesamten Monats August eine ganz schöne Schau ab. Am Morgen des 1. August steht Venus bei Sonnenaufgang knapp unter 25 Grad hoch am Himmel (beobachtet von 51 Grad Nord) und präsentiert sich als eine zu 74% beleuchtete Scheibe von 14,5 Bogensekunden im Durchmesser und einer Helligkeit von -4,0 mag.

Bei Fortschreiten des Monats neigt sich Venus ein wenig der Sonne zu, vergrößert jedoch bei Sonnenaufgang seine Höhe, völlig unvermutet, auf etwas unter 26 Grad (beobachtet von 51 Grad Nord). Dieses Phänomen ist ganz einfach auf planetarische Geometrie zurückzuführen: Zu diesem Zeitpunkt befindet sich Venus im Sternbild Zwillinge (Gemini) an ungefähr dem höchsten nördlichen Punkt in der Ekliptik (die Bahn, der die wichtigsten Planeten am Himmel folgen). Für die Beobachter in der nördlichen Hemisphäre führt dies zum äußersten Winkel beim Untergang eines bestimmten Objektes. Für die Bewohner in den südlichen Gefilden unseres Planeten gilt dagegen zu diesem Zeitpunkt genau das Gegenteil.

Gegen Ende des Monats hat sich Venus vom Sternbild Zwillinge in das benachbarte Sternbild Krebs (Cancer) begeben. Der Planet hat immer noch eine Helligkeit von -4,0 mag., hat aber seinen Winkeldurchmesser nach 12,5 Bogensekunden verringert, aber wiederum seine Phase nach 83,5% erhöht. Venus steht etwas unter 25 1/3 Grad hoch, bei Sonnenaufgang am Morgen des 31. August praktisch genau östlich (beobachtet von 51 Grad Nord).

Venus, Sonnenaufgang

Venus, Sonnenaufgang 15. August 2017 - Bild erzeugt mit SkySafari for Mac OS X, ©2010-2012 by Southern Stars, www.southernstars.com

Mars

Mars ist gerade erst wieder von seiner Oberen Konjunktion mit der Sonne aufgetaucht und, obgleich eigentlich ein morgendliches Objekt, bleibt deshalb aber für den größten Teil des Monats August unbeobachtbar. Zum Ende des Monats hin wird Mars bei Sonnenaufgang ca. 8 1/3 Grad hoch am Himmel stehen; mit +1,8 mag. Helligkeit und gerade einmal 3,6 Bogensekunden im Durchmesser ist es jedoch nicht sehr interessant und auch nicht sehr leicht, den Planeten zu beobachten. Mars neigt sich allerdings jetzt der nächsten Mars-Opposition im kommenden Jahr zu, und die Beobachtungsbedingungen werden daher kontinuierlich ansteigen; seine größte Helligkeit wird der Planet jedoch erst in einem Jahr erreichen.

Jupiter

Mit einer Helligkeit von 1,9 mag. und einem Durchmesser von 34,2 Bogensekunden ist Jupiter am 1. August bei Sonnenuntergang im Südwesten sehr leicht auszumachen. Das Beobachtungsfenster für Jupiter-Beobachtungen wird jedoch enger, und Sie sollten die Zeit nutzen, so lange der Planet noch sichtbar ist. Jupiter geht ca. zwei Stunden nach der Sonne unter, und der Planet steht dabei halbwegs tief am Himmel im Sternbild Jungfrau (Virgo), bleibt aber in Ferngläsern ein lebendiger Anblick. Wieviel wir hier in der nördlichen Hemisphäre von Jupiter und seiner "Seilschaft" an Begleitern sehen können, die sich bei Sonnenuntergang 17 Grad über dem Horizont befinden (beobachtet von 51 Grad Nord), hängt natürlich auch von der Größe der Teleskope ab und den Witterungsbedingungen, die eine große Rolle dabei spielen.

Mitte August hat Jupiter mit -1,8 mag. ein wenig an Helligkeit verloren, und seine Größe ist nach 33,1 Bogensekunden im Durchmesser geschrumpft. Der König der Planeten geht jetzt ungefähr 1 1/2 Stunden nach der Sonne unter.

Zum Ende des Monats hin hat sich das Beobachtungsfenster zwischen dem Untergang von Sonne und Jupiter auf etwas über eine Stunde verringert. Der Planet befindet sich jetzt in einer Höhe von 10 Grad (beobachtet von 51 Grad Nord), und die Helligkeit hat minimal nach -1,7 mag. abgenommen. Der Planet strahlt immer noch am hellsten am Himmel, abgesehen von Sonne und Venus, ist für Beobachter der gemäßigten nördlichen Gefilde jedoch weniger gut zu beobachten wie für die Himmelsleser in den äquatorialen Regionen unserer Erde, in welchen sich der Planet mit einer viel stabileren Höhe von über 43 Grad bei Sonnenentergang zeigt.

