Besonderheiten des Himmels für den Monat Februar

Wir befinden uns im kürzesten Monat des Jahres, und doch bietet uns der Februar in seiner "Kürze" eine ganze Menge an interessanten astronomischen Ereignissen, die es zu beobachten gibt, wie nachstehend im Detail beschrieben. Für uns in der gemäßigten nördlichen Hemisphäre wird die Wetterlage weiterhin kalt bleiben (dabei hoffentlich klar), trotz der Wintersonnenwende Ende Dezember, wo es der kalte Boden selbst bei länger werdenden Tagen nicht geschafft hat, viel Sonnenstrahlung aufzunehmen. Wir nennen das den "Temperature lag" (in etwa: Temperaturverzögerung). Sie ist dafür verantwortlich, dass es in den Monaten Januar und Februar oft kälter ist als im Dezember, obwohl dann die Sonne schon höher in der Ekliptik steht, das Tageslicht dadurch länger ist, und der Boden mehr Sonnenstrahlung erhält. Genau andersherum verhält es sich für die Beobachter in der südlichen Hemisphäre. Dort bedeutet die Temperaturverzögerung, dass die Monate nach Mittsommer oft wärmer sind als die der Sommersonnenwende vorausgegangenen Monate.

Aber wo immer Sie sich auch befinden mögen, bleiben Sie trotz der Kälte dran, es gibt in diesem Monat so viel am Himmel zu sehen.

Das Sonnensystem

Der Mond

Der Mond

Der Mond beginnt den kürzesten Monat des Jahres in der Nicht-Zodiac-Zone des Sternbildes Walfisch (Cetus). Als eine 4 Tage alte Mondsichel zieht er sich in den frühen Abendhimmel hinaus, zusammen mit der glänzenden Venus und dem blasseren Mars. Dies ist der Beginn der so genannten jährlichen "Hochfrühlings-Mondsichel-Phase", wobei dieses Stadium des zunehmenden Mondes in einem bemerkenswert steilen Teil der Ekliptik auftritt, zumindest aus der Perspektive der Beobachter in der nördlichen Hemisphäre. Dieses Ablaufstadium führt zu einem über dem Durchschnitt liegenden Abstand des Mondes vom Horizont und, darüber hinaus zu ziemlich eindrucksvollen Lichtverhältnissen bei den abendlichen Beobachtungen. Die Gelegenheit zu weiteren eindrucksvollen Beobachtungen sollten sich Beobachter der nördlichen Hemisphäre nicht entgehen lassen, da der Mond während der nächsten Tage höher in der Ekliptik aufsteigt.

Der Mond erreicht als zunehmender Mond sein erstes Viertel am Abend des 4. Februar, während er im Sternbild Stier (Taurus) steht. Am nächsten Abend unternimmt der Mond einen seiner regelmäßigen Ausflüge durch den Hyaden-Sternhaufen, welcher den V-förmigen Stierkopf formt, dabei aber viele andere Sternenmitglieder verdeckt.

In der Nacht vom 10. auf den 11. Februar wird es Vollmond. Dieses Ereignis fällt mit der Halbschatten-Mondfinsternis im Sternbild Löwe (Leo) zusammen und kann in seiner Gesamtheit in Europa und Afrika beobachtet werden; in den westlichen Bereichen von Asien sowie in Nord- und Südamerika kann dieses Ereignis leider nur partiell beobachtet werden.

 

Eine Halbschatten-Mondfinsternis ist nicht ganz so aufsehenerregend wie eine totale Mondfinsternis, denn bei einer Halbschatten-Mondfinsternis dringt der Mond in die eher schwächeren, diffuseren, äußeren Schatten ein, die von der Erdatmosphäre erzeugt werden, während er bei einer totalen Mondfinsternis den vollen Schatten der Erde selbst ausnutzt. Dennoch kann eine Halbschatten-Mondfinsternis ein sehr interessantes und möglicherweise ein wunderschönes Ereignis für Beobachtungen und Fotoaufnahmen sein. So können viele Informationen über den Zustand der Erdatmosphäre aus der Tiefenschärfe des Halbschattens abgeleitet werden. Nach Vulkanausbrüchen wurde festgestellt, dass die Tiefenschärfe des Halbschattens beinahe so dunkel war wie die Erdfarbe (Umbra) selbst. Das weltweite Fehlen von bedeutenderen Vulkanaktivitäten weist dieses Mal auf eine weniger dunkle Verfinsterung hin, wobei aber auch die hausgemachte Umweltverschmutzung bei der Verteilung des Gleichgewichtes eine Rolle spielt.

Der Mond, Erste Phase der Halbschattenfinsternis

Der Mond, Erste Phase der Halbschattenfinsternis, 10. Februar. Bild erzeugt mit SkySafari for Mac OS X, ©2010-2012 by Southern Stars, www.southernstars.com

In der Nacht zum 18. Februar wird der Mond zum abnehmenden Halbmond; er befindet sich jetzt in den äußersten westlichen Bereichen des Sternbildes Skorpion (Scorpius). Zwei Tage später geht er, nahe Saturn, an den Grenzen der Sternbilder Schütze (Sagittarius) und Schlangenträger (Ophiuchus) wieder auf, wobei Mond und Saturn ungefähr 4 Grad voneinander entfernt sind. Am 26. Februar, zum Zeitpunkt seines Wechsels zum Neumond, wird der Mond vom äußersten Süden der Ekliptik hinauf ins Sternbild Wassermann (Aquarius) gewandert sein, um sich dort mit der Sonne zu treffen.

Am letzten Tag des Monats, am 28. Februar, verlassen wir den Mond, der sich zu diesem Zeitpunkt an den Grenzen der Sternbilder Fische (Pisces) und Walfisch (Cetus) aufhält.

Und nur zwei Tage weiter wird es sehr schwierig, ihn überhaupt noch am Abendhimmel zu finden. Die glänzende Venus, die sich knapp über 12 Grad nördlich befindet, kann jedoch als nützlicher Wegweiser dienen, um etwas über seinen Standort herauszufinden.

