Besonderheiten des Himmels für den Monat Dezember

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Der Dezember ist der Monat des Überganges vom Herbst in den Winter.: Für Himmelsbeobachter, die in der nördlichen Hemisphäre wohnen, leitet er über in die Mitte des Winters; für die Beobachter der südlichen Gefilde der Erde leitet er über in den Mitsommer. Die Sonne erreicht ihren südlichsten Teil der Ekliptik am 21. Dezember 2016. Zu diesem Zeitpunkt im Jahr wird für die Beobachter um den 51. nördlichen Breitengrad herum die Sonne an ihrem höchsten Durchgangspunkt im Süden ungefähr 15 Grad über dem Horizont stehen. Je nördlicher Sie sich befinden, desto mehr nimmt der vorgenannte Gradwert ab. Am nördlichen Polarkreis wird die Sonne gar nicht mehr aufgehen. Und die Menschen oberhalb des nördlichen Polarkreises erleben für Wochen eine totale Dunkelheit während der Winter-Sonnenwende. Es spielt keine Rolle, an welchem Ort Sie sich in der nördlichen Hemisphäre befinden, denn dieser Tag wird der kürzeste Tag, und die Nacht wird die längste Nacht des Jahres sein. Dies ist dem Umstand geschuldet, dass die Erdachse gegenüber der Erdbahnebene um 23,5° geneigt ist. Dies ist der hauptsächliche Grund für die klimatischen Jahreszeiten.  

Wintersonnenwende

Die Erde bei Wintersonnenwende. Bild: Kerin Smith

Umgekehrt werden die Beobachter in der südlichen Hemisphäre den längsten Tag des Jahres, die kürzeste Nacht und den Höhepunkt des Sommers erleben. Aber wo auch immer Sie sich zu dieser Jahreszeit aufhalten werden, wünschen wir Ihnen von Herzen alles Gute, egal, welcher Jahreszeit Sie gerade ausgesetzt sein mögen. Und wie immer gibt es eine ganze Menge zu sehen, wenn Sie Ihre Augen und Teleskope himmelwärts richten.

Das Sonnensystem

Der Mond

SkyGuide

SkyGuide

Am 1. Dezember erkennen wir den Mond als eine kaum beleuchtete (2,9%) Mondsichel im Sternbild Schütze (Sagittarius). Danach sollten sich Deep Sky Beobachter und Astrofotografen die frühen und späten Monatsabschnitte für ihre Aktivitäten vormerken, da wird der Mond kein Störfaktor sein .. Am Abend des 3. Dezember kommen der Mond und die Venus in einer losen Konjunktion am abendlichen Himmel zusammen, wobei sie  im östlichen Einflussbereich des Sternbildes Schütze nur knapp über 5 Grad voneinander getrennt sind. 

Mond

Mond bedeckt Aldebaran, Morgenstunden 14. Dezember. Bild erzeugt mit SkySafari for Mac OS X, ©2010-2012 by Southern Stars, www.southernstars.com.

Wenn der Mond am 7. Dezember als zunehmender Mond (im 1. Viertel) im Sternbild Wassermann (Aquarius) steht, hat er am Abend vorher Neptun verdeckt, obwohl dieses Ereignis gar nicht so einfach zu beobachten ist. Bedeutend einfacher zu beobachten ist die Verfinsterung des Sterns Aldebaran (im Sternbild Stier), welche am Morgen des 14. Dezember erfolgen wird. Für die Beobachter in den weitesten Teilen von Europa wird der Mond während des Verfinsterungvorganges einigermaßen schnell untergehen, es wird jedoch noch möglich sein, die Verfinsterung insgesamt zu beobachten. Allerdings werden die Beobachter an der amerikanischen Ostküste die Verfinsterung am besten beobachten können, da der Mond hier sehr hoch am Himmel steht. Dieses Ereignis fällt zusammen mit dem Vollmond im Dezember. Dies ist der dritte und letzte der "Supermond"-Vollmonde in den letzten Wochen des Jahres 2016 – korrekter bezeichnet als Perigäumsmond (Erdnähe), die dann vorkommen, wenn der Mond auf seiner geringfügig exzentrischen Umlaufbahn der Erde am nächsten ist. 