Um die Möglichkeiten für die Jupiter-Beobachtungen zu erweitern, bieten sich Beobachtungen während des Tages an. Tageslicht-Observationen von Jupiter sind sehr wohl möglich, wobei allerdings dann die Vorschriften zu beachten sind, welche auch für Sonnenbeobachtungen gelten. Um sicher zu gehen, sollten Sie Beobachtungsstellen wählen, an denen die Sonne von Ihrer Sicht abgeschirmt ist.

Jupiter bei Sonnenuntergang

Jupiter bei Sonnenuntergang, 15. August 2017 - Bild erzeugt mit SkySafari for Mac OS X, ©2010-2012 by Southern Stars, www.southernstars.com

Saturn

Saturn ist während des Monats August für abendliche Beobachtungen immer noch sehr gut positioniert, obwohl der Planet, als ein Bewohner der Konstellation Schlangenträger (Ophiuchus), für uns hier in der nördlichen Hemisphäre ziemlich tief steht. Mit einer Helligkeit von +0,3 mag. zu Beginn des Monats, kann Saturn natürlich mit seinem Nachbarn Jupiter nicht mithalten, ist dafür aber, aufgrund seiner östlicheren Position in der Ekliptik, viel länger während der dunkleren Stunden zu beobachten.

Am Abend des 1. August steht Saturn bei Sonnenuntergang etwa 16 Grad hoch am Himmel (beobachtet von 51 Grad Nord) und ist dabei ein herrlicher Anblick in Teleskopen jeglicher Größe. Sie brauchen allerdings 30- bis 40-fache Vergrößerungen, um den Planeten wirklich als ein "aufgetakeltes" Objekt zu erfassen. Die Ringe des Saturn erscheinen zu dieser Zeit weit geöffnet, und es ist relativ unkompliziert, mit kleineren Teleskopen die Struktur der größten und markantesten Lücke auszumachen - die Cassini Teilung (benannt nach dem italienischen Astronomen Giovanni Domenico Cassini, entdeckt 1675) - falls die Atmosphäre mitspielt, natürlich. Die Cassini Teilung wird oft genutzt als ein guter Test für die Qualität von Teleskopen, und er sollte bei Instrumenten mit einer Blendeneinstellung im Bereich von 80 - 90 mm und einem Vergrößerungsbereich von ca. 100-fach gelöst werden. Der entscheidende Faktor ist dabei jedoch oft die atmosphärische Streuung, wenn der Planet tief am Himmel steht, eher als das Teleskop selbst oder die Okular-Kombination. Warum nicht einfach das Okular mit 100-facher Vergrößerung wieder ausgraben und den Test mit dem eigenen Teleskop machen? Es ist natürlich vernünftig zu warten, bis der Planet seinen höchsten Durchgangspunkt am Himmel erreicht hat. Dies wird sich in den ersten Augusttagen abspielen, gegen 21.41 Uhr (BST, beobachtet von 51 Grad Nord).

Zum Monatsende hin ändert sich nicht viel, was den Saturn betrifft. Um den 15. August hat der Planet immer noch eine Helligkeit von +0,3 mag. und seinen Durchgang bei Sonnenuntergang um 20.45 Uhr (BST). Da der Planet erst am nächsten Morgen gegen 01.00 Uhr untergeht, bleibt für Beobachter genug Zeit, den Herrn der Ringe in all seiner Herrlichkeit zu studieren.

Ende August hat die Helligkeit minimal nach +0,4 mag. abgenommen, und der Planet geht um ungefähr 23.45 Uhr unter (beobachtet von 51 Grad Nord).

Saturnposition, früher Abend, 15. August

Saturnposition, früher Abend, 15. August - Bild erzeugt mit SkySafari for Mac OS X, ©2010-2012 by Southern Stars, www.southernstars.com

Uranus und Neptun

Wir finden die äußeren Gasriesen, wie gewöhnlich, in den Sternbildern Fische (Pisces) bezw. Wassermann (Aquarius). Neptun, mit einer eher schummrigen Helligkeit von +7,8 mag., ist von beiden Planeten der "Frühaufsteher", da er sich weiter westlich in der Ekliptik befindet. Er geht am 1. August kurz vor 22.00 Uhr (BST) auf; Uranus, der eine Helligkeit von +5,8 mag. aufweist, geht ungefähr eine Stunde später auf.

Am Morgen des 10. August gleitet der abnehmende Dreiviertelmond im Sternbild Wassermann südlich in einer Entfernung von 1 3/4 Grad an Neptun vorbei und ist damit ein willkommener Wegweiser hin zu dem doch viel dunkleren Planeten. Drei Tage später, am Morgen des 13. August, passiert der Mond in einer Entfernung von 5 1/4 Grad Uranus in südlicher Richtung.

Ende August ist Neptun nur ein paar Tage entfernt von seiner Opposition Anfang September. Der Planet hat seit Anfang des Monats keine wesentlichen Änderungen betreffend seine Helligkeit erfahren, hat jedoch seinen Durchmesser minimal nach 2,4 Bogensekunden erhöht. Uranus ist immer noch knapp unter 7 Wochen von seiner Opposition Mitte Oktober entfernt, hat allerdings seine Helligkeit etwas erhöht, und zwar nach +5,7 mag.