Die zwei Tage alte Mondsichel nebst Venus

Die zwei Tage alte Mondsichel nebst Venus, 28. Februar 2017. Bild erzeugt mit SkySafari for Mac OS X, ©2010-2012 by Southern Stars, www.southernstars.com

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Die Planeten

Merkur

Merkur beginnt den Februar als ein morgendliches Objekt im Sternbild Schütze, das mit einer beständigen Helligkeit von -0,2 mag. glänzt, bei einer Phase von knapp über 81%, wobei seine Größe einen Winkeldurchmesser von 5,6 Bogensekunden hat. Für Beobachter in der nördlichen Hemisphäre wird es schwierig sein, ihn auszumachen, da er den Horizont bei Tagesanbruch umgeht, wobei er bei Sonnenaufgang eine Höhe von knapp unter 5 ½ Grad erreicht (beobachtet von 51 Grad Nord).

Zur Monatsmitte hat Merkur seinen Abstand zur Sonne auf 15 Grad vermindert, und er wird von der gemäßigten nördlichen Hemisphäre aus weitgehend unbeobachtbar bleiben – für Beobachter in den äquatorialen und südlichen Gefilden unseres Planeten wird er allerdings ziemlich gut positioniert sein.

Ende Februar wird Merkur knapp eine Woche von der besonderen Konjunktion (obere Konjunktion) entfernt sein (die der Erde abgewandte Seite der Sonne) und bleibt für Beobachter in aller Welt unsichtbar.

Das innere Sonnensystem

Das innere Sonnensystem, 1. Februar 2017. Bild erzeugt mit SkySafari for Mac OS X, ©2010-2012 by Southern Stars, www.southernstars.com

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Venus

Venus beginnt den Februar in einer atemberaubenden Art und Weise als ein abendliches Objekt im Sternbild Fische (Pisces). Mit der fast schieren Leuchtkraft einer lodernden Fackel gleich zeigt sich der Planet am 1. Februar mit einer Helligkeit von -4,6 mag., einer wachsenden Phase (Sichelmond) von 39% und einer Größe von 40 Bogensekunden im Durchmesser. Venus ist für Beobachtungen von allen Gebieten dieser Erde aus sehr gut positioniert und steht bei Sonnenuntergang 34 Grad hoch (beobachtet von 51 Grad Nord). An diesem besonderen Abend bildet Venus eine lockere Konjunktion mit Mars und dem Mond; sie ist von beiden (in westlicher Richtung) um knapp unter 5 ½ Grad bzw. knapp über 13 Grad entfernt.

Venus, Mond und Mars

Venus, Mond und Mars, 1. Februar 2017. Bild erzeugt mit SkySafari for Mac OS X, ©2010-2012 by Southern Stars, www.southernstars.com

Mitte Februar besitzt Venus immer noch seine erstaunliche Leuchtkraft von -4,6 mag., wobei sich ihre Helligkeitsphase allerdings auf 28,7% reduziert und die Winkelgröße sich auf 38,2 Bogensekunden erhöht hat. Die Beibehaltung der Leuchtkraft bei gleichzeitiger Abnahme der Helligkeitsphase liegt darin begründet, dass Venus die Erde auf einer schnelleren inneren Umlaufbahn einholt – was naturgemäß die Winkelgröße des Planeten erhöht. Während sich dadurch die Helligkeitsphase des Planeten vermindert, gleicht auf der anderen Seite die Ausdehnung der beleuchteten Oberfläche diese Helligkeitsminderung wieder aus und kompensiert sie, so dass wir von der Erde aus Venus mit einer gleichbleibenden Leuchtkraft sehen können.

Ende Februar hat Venus immer noch eine Leuchtkraft von -4,6 mag., obwohl er jetzt nur noch eine sehr dünne Sichel ist – gerade mal zu 17,1% beleuchtet -, aber mit einem verhältnismäßig großen Winkeldurchmesser von 46,7 Bogensekunden. In diesem Stadium hat Venus Jupiter hinsichtlich des Winkeldurchmessers überholt und ist, von der Erdperspektive aus gesehen, das größte Mitglied des Sonnensystems, abgesehen von Mond und Sonne. Und der Planet wird im Verlauf des Monats März noch weiter wachsen. Zum Ende des Februars steht Venus bei Sonnenuntergang knapp unter 30 Grad hoch (beobachtet von 51 Grad N) – ein prachtvolles Ziel für gleichermaßen visuelle wie auch fotografische Beobachtung.

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Mars

Mars startet im Februar als ein abendliches Objekt im Sternbild Fische, wobei er knapp unter 4 ½ Stunden nach der Sonne untergeht. Mit einer Helligkeit von +1,1 mag. und einem Durchmesser von 5,1 Bogensekunden ist er zwar nicht sehr auffällig, aber, bei Einsatz eines angemessen starken Teleskops wert, beobachtet zu werden. Wie bereits in früheren Newslettern erwähnt, geht die Entwicklung des Mars abwärts. Mitte Februar wird der Planet auf eine Größe von 4,8 Bogensekunden und eine Helligkeit von +1,2 mag. geschrumpft sein.

Am 26. Februar geht Mars eine halbwegs lockere Konjunktion mit Uranus ein und dient diesem blasseren, äußeren Gasplaneten somit als nützlichem Wegweiser. Uranus zeigt sich uns als eine +5,7 mag. helle und 3,4 Bogensekunden große Scheibe, die, bei Sonnenuntergang knapp über einem halben Grad südöstlich von Mars zu finden ist.

Mars und Uranus, Sonnenuntergang

Mars und Uranus, Sonnenuntergang, 26. Februar 2017 (der blaue Kreis repräsentiert einen Gesichtsfelddurchmesser von 2° ). Bild erzeugt mit SkySafari for Mac OS X, ©2010-2012 by Southern Stars, www.southernstars.com

Ende März ist der Mars, immer noch als Bewohner des Sternbildes Fische, eine Scheibe von +1,3 mag. Helligkeit und einem Winkeldurchmesser von 3,6 Bogensekunden.