Es sieht so aus, als erscheine der Mond zu dieser Zeit etwas größer als sonst, ein Effekt, der noch verstärkt wird durch die atmosphärische Lichtbrechung bei Mondaufgang und bei Monduntergang. Die Bedeutung des "Supermondes" sollte nicht überbewertet werden, aber es ist interessant mitzuerleben, wie dieser Begriff die allgemeine Vorstellungskraft erfasst zu haben scheint.

Der abnehmende Mond (das letzte Viertel) ist am 21. Dezember zu sehen, während er im Sternbild Jungfrau steht. Am nächsten Tag hat der Mond eine sehr enge Begegnung mit dem Jupiter, wenn er ihn 1 ½ Grad nördlich des Planeten passiert. Der engste Kontakt zwischen diesen beiden Himmelskörpern erfolgt dann, wenn beide Planeten von Europa aus nicht mehr zu sehen sind und die Amerikaner noch Tageslicht haben; die Beobachter in Australasien und im Pazifik sollten diesen engen Kontakt jedoch sehr gut sehen können. Zu dem Zeitpunkt, wo beide Himmelskörper wieder über Europa stehen, wird der Mond weiter östlich in der Ekliptik stehen, was bedeutet, dass sich beide Planeten um über 5 Grad auseinanderbewegt haben; sie geben am morgendlichen Himmel jedoch immer noch ein sehr schönes Paar ab.

Wenn der Neumond am 29. Dezember zurückkommt, beginnt die beste Zeit für die Deep Sky-Beobachtung und die Astrofotografie. Im Dezember also der Monatsbeginn als auch das Monatsende.

Merkur

Merkur beginnt den letzten Monat des Jahres 2016 als ein -0,5 mag. helles Abendobjekt im Sternbild Schütze (Sagittarius), mit einem Durchmesser von 5,6 Bogensekunden und einer Phase von 82,5%. Da der Merkur um 18 Grad von der Sonne entfernt ist, kann er nur von den äquatorialen Gegenden unseres Planeten oder von Gegenden der südlichen Hemisphäre relativ  einfach beobachtet werden. Für Beobachter aus den nördlicheren gemäßigten Gegenden wie Europa oder Nordamerika wird jede Beobachtung zu einem fast unmöglichen Unterfangen, da der Merkur bei Sonnenuntergang sehr tief steht.

Merkur bei Sonnenuntergang

Merkur bei Sonnenuntergang, 15. Dezember. Bild erzeugt mit SkySafari for Mac OS X, ©2010-2012 by Southern Stars, www.southernstars.com.

Wenn Merkur am 11. Dezember seine größte östliche Entfernung von der Sonne erreicht hat, beginnt von diesem Punkt im Monat an auch wieder seine Neigung der Sonne entgegen.

In der Mitte des Monats hat Merkur seine Helligkeit auf -0,2 mag. gemindert, obwohl seine Winkelgröße auf 7,5 Bogensekunden angestiegen ist, wenn er sich uns auf seiner inneren Umlaufbahn nähert. Zu diesem Zeitpunkt steht die Phase des Merkurs bei 46,1%, wobei die Höhe des Merkurs es den Beobachtern in der nördlichen Hemisphäre leichter macht ihn zu beobachten, da die Höhe des Planeten bei Sonnenuntergang knapp unter 8 Grad steht (beobachtet von 51 Grad Nord).

Der Merkur erreicht die innere Konjunktion am 28. Dezember, wenn er sich zwischen der Sonne und der Erde befindet und erst um die Mitte des Januars 2017 wieder leichter zu beobachten sein wird. 

Venus

Venus beginnt den Dezember 2016 als ein Besucher des Sternbildes Schütze, wobei der Planet 43 Bogensekunden von der Sonne entfernt ist. Mit einer überwältigenden Helligkeit von – 4,2 mag. ist Venus in der Abenddämmerung sehr gut auszumachen, und zwar von fast jedem Standpunkt aus, außer den extrem nördlichen Gefilden unserer Erde, wobei der Planet um so besser zu sehen ist, je südlicher man sich befindet. Den Beobachtern in den nördlichen gemäßigten Regionen, wie Europa oder Nordamerika, bietet die Venus eine akzeptable Vorstellung, aber die Bewohner der äquatorialen oder südlichen Hemisphäre werden eine noch größere Trennung des Planeten vom Horizont miterleben. Beobachtet von 51 Grad nördlicher Breite, wird die Venus bei Sonnenuntergang bei knapp über 13 ½ Grad über dem Horizont stehen.