Uranus und Neptun im Sternbild Fische und Wassermann

Uranus und Neptun im Sternbild Fische und Wassermann, August 2017 - Bild erzeugt mit SkySafari for Mac OS X, ©2010-2012 by Southern Stars, www.southernstars.com

Kometen

Die Kometen 2015 ER61 (PanSTARRS) und 2015 V2 (Johnson) haben sich in den letzten Monaten von einer guten Beobachtungsseite gezeigt, sind jedoch jetzt an einem Punkt, wo die Helligkeit schwindet. 2015 ER61 wird Mitte August (zwischen dem 15. und 21.) die Pleiaden durchschneiden und obwohl der Komet mit einer Helligkeit von ca. +13,0 mag. doch sehr blass ist, wäre es interessant zu erfahren, ob man ihn in der morgendlichen Dämmerung im Sternbild Stier am Himmel entdecken kann.

2015 ER61 inmitten der Plejaden

2015 ER61 inmitten der Plejaden, 17.August 2017 - Bild erzeugt mit SkySafari for Mac OS X, ©2010-2012 by Southern Stars, www.southernstars.com

Der Komet 2015 V2 (Johnson) fällt während des Monats August durch das Sternbild Zentaur (Centaurus) und ist deshalb, von der nördlichen Hemisphäre aus gesehen, sehr schwierig zu beobachten. Mit einer schwindenden Helligkeit von +8,0 mag. hat der Komet jetzt seine beste Zeit hinter sich; Himmelsleser in der südlichen Hemisphäre haben jedoch eine bessere Chance, ihn zu beobachten.

Für Kometen-Jäger gibt es glücklicherweise ein neues Objekt am Horizont, den kürzlich entdeckten Kometen C/2017 O1 (ASASSN1), der aussieht, als könnte er sich als Beobachtungsobjekt für den Rest des Jahres halten. Er wurde am 19. Juli 2017 in der südlichen Wal (Cetus)-Konstellation entdeckt. Bei Abfassung dieses Newsletters wird an den Ephemeriden (Ephemeris = Aufzeichnungen über den Gestirnstand sowie Vorausberechnungen der Stellungen von Planeten) noch gearbeitet, aber nach Angaben der BAA Comet Section (British Astronomical Association Comet Section) kann man den Kometen mindestens mit dem Fernglas von Anfang August über den Herbst bis hin zum Winter 2017 beobachten. Beobachten Sie diesen Abschnitt...

Perseiden Meteorstrom

Der August wäre nicht der August ohne den Perseidenschwarm, welcher eigentlich von Mitte Juli bis Ende August unterwegs ist. Der Höhepunkt wird am 12. August erreicht, der an diesem Tag ein deutliches Maximum an Sternschnuppen aufweist. Im letzten Jahr erreichte der Meteorschwarm einen ZHR-Höhepunkt (Zenithal Hourly Rate) von ungefähr 150 Meteoren pro Stunde, der auch in diesem Jahr in etwa erreicht werden wird. Leider ist es bei allen Meteor-Beobachtungen die ewige Nemesis, dass der Mond irgendwann kommt und die Party beendet. In der abnehmenden Dreiviertelmondphase (Waxing Gibbous moon), auf dem Höhepunkt des Meteorschwarms, wird der Mond sehr viele schwächere Meteore überfluten. Es gibt jedoch am frühen Abend des 12. und 13. August einige Beobachtungsmöglichkeiten, um frühe Perseidenschwarm-Höhepunkte zu observieren, bevor der Mond aufgeht. Auch hier der Hinweis darauf, dass der Meteorschwarm auch fotografiert werden kann, wobei jedoch sichergestellt werden sollte, dass der Mond während der Aufnahmen nicht im Blickfeld ist.

Explodierender Perseide

Explodierender Perseide über Südwesten Londons, August 2015. Image Credit: Kerin Smith

Die Aufnahme des Meteorstroms erfordert eine normale DSLR-Kamera, ein Weitwinkelobjektiv, eine einigermaßen hohe ISO Empfindlichkeit (ASA 800 +). Diese wird zweifellos zumindest ein paar der hellen Repräsentanten des Persiidenstroms während eines Abends erfassen. Mehrere Aufnahmen zu je etwa 30 Sekunden unter geeigneten Himmelsbedingungen sind mehr als ausreichend um einige Perseiden über einen Zeitraum von ein paar Stunden einzufangen. Stellen Sie sicher, dass Sie genügend große Speicherkarte in der Kamera zur Verfügung haben daß Ihre Batterien voll aufgeladen bevor Sie loslegen.