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Jupiter

Das größte planetare Mitglied unseres Sonnensystems beginnt den Februar als ein -2,2 mag. helles Objekt im Sternbild Jungfrau (Virgo). Obwohl Jupiter abends um 11.13pm (GMT / UT = universal time) aufgeht (beobachtet von 51 Grad Nord), bleibt er im Grunde genommen ein Objekt für den Morgenbeobachter, da er, wie am 1. Februar zu sehen, den Himmel um 4.41am durchquert. Mit einer Größe von 39,1 Bogensekunden im Durchmesser wird er dabei in allen Teleskopen einen beeindruckenden Anblick bieten. 

Jupiters Großer Roter Fleck und Io Transit

Jupiters Großer Roter Fleck und Io Transit, 2.35am GMT, 9. Februar 2017. Bild erzeugt mit SkySafari for Mac OS X, ©2010-2012 by Southern Stars, www.southernstars.com

Mitte Februar ist Jupiter im Winkeldurchmesser auf über 40 Bogensekunden angewachsen, allerdings kaum heller geworden. Um den 15. Februar herum wird der Planet um 10.17 Uhr (GMT / UT) aufgehen (beobachtet von 51 Grad Nord) und wird früh am Morgen, um 3.46 Uhr den Himmel durchqueren.

Der Trend des Anwachsens hält an, und zum Ende des Monats hat Jupiter seine Helligkeit auf -2,3 mag. und seine Winkelgröße auf 42,1 Bogensekunden im Durchmesser gesteigert. Der König der Planeten geht jetzt um 9.22 Uhr (GMT / UT) auf (beobachtet von 51 Grad N) und durchquert den Himmel um 2.52 Uhr. Auf unserer schnelleren inneren Umlaufbahn holen wir Jupiter beständig wieder ein und werden Ende Februar bei der in 5 Wochen stattfindenden Jupiter-Opposition dabei sein.

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Saturn

Der Herr der Ringe beginnt den kürzesten Monat als ein +0,5 mag. helles Objekt im Sternzeichen Schlangenträger (Ophiuchus). Bei einer Größe von 15,6 Bogensekunden ist er weder das größte noch das hellste der planetarischen Objekte, aber es lohnt sich immer, ihn am morgendlichen Himmel zu beobachten. Saturn geht knapp drei Stunden vor der Sonne auf und steht bei Sonnenaufgang knapp unter 14 ¾ Grad am Himmel.

Zur Monatsmitte hat sich nicht viel geändert. Saturn ist minimal auf 15,8 Bogensekunden angewachsen, jedoch nicht erkennbar heller geworden. Er geht weiterhin knapp 3 Stunden vor der Sonne auf.

Saturn und seine Monde, Sonnenaufgang

Saturn und seine Monde, Sonnenaufgang, 15. Februar 2017. Bild erzeugt mit SkySafari for Mac OS X, ©2010-2012 by Southern Stars, www.southernstars.com

Am Morgen des 21. Februar wird Saturn eine lockere Konjunktion mit dem sich im benachbarten Sternbild Schütze (Sagittarius) befindlichen abnehmenden Sichelmond eingehen.

Ende Februar hat Saturn seinen Übergang zum Sternbild Schütze hin abgeschlossen und dabei seine Größe minimal nach 16,1 Bogensekunden gesteigert, wobei er allerdings nicht erkennbar heller geworden ist. Der Planet geht jetzt kurz nach 3 Uhr (GMT / UT) auf (beobachtet von 51 Grad Nord), knappe 3 ½ Stunden vor dem Morgengrauen.

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Uranus und Neptun

Uranus beginnt den Februar als ein +5,9 mag. helles und 3,5 Bogensekunden im Winkeldurchmesser großes Objekt im Sternbild Fische (Pisces). Für Beobachter mit Ferngläsern und einem sehr dunklen Himmel ist Uranus ein leicht auszumachendes Ziel, das, bei ausreichendem Augenlicht und guten Himmelskonditionen, selbst mit bloßem Auge erkannt werden kann.

Am Abend des 2. Februar trifft der Sichelmond Uranus im Sternbild Fische, und obwohl der Mond bei Sonnenuntergang knapp unter 5 ½ Grad südöstlich steht, ist seine Position ein nützlicher Hinweis auf den Standort von Uranus.

Am Abend des 26. Februar zieht der hellere Mars in einem Abstand von knapp einem halben Grad an Uranus vorbei und bietet somit eine gute Möglichkeit, beide Planeten mit einem Teleskop zu beobachten.

Neptun, der sich weiter westlich in der Ekliptik aufhält, hält für eine Observation allerdings nur ein begrenztes Sichtfenster bereit. Die +8,0 mag. helle und mit 2,2 Bogensekunden im Winkeldurchmesser große Scheibe ist um 22 1/3 Grad von der Sonne entfernt und geht um ungefähr 2 ½ Stunden nach der Abenddämmerung unter. Da Neptun seine Besondere Konjunktion erst Anfang März erreicht, können wir für den Februar kaum nennenswerte Beobachtungsmöglichkeiten erwarten.

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Kometen

Nach einer Zeit relativer Ruhe bezüglich Neuigkeiten im Bereich der Kometen, gibt es jetzt eine ganze Anzahl von Kometen – einige davon sind alte Bekannte, andere sind neu -, bei denen es sich lohnt, in den nächsten Monaten "ein Auge auf sie zu werfen".