Mit fortschreitendem Monat wird sich die Beobachtungssituation jedoch erheblich verbessern.

Um den 15. Dezember herum  hat Venus seine Helligkeit auf -4,2 mag. und seine Winkelgröße 

nach 18,8 Bogensekunden gesteigert. Der Planet ist nun zu 63% beleuchtet und zeigt sich als eine beleuchtete Scheibe von 63,4%. Noch besser: Venus' Winkeltrennung von der Sonne steigt ebenfalls an und beträgt nun über 45 Grad. Dies bringt den Planeten hin in das Sternbild Steinbock (Capricornus), für die Bewohner der nördlichen Hemisphäre zwar immer noch unter dem Himmelsäquator, aber an erheblich nördlicherer Himmelsposition wie vorher. Als Konsequenz daraus steht Venus am 15. Dezember bei Abenddämmerung ungefähr 18 Grad hoch am Himmel (beobachtet von 51 Grad Nord).

Am letzten Tag des Jahres 2016 hat Venus seine Helligkeit und seine Winkelgröße um -4,3 mag. bzw. 21,6 Bogensekunden gesteigert. Venus ist jetzt innerhalb der Ekliptik an den Grenzen von Steinbock und Wassermannpositioniert und steht 24 Grad über dem Horizont (beobachtet von 51 Grad Nord). Venus erreicht die größte Entfernung von der Sonne am 12. Januar 2017, so dass sich im neuen Jahr noch mehr Beobachtungsmöglichkeiten ergeben werden, da unser Nachbarplanet näher an uns heranrückt und sogar noch heller scheinen wird. Man sollte jetzt in einen Ultravioletfilter investieren, sofern man noch keinen hat, denn dieser kann bei Teleskop-Beobachtungen von atmosphärischen Strukturen auf der Venus sehr hilfreich sein.

Venus bei Sonnenuntergang

Venus bei Sonnenuntergang, 31. Dezember 2016. Bild erzeugt mit SkySafari for Mac OS X, ©2010-2012 by Southern Stars, www.southernstars.com.

Mars

Mars beginnt den Dezember als ein +0,6 mag. helles Objekt im Sternbild Steinbock und mit ziemlich enttäuschenden 6,5 Bogensekunden. Obgleich er bei Sonnenuntergang einigermaßen hoch im Süden steht (beinahe 21 Grad hoch, beobachtet von 51 Grad Nord), so gibt es nur wenige Details auf seiner Scheibe zu entdecken. Falls Sie jedoch mit einem Teleskop unterwegs sind, so sollten Sie auf jeden Fall einen Blick wagen, und zwar mit einer entsprechenden hohen Vergrößerung.

Mit fortschreitendem Monat verblasst der Mars jedoch immer mehr; um den 15. Dezember herum ist er eine +0,8 mag. helle Scheibe mit 6,1 Bogensekunden, und am 31. Dezember haben diese Werte noch weiter nachgegeben, und zwar auf +0,9 mag. Helligkeit und 5,7 Bogensekunden, während wir sehr schnell auf unserer schnelleren inneren Umlaufbahn vom Mars davonziehen.

Die nächste Mars-Oppostion wird im Juli 2018 stattfinden. Bis dahin wird der Rote Planet ein kleines und ziemlich einfallsloses Ziel bleiben, aber er dient als praktischer Wegweiser hin zu  Neptun, mit dem er am letzten Tag des Jahres in enger Konjunktion steht. Beobachter im Süd-Pazifik werden diesen beiden Welten sehr nahe kommen, welche im besten Falle knapp über eine Bogenminute voneinander getrennt sind. Das kann eine sehr interessante Beobachtung werden, egal an welcher Stelle Sie sich dann auf der Welt befinden werden.

Mars und Neptun in Konjunktion

Mars und Neptun in Konjunktion, 31. Dezember 2016. Bild erzeugt mit SkySafari for Mac OS X, ©2010-2012 by Southern Stars, www.southernstars.com.