Deep Sky Juwelen im Sommerdreieck

Der August wäre nicht der August ohne den Perseidenschwarm, welcher eigentlich von Mitte Juli bis Ende August unterwegs ist. Der Höhepunkt wird am 12. August erreicht, der an diesem Tag ein deutliches Maximum an Sternschnuppen aufweist. Im letzten Jahr erreichte der Meteorschwarm einen ZHR-Höhepunkt (Zenithal Hourly Rate) von ungefähr 150 Meteoren pro Stunde, der auch in diesem Jahr in etwa erreicht werden wird. Leider ist es bei allen Meteor-Beobachtungen die ewige Nemesis, dass der Mond irgendwann kommt und die Party beendet. In der abnehmenden Dreiviertelmondphase (Waxing Gibbous moon), auf dem Höhepunkt des Meteorschwarms, wird der Mond sehr viele schwächere Meteore überfluten. Es gibt jedoch am frühen Abend des 12. und 13. August einige Beobachtungsmöglichkeiten, um frühe Perseidenschwarm-Höhepunkte zu observieren, bevor der Mond aufgeht. Auch hier der Hinweis darauf, dass der Meteorschwarm auch fotografiert werden kann, wobei jedoch sichergestellt werden sollte, dass der Mond während der Aufnahmen nicht im Blickfeld ist.

Sommerdreieck

Das Sommerdreieck und seine umgebenden Sternbildkonstellationen. Bild erzeugt mit SkySafari for Mac OS X, ©2010-2012 by Southern Stars, www.southernstars.com

Wir starten am südlichsten Ende des Sommer-Dreiecks und kommen so zum Sternbild Aquila, dem Adler. Trotz seiner Größe und seiner hervorstechenden Position entlang der Milchstraßen-Ebene, gibt es in diesem Sternbild sehr wenig an wesentlichen Deep Sky-Objekten. Das bemerkenswerteste Objekt ist der interessante planetarische Nebel NGC 6741, auch bekannt unter dem Namen "The Phantom Streak Nebula" (in etwa: der unsichtbare Strahlen- oder Blitznebel). Dieser planetarische Nebel hat eine Helligkeit von +11,69 mag. und eine sehr kleine Größe (wie bei so vielen planetarischen Nebeln) von gerade einmal 0,1 Bogenminuten Breite. Er wurde 1882 vom amerikanischen Astronomen Edward Charles Pickerung entdeckt. Der Nebel sieht aus wie ein Geister-Parallelogramm und ist kein leichtes Beobachtungsobjekt, aber seine wie ein Kokon aussehende Struktur kann von Beobachtern mit Zugang zu großen Teleskopen entdeckt werden. Es ist ein sehr lohnenswertes Ziel für all diejenigen, die die Möglichkeit haben, es finden zu können. Die Entfernung von NGC 6741 zur Erde ist umstritten. Einige Quellen geben 7.000 Lichtjahre Distanz an, andere Quellen sehen den Nebel in einer Entfernung von nur ca. 5.000 Lichtjahren. Der Phantom Streak-Nebel ist auch deshalb bemerkenswert, weil der Umgebung des Sterns, ein Weißer Zwerg, Überbleibsel eines sonnenähnlichen Sterns, der Wasserstoff ausging und die Nebelreste weiter verdünnt werden und er schlussendlich seine Leuchtkraft verliert. Dies bedeutet, dass der NGC 6741 in seiner jetzigen Form nicht mehr länger sichtbar sein wird, ein Zeichen dafür, dass wir in einem dynamischen Universum leben. Nehmen wir also noch alles mit, was es noch zu beobachten gi

Phantom Streak, planetarischer Nebel

NGC 6741, The Phantom Streak, ein planetarischer Nebel. Bildrechte - NASA/ESA Hubble Space Telescope, Creative Commons

Wenn wir am Hauptstern des Sternbildes Adler, den Altair, der den untersten Stern des berühmten Sommer-Dreiecks bildet (welches auch den Stern Vega im Sternbild Leier und den Stern Deneb im Sternbild Schwan beinhaltet), hinaufgehen, kommen wir in einer kurzen östlichen Kurve zu der kleinen Konstellation des Delphins (Dolphin, lat. Delphinus). Diese schöne kleine Ansammlung von Sternen, welche nicht einmal besonders hell sind, kann jedoch bei sehr dunklen Bedingungen leicht ausgemacht werden. Das drachenförmige Arrangement von vier Sternen sowie der Schwanz des Delphins, gekennzeichnet durch den aufgenfälligen blauen Stern Epsilon Delphini, sind unverkennbar.

Delphinus beinhaltet zwei Kugelsternhaufen, die beide nicht besonders hell, aber doch von großem Interesse sind. NGC 6934 ist der südlichere von beiden und befindet sich mit knapp unter 11 Grad beinahe genau östlich von Altair. Mit einer Helligkeit von +8,8 mag. und einem Durchmesser von 1,4 Bogenminuten ist er nicht besonders herausragend, bedingt durch seine Position im reichen Sternenfeld der Milchstraße. Mit kleinen Teleskopen kann man den Sternhaufen als einen weichen, unbestimmbaren Lichtball erkennen, aber etwas größere Instrumente zeigen dem Beobachter dann schon die kleinsten Details. Der Kugelsternhaufen liegt über 50.000 Lichtjahre von uns entfernt. Er war eine von vielen Entdeckungen des britisch-deutschen Astronomen William Herschel, der NGC 6934 im Jahre 1785 zuerst katalogisierte.