Da wäre zunächst Komet 2015 ER61 (entdeckt vom Teleskopen-System Pan-STARRS, u. a. auf Hawaii), möglicherweise der spannendste von ihnen, da er im Mai 2017 seine bis dahin mit dem bloßen Auge nur schwach zu erkennende Leuchtkraft wesentlich verstärken wird. Bitte beachten Sie, dass bei Voraussagen eine gewisse Skepsis angebracht ist, aber es wird sehr interessant sein, die weitere Entwicklung dieses Objekts zu beobachten. Komet 2015 ER61 wird während des Monats Februar die Grenze des Sternbilds Scorpion hin zum Sternbild Schlangenträger (Ophiuchus) überschreiten, es durchqueren, und dann im Sternbild Schütze (Sagittarius) ankommen. Dieses morgendliche Objekt, das sich in einer relativ niedrigen Höhe befindet, kann vor dem Morgengrauen von den gemäßigten nördlichen Gefilden aus beobachtet werden. Allgemeine Vorhersagen zur Leuchtkraft des Kometen für den Februar ordnen ihn ein als ein Objekt, das gerade noch mit bloßem Auge zu sehen ist, beginnend bei +6,5 mag. und zum Monatsende hin auf +5,0 mag. heller werdend. Im Mai sollte er aufgrund seiner Sonnennähe sogar noch heller werden. Das hängt allerdings davon ab, ob es sich hierbei um einen seiner ersten Besuche in das Innere des Sonnensystems handelt. Falls dies der Fall sein sollte, dann ist der Komet wahrscheinlich nachhaltig tiefgefroren, und er wird ziemlich inaktiv sein, im Vergleich zu den später erfolgten Besuchen. Der Umstand, dass die Pan-STARRS-Studie ER61 anfangs als einen Asterioden (Kometen und Asteroiden gehören gemeinsam zur Klasse der Kleinkörper / Kleinplaneten) klassifiziert hatte, und nicht als einen Kometen, offenbar aufgrund fehlender deutlicher Kometen-Aktivitäten, lässt den Schluss zu, dass es sich dabei um die erste Möglichkeit handelt. Wir können in diesem Falle nur abwarten und weiter beobachten.

Komet C/2015 ER61 (PanSTARRS)

Komet C/2015 ER61 (PanSTARRS) während des Februars. Bild erzeugt mit SkySafari for Mac OS X, ©2010-2012 by Southern Stars, www.southernstars.com

Der Komet 2015 V2 (entdeckt 2015 von Johnson), den wir im Januar-Newsletter kurz vorgestellt hatten, hält sich zu Beginn des Februars mit ungefähr +9,0 mag. Helligkeit ziemlich bedeckt, wird jedoch gegen Ende des Monats um fast die Hälfte heller. Während sich der Komet im Februar seinen Weg durch die Sternbilder Bärenhüter (Bootes) und Herkules bahnt, wird er im Juni, bei Sonnenannäherung (Perihel), immer heller, eingestuft zwischen +4,0 mag. und +7,5 mag. - zugegebenermaßen eine große Fehlerspanne, aber die mittleren Vorhersagen sehen die Helligkeit bei ca. +6,0 mag., was den Kometen hoffentlich zu einem akzeptablen Beobachtungsobjekt für Ferngläser macht und eventuell sogar zu einem spektakulären Objekt der Beobachtung mit bloßem Auge. Astronomisch gesehen ist der Komet Johnson im arktischen Bereich ansässig und kann in weiten Teilen der nördlichen Hemisphäre während der ganzen Nacht hindurch beobachtet werden. Das wird sich erst dann ändern, wenn der Komet seinen drastischen Sturzflug zur Sonne hin macht und auf diese Weise die Sonnennähe (Perihel) einleitet.

Komet C/2015 V2 Johnson

Komet C/2015 V2 Johnson bewegt sich durch den Februar und darüberhinaus (Kometenposition am 1. Februar). Bild erzeugt mit SkySafari for Mac OS X, ©2010-2012 by Southern Stars, www.southernstars.com

Der Komet 45/P Honda-Mrkos-Pajdusakova (entdeckt 1948 von Honda-Mrkos-Pajdusakova), den wir schon im Januar-Newsletter kurz erwähnt hatten, ist ein kurzperiodischer Komet, welcher sich in diesem Jahr der Erde stark annähert, wobei sein kürzester Abstand zur Erde am 11. Februar 12,6 Millionen km (oder ca. 7,8 Millionen Meilen) beträgt. 

Komet 45P/ Honda-Mrkos-Pajdusakova

Komet 45P/ Honda-Mrkos-Pajdusakova, größte Annäherung zur Erde, 11. Februar 2017. Bild erzeugt mit SkySafari for Mac OS X, ©2010-2012 by Southern Stars, www.southernstars.com

Während der Komet ein paar Tage später, am 14. Februar, die Umlaufbahn der Erde kreuzt, scheint es so, als wenn er im weiteren Verlauf des Monats wie eine Rakete durch den Himmel schießt, wie auch nachstehend aufgezeigt. Mit einer scheinbaren Helligkeit von +7,0 mag. ist der Komet zwar nicht besonders hell, kann aber mit Ferngläsern den ganzen Monat über beobachtet werden.

Komet 45P/ Honda-Mrkos-Pajdusakova

Komet 45P/ Honda-Mrkos-Pajdusakova, seine Bahn während des Monats Februar 2017. Bild erzeugt mit SkySafari for Mac OS X, ©2010-2012 by Southern Stars, www.southernstars.com

Der Komet 2P/Encke wird sich Anfang 2017 mit dem Rekord von 63 beobachteten Erscheinungen wieder der Erde nähern. Er wurde 1786 zuerst von Charles Messiers Kollegen Pierre Méchain entdeckt, der als Astronom und Entdecker viele Objekte der Messier-Liste zugeführt hat. Allerdings erkannte Méchain damals den Kometen noch nicht als solchen (obwohl die Messier-Liste gerade auch deshalb angelegt worden war, um zwischen möglichen Kometen und Deep Sky-Objekten zu unterscheiden). Bei seiner Wiederkehr 1795 wurde er von der deutschen Astronomin Carolin Herschel (der Schwester von Wilhelm Herschel), 1805 vom legendären französischen Kometenjäger Jean-Louis Pons und 1818 nochmals von Pons aufgefunden. Pons hält immer noch den Rekord dafür, als Einzelperson die meisten Kometen entdeckt zu haben, und als Beweis und Anerkennung für seine großen Fähigkeiten als Entdecker und Beobachter gilt die Feststellung des deutschen Astronomen Johann Franz Encke, der den Kometen nur als "Pons' Komet" bezeichnete. Denn wie der Halleysche Komet ist der 2P/Encke nicht nach seinem Entdecker benannt, sondern nach dem Mann, der seine Umlaufbahn berechnete und die mathematische Grundlagenarbeit leistete und dadurch die vier Kometenerscheinungen einem einzigen Objekt zuordnen konnte.

Dieses Mal wird der Comet 2P/Encke im Westen nach Sonnenuntergang zu sehen sein, als ein blasses Objekt, das am 1. Februar etwas nordwestlich der Venus zu finden sein wird. Im weiteren Verlauf des Monats senkt sich der Komet der Sonne entgegen und wird bei weiterer Sonnenannäherung, Anfang März, heller werden. Aber schon im letzten Drittel des Februars sollte der Komet hell genug sein, um ihn mit Ferngläsern beobachten zu können, und in der letzten Februar-Woche bringt er seine Helligkeit richtig gut zur Geltung, bis hin zur Beobachtung mit dem bloßen Auge. Dabei muss die Sonne allerdings weit genug unterhalb des Horizontes stehen, um den Kometen zu sehen. Wenn die astronomische Dämmerung erst einmal zu Ende ist, dann wird Komet Encke am Abend des 24. Februar etwas über 10 Grad oberhalb des Horizonts stehen (beobachtet von 51 Grad Nord); gut, dass Venus, mit beinahe exakt 7 Grad höher in der gleichen Gegend des Himmels stehend, dabei als heller Wegweiser dient (von der nördlichen Hemisphäre aus gesehen).

CKmet 2P/Encke

CKmet 2P/Encke während des Februars und darüber hinaus (Kometenposition am 1. Februar 2017). Bild erzeugt mit SkySafari for Mac OS X, ©2010-2012 by Southern Stars, www.southernstars.com

Nicht vergessen wollen wir den periodischen Kometen 41P/Tuttle-Giacobini-Kresak (Namen der Entdecker), der während des Februars im Sternbild Löwe (Leo) zwischen den Füßen und durch den Löwenkopf hindurch in nördlicher Richtung seine Bahn zieht. Der Komet ist während des gesamten Monats mit einer registrierten Helligkeit zwischen 9 und 10 mag. nicht sehr hell, aber er wird jedoch während seiner Wanderung über den Erd-Nordpol, im März und April, in einer Entfernung von weniger als 0,14 AU (22 Millionen km, 13,78 Millionen Meilen), an Helligkeit zunehmen, wobei er dann sogar mit bloßem Auge zu erkennen ist.

Das Planetary Science Institute (u. a. in Arizona, USA), PSI, sucht ehrenamtliche astronomische Helfer in der ganzen Welt, die ihnen im Rahmen ihrer 4*P Cometary Morphology Campaign (in etwa: Aktion zur Erforschung der Strukturen und Formen von Kometen) Fotos von Langzeitstudien der Kometen 41P/Tuttle-Giacobini-Kresak, von 45P/Honda-Mrkos-Pajdusakova bei Annäherung in 2017, sowie des kurzperiodischen Kometen 46P/Wirtanen (1948 entdeckt) bei Annäherung in 2018 zusenden, mit dem Ziel, ganz nah an der Echtzeit die Entwicklung der Gas- und Staubhüllenmerkmale dieser drei Kometen zu überwachen und aufzuzeichnen. Die Anforderungen an die Qualität und Art der von PSI benötigten Astrofotografien ist mit einer ganz normalen Amateur-Ausrüstung zu bewältigen, also, was hindert Sie, daran teilzunehmen? Details der 4*P Cometary Morphology Campaign und weitere Informationen können erfragt werden unter: http://www.psi.edu/41P45P46P 

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Deep Sky-Höhepunkte

In den Sternbildern Zwillinge (Gemini), Krebs (Cancer) und Luchs (Lynx)

In der Deep Sky-Beobachtung des Vormonates haben wir die breite Himmelsschneise betrachtet, die von den Konstellationen der Sternbilder Einhorn (Monoceros), Großer Hund (Canis Major), Kleiner Hund (Canis Minor) und Schiffsachterdeck (Puppis) eingenommen wird. In diesem Monat richten wir unsere Aufmerksamkeit auf die beiden benachbarten Tierkreis-Konstellationen der Sternbilder Zwillinge und Krebs sowie auf ihren nördlicher gelegenen Nachbarn, dem großen, jedoch lichtschwachen Sternbild Luchs. 

Zwillinge, Krebs und Luchs

Zwillinge, Krebs und Luchs. Bild erzeugt mit SkySafari for Mac OS X, ©2010-2012 by Southern Stars, www.southernstars.com

Von diesen drei Konstellationen ist das Sternbild Zwillinge für die Betrachtung mit dem bloßen Auge das bei weitem prominenteste, enthält es doch viel mehr von der Art heller Sterne. Castor (Alpha Geminorum), übersetzt "Biber", der zweithellste Stern im Sternbild Zwillinge, ist ein schöner Doppelstern und ein leicht zu beobachtendes Ziel für kleinere Fernrohre. Die beiden Sterne, die Hauptkomponenten A und B, die momentan auseinanderstreben, haben eine Helligkeit von +2 bzw. +2,9 mag. und eine Winkeldistanz von 4,5 bis 5 Bogensekunden. Castors doppelte Eigenschaft wurde im Jahre 1678 vom italienisch-französischen Astronomen Jean-Dominique Cassini entdeckt (der unter anderen Entdeckungen 1675 auch die Lücke im Saturn-Ring entdeckte) und zeichnet sich dadurch aus, dass es das erste gravitativ gebundene Objekt war, welches jenseits unseres Sonnensystems identifiziert wurde. Die Vollendung einer Umkreisung von Castor A und B um einen gemeinsamen gravitativen Punkt dauert ungefähr 467 Jahre, aber beide Sterne sind auch wiederum Doppelsterne, begleitet von bedeutend blasseren M-Klassen Zwergsternen. Zusätzlich zu diesen Begleitern gibt es in diesem System noch ein weiteres Paar an gravitativ gebundenen M-Klassen-Sternen. Dies bedeutet, dass Castor nicht nur ein Doppelstern ist, sondern sechsfach vorhanden ist – was für eine Kollektion! Es ist allerdings schade, dass nur die ursprünglichen Elemente mit normalen Fernrohren zu beobachten sind.