Kugelsternhaufen NGC 7006

NGC 6934. Bildrechte: Hubble Image NASA/ESA, Public Domain

Herschel entdeckte auch den Kugelsternhaufen NGC 7006, welcher sich ca. 11 Grad nordöstlich von NGC 6934 befindet. Mit einer Helligkeit von +10,56 mag. ist er einer der blasseren Kugelsternhaufen in unserer Galaxy. Diese Blässe wird verständlich, wenn wir bedenken, dass NGC 7006 in einer erstaunlichen Entfernung von 135.000 Lichtjahren von uns lokalisiert ist. Dieser Kugelsternhaufen wird von verschiedenen Beobachtern als ziemlich "kometengleich" beschrieben, was sein Aussehen betrifft. Mit einer kondensierten zentralen Region und einem Lichthof von Sternen ist er in der Tat nicht so leicht zu unterscheiden wie es seine Nachbar-Sternhaufen sind. Man braucht schon ein sehr großes Teleskop mit 16“+-Öffnung, um die einzelnen Sterne in diesem wirklich herausfordernden Objekt aufzulösen.

NGC 7006

NGC 7006. Bildrechte: Hubble Image NASA/ESA, Public Domain.

Das Sternbild Delphin beinhaltet ebenso einen guten planetarischen Nebel: den Blue Flash bzw. NGC 6905. Dieser Nebel ist in kleineren Teleskopen leichter zu erkennen als jeder der vorgenannten Kugelsternhaufen. NGC 6905 wird jedoch tatsächlich häufiger übersehen, und dies aufgrund seiner Nähe zum planetarischen Nebel M 27 (von dem später noch zu lesen sein wird). Der Blue Flash verdient jedoch größere Beachtung. Er hat die Form eines blau-weißen Lichtballs, mit ausgedehnten Lappen an jeder Seite; er ist +10,89 mag. hell und hat eine Größe von 0,8 x 0,6 Bogenminuten; seine Entfernung zur Erde beträgt 2.200 Lichtjahre. Größere Teleskope sind in der Lage, mehr von der unebenen Form und dem zentralen Stern des Objektes zu zeigen. Für manche hat es eine eindeutige Eiform.

Blue Flash, planetarischer Nebel

NGC 6905, The Blue Flash Nebula, planetarischer Nebel. Bildrechte - European Southern Observatory - Creative Commons

Knapp unter 7 Grad westlich des Blue Flash, über die Grenze hinweg in das Sternbild Pfeil (Sagitta), liegt ein weiterer Kugelsternhaufen; der M 71.

Im Jahre 1746 vom Schweizer Astronomen Jean Philippe Loys de Cheseaux entdeckt, ist der M 71 ein in seiner Struktur sehr loser Sternhaufen, der vielleicht auch deshalb verständlicherweise für einen längeren Zeitraum zunächst als ein offener Sternhaufen klassifiziert worden war. Mit Ferngläsern kann man es schon gut erkennen, aber kleinere Teleskope lösen den Sternhaufen dann in Sterne auf. Mit einer Größe von 3,3 Bogenminuten im Durchmesser und einer Helligkeit von +8,18 mag. ist der M 71 schon ein eigentümliches Gebilde: sein spektraler Aufbau und die Streuung unterschiedlicher Sternentypen erinnern eher an einen offenen Sternhaufen, obwohl Beobachtungen der Radialgeschwindigkeiten seiner einzelnen Sterne auf seine kugelsternförmige Natur hinweisen. Für einen Kugelsternhaufen ist M 71 relativ jung, man nimmt an, dass er "nur" 9 Milliarden Jahre alt ist.

M71, loser Sternhaufen

M71. Bildrechte: Hubble Image NASA/ESA, Public Domain.

Wenn wir uns weiter nach Westen zuwenden, über die Grenze hinweg in das Sternbild Fuchs (Vulpecula), dann kommen wir zu einem der wohl berühmtesten Sternhaufen am ganzen Himmel - dem Collinder 399 (Cr 399), auch bekannt unter dem Namen Brocchis Haufen bzw. "Kleiderbügel" (Coathanger) - aus naheliegenden Gründen! Die Sternbruppe des Kleiderbügels beinhaltet 10 helle Sterne, von denen einer eine orange-gelbe Farbe hat, die sehr schön mit der blau-weißen Farbe der anderen neun Sterne kontrastiert. Mit seiner beeindruckenden Größe von 89 Bogenminuten im Durchmesser ist der Kleiderbügel ein beständiger Beobachtungsfavorit für Ferngläser; er ist allerdings am besten zu beobachten mit Weitwinkel-Instrumenten von geringerer Leistungsaufnahme. Seine merkwürdige Erscheinung mündet fast immer in ein ironisches Grinsen, da er einer der besten praktischen Witze am gesamten Himmel ist.