An den westlichen Bereichen des Sternbildes Zwillinge finden wir den Sternhaufen M35. M35 ist ein sehr bekannter Sternhaufen, der bei einer Helligkeit von +5,0 mag. mit kleinen Teleskopen und Fernrohren leicht zu finden ist und, bei günstigem Standort, sogar mit dem bloßen Auge gesehen werden kann. M35, der aus weit mehr als 100 beobachtbaren Sternen besteht (die Helligkeit variiert zwischen +6 und +13 mag.), wurde zuerst 1745 vom Schweizer Astronomen Jean-Philippe Loys de Chéseaux entdeckt. 1750 wurde der Sternhaufen in den vom britischen Astronomen John Bevis erstellten "Uranographica Britannica" (Sternkatalog) aufgenommen, was dazu führte, dass Charles Messier 1764, bei der Katalogisierung des M35 in seinen Katalog, John Bevis als dessen Entdecker auswies.

M35 Cluster

M35 Cluster. Bildrechte: Atlas Image [oder Atlas Image Mosaik], das als Teil des Zwei Micron All Sky Survey (2MASS), ein gemeinsames Projekt der University of Massachusetts und des Infrared Processing and Analysis Center / California Institute of Technology, gefördert von der National Aeronautics and Space Verwaltung und der National Science Foundation. Lizenzfrei.

Viele der über 100+ beobachtbaren Sterne sind Sterne der Klassen G und K – die Klassen sind vergleichbar mit denen unserer Sonne –, obwohl diese Sterne augenscheinlich eine beträchtlich höhere Durchschnittsgröße haben als Hauptreihensterne. M35 ist, vorsichtig geschätzt, um die 100 Millionen Jahre alt – ungefähr das Alter des nahe gelegenen M45 (der Plejaden-Sternhaufen). Problematisch ist jedoch, dass die Sternentwicklung im Falle von M35 bedeutend weiter fortgeschritten ist. Heißt das, dass M35 sogar viel älter ist, oder sind die Plejaden tatsächlich jünger? Es bedarf auf jeden Fall weiterer Beobachtungen und der Analyse von Theorien, um diese Anomalie zu erklären.

Im hinteren Himmelsbereich von M35 liegt der blassere (+8,0 mag. Helligkeit) offene Sternhaufen NGC2158, der von uns jedoch fast sechsmal weiter entfernt liegt als die 2800 Lichtjahre des M35. Zum NGC2158 gesellt sich der noch blassere und kompaktere Sternhaufen IC2157 (+8,4 mag. Helligkeit), aber zusammengenommen bietet dieses Gefilde ein äußerst reichhaltiges Angebot an Sternen, die mit fast jeder Art von optischer Hilfe erfasst werden können.

Wenn wir unseren Blick weiter nach Osten schweifen lassen, dann finden wir, 2 1/3 Grad östlich des Sterns Wasat (Eigenname des Sterns Delta Geminorum), den fabelhaften Eskimo- Nebel NGC2392. Dieser planetarische Nebel gleicht angeblich dem Kopf eines Eskimos, der von einer mit Pelz besetzten Kapuze eines Arktis-tauglichen Parkas umhüllt wird. Einer angemessen kompakten Größe von 0,8 Bogenminuten (ungefähr 2/3 der Größe des Ringnebels M57) stehen nur +9,19 mag. an Helligkeit gegenüber, obwohl seine kompakte Größe sowohl eine relativ hohe Flächenhelligkeit erzeugt, als auch eine Vergrößerung gut aufnimmt. William Herschel entdeckte den Nebel 1787, und es erstaunt ein wenig, dass er nicht schon früher entdeckt wurde; dies ist sicher mit seiner geringen Größe zu erklären. Mit OIII-Filtern ist es möglich, mehr von den zwei Phasen dieses Objektes zu enthüllen: man erkennt zunächst die dünne äußere Hülle und dann das gleißend helle Innere des Nebels. Größere Teleskope zeigen mehr von der vielschichtigen Struktur des inneren Teils des Eskimo-Nebels – seine strahlenförmige Doppelhülle, bestehend aus sich ausdehnenden Gasen und feinen Leuchtfäden, die von kosmischen Winden angeblasen werden, formen sich zu seinem zentralen Stern. Dieser zentrale Stern hat eine Helligkeit von +10,5 mag. und ist mit den meisten Teleskopen leicht auszumachen. Der Eskimo-Nebel wird auf eine Entfernung von 2800 bis 3000 Lichtjahren geschätzt.

Eskimo Nebel

Eskimo Nebel, Bild Hubble Space Telescope . Bildrechte: NASA/ESA. Lizenzfrei.

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Weiter südlich des Eskimo-Nebels finden wir ein anderes Objekt, älter, größer und blasser – den Medusa Nebel (Abell 21). Im Gegensatz zum Eskimo-Nebel, welcher klein, aber vergleichsweise hell ist, ist der Medusa-Nebel groß – mit 10 Bogenminuten Breite ist er um ein Drittel im Durchmesser größer als der Vollmond. Um den Medusa-Nebel zu sehen, benötigt man Teleskope mit 8-Zoll Blenden, zusammen mit OIII-Filtern, und völlige Dunkelheit. Die Helligkeit des Nebels ist zwar mit +10,19 mag. verzeichnet, aber diese Helligkeit erstreckt sich über ein beträchtlich großes Gebiet am Himmel, so dass sich nur mit Hilfe der Langzeit-Astrofotografie die Wunder des Medusa-Nebels nach und nach wirklich erschließen lassen. Ein anständiges Blenden-Teleskop und eine stabile parallaktische, selbstführende Montierung werden bei dem Versuch benötigt, dieses Objekt abzubilden. Die Bilder zeigen dann die schlangenartigen Ringlockennebel (bzw. Gasfilamente), welche diesem mysteriösen Objekt seinen Namen gegeben haben – die Namenspatronin Medusa ist in der klassischen griechischen Mythologie eine Gorgone (Schreckensgestalt mit Schlangenhaaren), deren Blick jeden, der sie anblickt, zu Stein erstarren läßt. Der Anblick des Medusa-Nebels durch ein großes Teleskop bedeutet jedoch dagegen eine ungleich erfreulichere Erfahrung. Der Medusa-Nebel ist von uns ungefähr halb so weit entfernt wie der Eskimo-Nebel, nämlich 1500 Lichtjahre, und er hat einen Durchmesser von ungefähr 4 Lichtjahre. Über die wahre Natur des Medusa-Nebels gingen die Meinungen auseinander: George Ogden Abell, der den Nebel 1955 entdeckte, ordnete ihn als einen alten planetarischen Nebel ein, wohingegen viele andere Astronomen ihn, aufgrund seiner irregulären Beschaffenheit, als ein Überbleibsel einer Supernova betrachteten. Die Schmalbandfotografie hat das wahre Ausmaß der spriralförmigen Sanduhrform des Medusa-Nebels aufgedeckt und so bestätigt, was Abell ursprünglich nahegelegt hatte, nämlich die Entdeckung eines planetarischen Nebels.

The Medusa Nebula

The Medusa Nebula. Bildrechte: Joel Schulman. Creative Commons.

Die Tierkreis-Konstellation des Sternbildes Krebs (Cancer) ist keine besonders hervorstechende Konstellation, da sie aus Sternen besteht, deren Helligkeit die 3. Größenklasse nicht übersteigt. Von seinen wichtigsten Sternen ist der Iota Cancri für Amateur-Astronomen der wahrscheinlich interessanteste. Dieser Doppelstern markiert den äußersten nördlichen Punkt der Hauptkonstellation und hat eine Helligkeit von +4,01 mag. bzw. +6,57 mag. Der vorrangige Stern ist ein gelber Stern der G-Klasse, der untergeordnete Stern ist ein weißer Hauptreihenstern der A-Klasse. Die Sterne sind 30 Bogensekunden voneinander entfernt und bilden so ein leicht auszumachendes und attraktives Paar für die Beobachtung mit kleineren Teleskopen. Das Maß der Winkeltrennung der beiden Sterne hat sich seit über einem Jahrhundert nicht dramatisch verändert, aber es hat sich erwiesen, dass beide Sterne zusammenhängen. Die Umlaufzeit der beiden Sterne wird auf über 65000 Jahre geschätzt.

Neun Grad südlich des Iota Cancri liegt eine der Juwelen des Nachthimmels, nämlich der helle, ausgedehnte offene Sternhaufen des M44, auch genannt "Der Bienenkorb" (The Beehive) oder "Die himmlische Futterkrippe" (lat. praesepe). Mit einer Helligkeit von +3,09 mag. kann dieser Sternhaufen von einem günstigen Beobachtungsstandort mit dem bloßen Auge erkannt werden, wobei er auch schon wegen seiner Größe von einem Grad ziemlich "unübersehbar" ist. Der Sternhaufen wurde schon in der Antike identifiziert und war bei den alten Griechen bekannt als Phatné = Die Krippe (engl. the manger). Das Wort "praesepe" ist die lateinische Übersetzung des griechischen Wortes "Phatné". Die erste zeitlich einzuordnende Erwähnung des Sternhaufens erfolgte allerdings schon im Jahre 260 vor Christus, als der griechische Poet Aratos von Soloi ihn als "kleiner Nebel" bezeichnete. M44 wurde auch in den im Jahre 130 vor Christus von Hipparchus (bedeutender griechischer Astronom) angelegten Sternenkatalog aufgenommen. Der Name "Bienenkorb" scheint außerordentlich passend zu sein, da der Kern von M44 als ein natürlicher Bienenkorb angesehen werden kann, um den die umliegenden Sterne, "die Bienen", umherschwirren.

M44, The Beehive

M44, The Beehive. Bildrechte: Miguel Garcia. Creative Commons.

Mit über 1000 einzelnen Sternen (von denen über 75 mit den kleinsten Amateur-Teleskopen zu beobachten sind) scheint M44 eine Eigenbewegung mit dem offenen Sternhaufen der Hyaden im benachbarten Sternbild Stier zu teilen, was darauf hindeuten könnte, dass es Übereinstimmungen beim Ursprung beider Sternhaufen gibt. Beide haben auch das ungefähr gleiche Alter (ca. 600 bis 730 Millionen Jahre). Der "Bienenkorb" ist zwischen 570 und 610 Lichtjahre von uns entfernt, und er wird auf einen Durchmesser von ungefähren 12 Lichtjahren geschätzt (obwohl sein Gezeiteneinfluss viel weiter reicht). Dieser Sternhaufen sollte von jedermann beobachtet werden – schnappen Sie sich einfach ein Fernglas. Seine Mischung aus unterschiedlichen Sternenkomponenten bietet darüber hinaus die Möglichkeit, sehenswerte Bilder zu erstellen.

Acht Grad südlich des "Bienenkorbs" findet man einen anderen offenen Sternhaufen, den M67. Obgleich er bei einer Helligkeit von +6,9 mag. und einer Winkelgröße von 25 Bogenminuten blasser und kompakter als der M44 ist, ist M67 auf seine ganz eigene Art ein ebenso attraktives Beobachtungsziel wie sein Nachbar. Er wurde in den späten 1770er Jahren vom deutschen Astronomen Johann Gottfried Koehler entdeckt und 1780 von Charles Messier seinem Katalog hinzugefügt.

Mit ungefähr 100 beobachtbaren Sternen (von einer Gesamtmenge von über 500 Sternen), von denen viele der gleichen Spektralklasse wie die Sonne angehören, ist der M67 einer der ältesten Sternhaufen in unserer Galaxie. Er wird auf ungefähr 4 Billionen Jahre geschätzt, beinahe genauso alt wie unsere Sonne, und er liegt von uns 3000 Lichtjahre entfernt. M67 beinhaltet auch einige "blaue Nachzügler" (blue stragglers), das sind Sterne, die, strenggenommen, gar nicht im M67 enthalten sein dürften. Ob diese Sterne von M67 während seiner Reise durch unsere Galaxie "zusammengefegt" worden sind, oder auch nicht, bleibt, Stand heute, unbeantwortet. Beobachter, die sehr starke Vergrößerungen einsetzen, werden in M67 dabei einige großartige Sternenketten isolieren. M67 ist wirklich ein sehenswertes Objekt.