Coathanger Asterism

Die Karte zeigt den Ort des Coathanger Asterism (oder Collinder 399, auch Cr 399), eine nicht präzise definierte Anordnung von schwächeren Sternen. Bild erzeugt mit SkySafari for Mac OS X, ©2010-2012 by Southern Stars, www.southernstars.com

Vom Lächerlichen hin zum Großartigen; das nächste Objekt ist eines der besten Beispiele für diesen Typus am gesamten Firmament - M 27, der Dumbbell-Nebel, oder auch der Hantelnebel. Dieser planetarische Nebel befindet sich 8 1/3 Grad östlich des Kleiderbügels und stellt ein wirklich lohnenswertes Beobachtungsobjekt für jedes Teleskop dar. Kleinere Teleskope zeigen den Nebel als einen ausgedehnten glühenden Behälter. Größere Blenden "schälen" dann mehr und mehr von der unverkennbaren Form des "Apfelkerns" heraus. Bilder mit Langzeit-Belichtung zeigen das ganze Objekt, einschließlich seiner geisterhaften äußeren Schichten, wunderschönen Farben sowie der komplexen inneren Struktur. Der Dumbbell-Nebel ist ein echtes Messier-Objekt, da es von Charles Messier im Jahre 1764 selbst entdeckt wurde. Der Nebel ist im Durchmesser halb so groß wie der Mond und ist +7,09 mag.hell. Er ist sicher eines der hervorstechendsten Beispiele seiner Art am Himmel.

M27, The Dumbell Nebula, Hantelnebel

M27, The Dumbell Nebula, Hantelnebel. Bildrechte - Mark Blundell

Wir sehen M 27 von der Seite - somit stellt das Objekt eine weniger-als-planetarische Form dar. Würden wir es von einem entgegengesetzten Blickwinkel aus betrachten, dann wäre das Objekt ringförmig. Aber wir haben Glück, dass die innere Struktur des Nebels von unserer Perspektive aus betrachtet so klar definiert ist. Über die Entfernung von M 27 ist schon heftig diskutiert worden, aber nun scheint man sich auf ungefähr 1.200 bis 1.700 Lichtjahre geeinigt zu haben. Der Nebel ist mit einem angenommenen Alter von 3 - 4.000 Jahren noch relativ jung. M 27 ist ein leicht aufzufindendes Objekt und sollte von keinem Beobachter verpasst werden.

NGC 6885 ist ein weiterer Bewohner des Sternbildes Fuchs und liegt 4 2/3 Grad nordöstlich des Dumbbell-Nebels. Er ist ein offener Sternhaufen mit einer Helligkeit von +8,10 mag. und einer Größe von 20 Bogenminuten. Obgleich NGC 6885 nicht sehr hell ist, kann er mit Ferngläsern leicht lokalisiert werden, wobei größere Gläser die Beobachtung wesentlich erleichtern. Dieser Sternhaufen beinhaltet über fünfzig Sternenmitglieder, und er liegt ca. 1.900 Lichtjahre von uns entfernt.

Achteinhalb Grad nordöstlich von NGC 6885, über die Grenze hinweg im Sternbild Schwan (Cygnus), befindet sich das bezaubernde Objekt des Schleiernebels (the Veil Nebula, auch Cirrusnebel genannt). Der so genannte Veil-Complex ist eine Ansammlung von Emissions- und Reflexionsnebeln, welche die Überreste einer Supernova sind, die vor ca. 8.000 Jahren stattgefunden hat, und die sich jetzt über eine Fläche ausbreiten, welche einen 6 mal größeren Durchmesser hat als der Vollmond. Zu diesen Überresten gehören u. a. die Objekte NGC 6960, 6974, 6979, 6992 und 6995. Mit einer kombinierten Helligkeit von +5,0 mag. wäre es auch möglich, unter idealen Beobachtungsbedungen, den Schleiernebel mit bloßem Auge zu erkennen, aber sowohl größere Ferngläser als auch Teleskope sind für eine sorgfältige Beobachtung vorzuziehen. Der Schleiernebel liegt unter einem der Flügel des Schwans, nahe dem Stern Epsilon Cygni, auch Gienah genannt (v. arab. "Flügel"). Der hellste Bereich dieses Nebels ist der Filamentnebel NGC 6960, auch bekannt unter dem Namen "Der Hexenbesen" (the Witches' Broom), eindeutig aufgrund seiner besenartigen Form, welche sich am besten in Langzeitbelichtungen zeigt. NGC 6960 beherbergt offensichtlich den Stern 52 Cygni in sich (welcher allerdings tatsächlich der Erde zehnmal näher ist) und macht dadurch diesen Teil des Nebels zu einem leichteren Ziel für Nicht-Go-to-Teleskope. Der Gebrauch von OIII-Filtern scheint für die Beobachtung des Schleiernebels ideal zu sein, da der Nebel auf den Einsatz dieser besonderen Schmalband-Wellenlänge bestens reagiert. Der wundervolle Aufbau des Nebels kann in Teleskopen jeglicher Art beobachtet werden, aber große Instrumente mit geringerer Leistungsaufnahme sowie Weitwinkelokulare bringen den Nebel noch besser zur Geltung.

NGC 6980 - Wester Veil Nebula, or Witches Broom

NGC 6980 - Wester Veil Nebula, or Witches Broom. Bildrechte - Mark Blundell.

Wenn wir uns weiter nach Westen begeben, vorbei an einem der schönsten Doppelsterne am gesamten Himmel, dem creme-gelben und cyan-blauen Stern Albireo (Beta Cygni), über die Grenze hinweg in das Sternbild Leier (Lyra), dann finden wir dort zwei bemerkenswerte Objekte; das erste der beiden ist M 56, ein Kugelsternhaufen, der in etwa abstandsgleich zwischen den Sternen Albireo und Sulafat (Gamma Lyrae) liegt. Mit einer Helligkeit von +8,27 mag. hat M 56 eine ähnliche Leuchtkraft wie der bereits vorgenannte M 71, ist mit seiner Größe von 2,2 Bogenminuten im Durchmesser, verglichen mit dem mit 3,3 Bogenminuten größeren M 71, jedoch etwas kompakter und erscheint dadurch auch heller. Beide Objekte wären sicher bekannter, lägen sie nicht so nahe an der Axis unserer Galaxy und somit überschattet von Teilen der Milchstraße.

Ungefähr auf halbem Wege zwischen dem Stern Sulafat und dem mit bloßem Auge sichtbaren Nachbarstern, dem variablen (sich ständig veränderlichen = Bedeckungsveränderlichen) Stern Sheliak (Beta Lyrae) liegt eines der Schmuckstücke am Himmel, der wundervolle Ringnebel M 57. Die anhaltende Popularität dieses Deep Sky-Objektes ist teilweise darauf zurückzuführen, dass seine Position so einfach aufzufinden ist. Er sieht aus wie ein ausgedehnter Rauchring, der durch den Weltraum schwebt, und der Ringnebel ist von daher vielleicht das Urbild aller planetarischen Nebel. Als der Nebel 1779 vom französischen Astronomen Antoine Darquier de Pellepoix entdeckt wurde, war ihm Charles Messier hart auf den Fersen gewesen und hatte den Nebel dann ebenfalls, unabhängig von Darquier, einige Tage später entdeckt. Durch ein Fernglas betrachtet, ist das Ergebnis der Beobachtung eher enttäuschend, aber nimmt man Teleskope mit Vergrößerungen und Zusatzfiltern (besonders der OIII-Filter) zu Hilfe, dann kommt der Nebel, der auch aufgrund seiner vergleichsweise hohen Flächenhelligkeit besonders leicht zu entdecken ist, sehr gut zur Geltung. Natürlich, je größer das eingestzte Teleskop ist, desto mehr kann der eifrige Beobachter entdecken, aber auch bei Einsatz von kleineren Teleskopen wird man nicht enttäuscht, so lange man mit Vergrößerungen arbeitet.

Ringnebel

M57, Der Ringnebel, Detailaufnahmel. Bildrechte: Hubble Image NASA/ESA, Public Domain.

Die Entfernung zu M 57 ist immer noch in der Diskussion, wobei neuere Schätzungen betreffend den Zentralstern die Entfernung mit ca. 1.400 bis 4.000+ Lichtjahre angeben - was für eine Bandbreite!
Man tendiert allerdings eher zur 1. Ziffer (das Internet gibt eine Zahl von 2.300 Lichtjahre an). M 57 ist zwischen seinen äußersten Punkten ca. ein Lichtjahr breit, und der Nebel hat eine zylindrische Form, die wir von ihrem Ende aus sehen - ganz im Gegensatz zu dem Blickwinkel von M 27. Man schätzt das Alter des Ringnebels auf ungefähr 5 - 8.000 Jahre.

Zurück im Sternbild Schwan, wo wir das "Rückgrat" der Milchstraße höher nach Norden nehmen und zu einem zugegebenermaßen sehr kleinen, aber trotzdem sehr faszinierenden Objekt kommen: dem Emissionsnebel NGC 6888, genannt der Sichelnebel bzw. Mondsichelnebel. NGC 6888 ist ein heller, kompakter Nebel, welcher die sich ausdehnende Hülle des Wolf-Rayet-Sterns (HD 192163) ist, der seine äußeren Schichten beständig abstößt. Der Nebel glüht deshalb, weil die früheren äußeren Gasschichten des Wolf-Rayet-Sterns zurückkatapultiert wurden in die ursprüngliche Rote Riesen Phase und dabei eine Kollision zwischen schnelleren (energetischeren) und weniger energetischen Solarwinden ausgelöst haben. NGC 6888 hat einen Durchmesser von 25 Lichtjahren und erscheint uns in einer sichelförmigen Gestalt, bei einer Helligkeit von +7,40 mag. Die "Fläche" dieser Sichel ist außerordentlich detailreich, und seine komplizierte Beschaffenheit kann bei Gebrauch von großen Teleskopen mit OIII- und UHC-Filtern genau erkannt werden. Für Astrofotografen ist der Sichelnebel ein wirklich lohnenswertes Objekt.