Weiter südöstlich (von knapp unter 7 Grad) der beeindruckenden Vorstellung des M67 finden wir ein weit schwierigeres Objekt, die wunderschöne Spiralgalaxie NGC2775. Obwohl die Galaxie mit einer Helligkeit von +10,10 mag. eigentlich nicht besonders auffällig ist, so ist sie dennoch ein massives Objekt mit einer Winkelausdehnung von 4,3 x 3,3 Bogenminuten und einem vergleichsweise hellen Kern. NGC2775 liegt etwa 60 Millionen Lichtjahre von der Erde entfernt und ist eine exotische Mischung aus einer Sprialstruktur und einem großen elliptischen Kern, welcher selbst von ausgeprägten Wassserstofffeldern umringt ist. Die Arme der abgelegenen Spiralbereiche sind sehr fein strukturiert, allerdings auch nur sichtbar bei Anwendung der Langzeit-Fotografie. Optisch kann man NGC2775 mit einem angemessen dimensionierten Teleskop sehen, wobei eine größere Reichweite gelegentlich den interaktiven Materienfluss zeigt, der von der Spiralgalaxie NGC2777 stammt, welche in zyklischer Interaktion mit ihrem größeren Nachbarn steht. Seit Mitte der 1980er Jahre ist NGC2775 Schauplatz von ungefähr 5 Supernovae gewesen, und die spannende Frage ist, was den Beobachter jetzt dort erwartet.

NGC2775

NGC2775, Hubble Space Telescope Kompositbild, Bildrechte: Nasa/ESA. Public Domain.

Das Sternbild Krebs enthält sehr viele Galaxien, deren Helligkeit zwischen +12 und +14 mag. rangiert. Die Krebs-Galaxien befinden sich sehr nahe an den Galaxiehaufen der Sternbilder Löwe (Leo), Kleiner Löwe (Leo Minor) und dem Hydra-Galaxiehaufen, und diese Nähe läßt den Schluss zu, dass die Krebs-Galaxien gravitativ gebündelt sind. Studien zur Eigenbewegung, basierend auf der Spektralverschiebung, haben jedoch bestätigt, dass diese Galaxien nicht miteinander verknüpft sind. Besitzer großer Teleskope und Astrofotografen können sich jedoch weiterhin an der Erkundung der Krebs-Galaxien, Schritt für Schritt, erfreuen. Obwohl viele dieser Objekte eine Herausforderung darstellen und oft nicht so leicht zu beobachten sind wie die Objekte im angrenzenden Sternbild Löwe, so gibt es in diesem Teil des Himmels doch eine weitere gut zu beobachtende Galaxie, die sich, nur einen kurzen Sprung über die nördliche Grenze des Sternbildes Krebs hinweg, in der Konstellation des Sternbildes Luchs (Lynx) befindet, die Spiralgalaxie NGC2683, auch bekannt als die "UFO-Galaxie".

Im Jahre 1788 von William Herschel entdeckt, liegt dieses bemerkenswerte Objekt beinahe hochkant zu unserer Erd-Blickachse und hat folglich eine sehr akzeptable Flächenhelligkeit.

Mit einer Winkelausdehnung von 9,3 x 2,1 Bogenminuten ist NGC2683 in großen Teleskopen bequem zu beobachten, wohingegen bei kleineren Reichweiten lediglich noch der helle, ausgedehnte Kern zu erkennen ist. Die verkürzten Spiralarme der UFO-Galaxie sind mit Staubbahnen verschnürt, was aus unserer Perspektive so aussieht, als sei der Galaxiekern praktisch halbiert.

NGC2683

NGC2683, Hubble Space Telescope Image. Bildrechte: NASA/ESA. Public Domain.

Ausgehend von einer kosmischen Perspektive glaubt man, dass NGC2683 ziemlich nahe an der Milchstraße liegt, obwohl verschiedene Quellen ihren Abstand zur Milchstraße auf eine weitgehend variabel geschätzte Entfernung von 16 bis 33 Millionen Lichtjahre festlegen. Es wird oft angemerkt, dass der Kern der UFO-Galaxie als gelblicher Farbton erscheint. Und tatsächlich scheint es so zu sein, dass es in dieser Galaxie eine überdurchschnittlich große Population von alten gelben und roten Sternen gibt, und dass es praktisch zu keiner Stern-Neubildung innerhalb dieses Systems kommt. Im Vergleich zu unserer Galaxie ist NGC2683 zwar weniger massiv und strahlend, kann sich allerdings rühmen, die zweifache Menge an Kugelsternhaufen aufzuweisen.

Während das Sternbild Luchs für eine Beobachtung mit dem bloßen Auge dunkel bleibt, kann es aber mit einer anderen beachtenswerten Galaxie aufwarten, der Balkenspiralgalaxie NGC2537, auch bekannt unter dem Namen Bärentatzen-Galaxie (Bear Paw Galaxy). Diese Galaxie liegt ungefähr 14 ¾ Grad nördlich von NGC2683 – was uns eine ungefähre Idee von der Größe des Sternbildes Luchs gibt! Die Bärentatze ist ein sehr dichtes Objekt mit einer Größe von ungefähr 1,7 x 1,5 Bogenminuten. Obwohl es offiziell mit einer Helligkeit von nur +11,69 mag. klassifiziert worden ist, hat dieses Objekt aufgrund seiner kleinen Fläche eine sehr hohe Flächenhelligkeit, und NGC2537 ist dadurch oft sichtbarer als viele Objekte mit einer vergleichbaren Helligkeit. Die Galaxie wird deshalb auch Bärentatze genannt, weil die Helligkeitsbereiche eine Art von uneinheitlichen Mustern bilden, welche dem Tatzenabdruck eines Tieres ähneln.

Ob es sich dabei nun um einen Bärenabdruck handelt oder nicht, bleibt Ihrer eigenen Schlussfolgerung überlassen. Man vermutet, dass NGC2537 ca. 22 Millionen Lichtjahre von unserer eigenen Milchstraßen-Galaxie entfernt liegt.

Vielen Dank an den Originaltext im Englischen vom Autor: Kerin Smith!

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