NGC 6888, Der Sichelnebel

NGC 6888, Der Sichelnebel. Bildrechte - Mark Blundell.

Direkt neben der Sichel, um den Stern Sadr (Gamma Cygni) gruppiert, liegt die riesige Ausdehung des Gamma Cygni Nebels, eines Emissionsnebels. Ein kurzer Blick durch große Ferngläser oder Teleskope von einem geeigneten dunklen Standort aus zeigt IC 1318, wie er auch genannt wird, als einen riesigen Flecken von roter Nebulosität, der ein bisschen größer ist als der Schleiernebel. Da aber dieser Nebel sehr weit auseinandergezogen ist, so ist seine Flächen-Helligkeit schon von Natur aus niedrig. Sie kann am besten mit H-Alpha-Filtern isoliert werden, leichter jedoch gelingen Aufnahmen per Langzeit-Astrofotografie. Der Gamma Cygni Nebel breitet sich hinter dem Sichelnebel und dem Stern, dessen Namen er trägt, aus. Der Stern Sadr ist ungefähr 750 Lichtjahre von uns entfernt, wohingegen Schätzungen betreffend die Distanz des Nebels sich in wilden Spekulationen zwischen 2.000 und 5.000 Lichtjahren bewegen. 

Nordamerikanebel und Sadr Nebel IC 1318

Nordamerikanebel und Sadr Nebel IC 1318, zwischen den Milchstraßenwolken. Bildrechte - Kerin Smith

Weiter das "Rückgrat" des Schwans hinauf, genau hinter seinem Hauptstern, dem Deneb, liegt ein weiteres riesiges Nebel-System: der Nordamerikanebel (NGC 7000) und, direkt darunter, der Pelikan Nebel (IC5070). Von beiden Nebeln ist der Nordamerikanebel mit +4,0 mag., gegenüber +8,0 mag. des Pelikans, unzweifelhaft heller und kann mit großen Ferngläsern von einer dunklen Beobachtungsstelle aus sehr gut erkannt werden. Ein OIII- oder H-Beta-Filter erhöht das Beobachtungsergebnis in Weitwinkel-Teleskopen, aber das Nebel-System spricht nicht sehr gut auf Vergrößerungen an. Beide Nebel sind Teil der selben Gaswolke, welche durch Emissionen des nahegelegenen Sterns Deneb ionisiert worden sein könnte. Falls dies der Fall ist, dann beträgt die Entfernung zu unserem Sonnensystem ungefähr 1.800+ Lichtjahre.

NGC 7000, Nordamerikanebel

NGC 7000, Der Nordamerikanebel. Bildrechte - Mark Blundell.

Am Ende unseres Exkurses wartet ein etwas kleineres Objekt darauf, näher betrachtet zu werden: der Blinking Planetary, oder NGC 6826. Dieser planetarische Nebel hat einen Durchmesser von 2,1 Bogenminuten und liegt gegenüber des Sterns Iota Cygni. Was die Größe angeht, so ist NGC 6826 minimal größer als der Ringnebel, hat aber die ungefähr gleiche Helligkeit. Das "Blinken" dieses planetarischen Nebels wird dadurch hervorgerufen, dass bei der intensiven Betrachtung des Zentralsterns das Auge des Betrachters überfordert wird und dabei der Nebel aus dem Blickfeld verschwindet. Wenn man dann etwas daran vorbeischaut, z. B. zum nahen +8,5 mag. hellen Stern im gleichen Betrachtungsfeld, dann erscheint der Nebel wieder. Das ist kein einmaliges Phänomen und wurde auch in anderen kompakten planetarischen Nebeln, die einen hervorstechenden Zentralstern haben, beobachtet; aber man kann dieses Phänomen am besten im Blinking Planetary erleben. Der NGC 6826 präsentiert optisch zwei hellere Regionen an jeder Seite seiner Scheiben. Diese Regionen sind "Fast Low-Ionization Emission Regions", kurz FLIERs genannt. Das sind Gebiete mit gering ionisierten Gasvorkommen, die sich mit Überschallgeschwindigkeit bewegen, im Gegensatz zu dem sie umgebenden Nebel. Es wird angenommen, dass diese Gebiete so verdichtet sind, dass der Ionisationseffekt der UV-Strahlung, ausgestoßen durch den Mutterstern, nicht in diese Gebiete eindringen kann. Der Blinking Planetary und der Saturn Nebel sind zwei der bekanntesten Beispiele von planetarischen Nebeln, die diese FLIERs aufweisen.

NGC 6826, The Blinking Planetary

NGC 6826, The Blinking Planetary. Bildrechte: Hubble Image NASA/ESA, Public Domain.

Vielen Dank an: Text (im engl. Original) Kerin Smith

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