Jupiter

Am Dezemberanfang steht Jupiter im Morgengrauen ziemlich hoch im Süden, und er ist -1,8 mag. hell und eine Scheibe von 32,9 Bogensekunden. Wenn er kurz nach 2.45 Uhr (beobachtet von 51 Grad Nord) aufgeht, dann wird der König der Planeten die Frühaufsteher mit einem grandiosen Himmels-Schauspiel kurz vor dem Morgengrauen belohnen. 

Mitte Dezember hat Jupiter seine Helligkeit nach -1,9 mag. und seinen Durchmesser nach 34 Bogensekunden gesteigert, und er geht jetzt kurz nach 2.00 Uhr auf. Der Planet befindet sich jetzt an seinem Durchgangspunkt am Himmel, und zwar etwas unter einer halben Stunde vor der Morgendämmerung (beobachtet von 51 Grad Nord); eine sehr gute Position für Beobachtungen.

Jupiter, Io and Ganymed, bei astronomische Dämmerung

Jupiter, Io and Ganymed, bei astronomische Dämmerung am Weihnachtmorgen 2016. Bild erzeugt mit SkySafari for Mac OS X, ©2010-2012 by Southern Stars, www.southernstars.com.

Ende Dezember bleibt Jupiter bei einer Helligkeit von -1,9 mag., hat jedoch seine Winkelgröße nach 35 Bogensekunden gesteigert. Er steht bei Morgendämmerung jetzt knapp über 28 ½ Grad hoch, wobei er seinen Durchgangspunkt am Himmel knapp 1 ½ Stunden vorher passiert hat. 

Saturn

Der Saturn beginnt den letzten Monat des Jahres 2016 genau 10 Tage entfernt von einer übergeordneten Konjunktion mit der Sonne und wird aus diesem Grunde für den Großteil des Monats leider nicht zu beobachten sein.

Ende Dezember ist der Saturn auf der Morgenseite des Himmels 18 Grad von der Sonne entfernt, und er geht ungefähr 1 ½ Stunden vor der Morgendämmerung auf. Bei Sonnenaufgang am 31. Dezember erreicht der Saturn 9 Grad über dem Horizont (beobachtet von 51 Grad Nord) und ist bei einer Helligkeit von +0,5 mag. kaum sichtbar vor dem Sternenhintergrund des Ophiuchus-Sternbildes (der "Schlangenträger"). Es wird eine Weile dauern, bevor der Herr der Ringe für eine bedeutsame Beobachtung überall auf der Welt genug Abstand von der Sonne erreicht hat, aber, wie bereits schon vorher erwähnt, diejenigen Beobachter der südlichen und äquatorialen Regionen auf der Erde werden den Saturn weiterhin besser am Himmel positioniert sehen können als die Beobachter der nördlichen Hemisphäre.

Uranus und Neptun

Uranus und Neptun bleiben weiterhin sehr gut positioniert für Beobachtungen am Abendhimmel. Der hellere Uranus zeigt eine blasse, grün-graue Scheibe von +5,8 mag. und 3,6 Bogensekunden im Sternbild Fische (Pisces). Neptun finden wir einige 41 Grad westlich des Uranus in der Nachbarschaft des Wassermannes (Aquarius), ein schwächeres und kleineres Ziel mit einer Helligkeit von +7,9 mag. und einem Durchmesser von 2,3 Bogensekunden. Obgleich beide bedeutend schwächer sind als die in unserem Sonnensystem regelmäßiger zu beobachtenden Planeten ist es trotzdem keine besonders große Herausforderung Neptun und Uranus zu finden.

Neptun hat das Merkmal, im Dezember in großer Nähe zu zwei wichtigen Himmelskörpern zu sein, zum Mond und zum Mars. Am Abend des 6. Dezember verbirgt der Mond tatsächlich Neptun, obwohl dieses Ereignis zu einem Zeitpunkt stattfindet, wo der Mond in Europa nicht mehr zu sehen ist, bzw. sich an einem sehr niedrigen Punkt am Himmel befindet. Es ist immer schwierig, schwächere Ziele, wie der Neptun eines ist, auszumachen, wenn das grelle Licht des Mondes so nahe dabei ist. Wir haben uns in diesem Teil der Welt an diesen Umstand gewöhnt. 

Stellung von Uranus und Neptun

Stellung von Uranus und Neptun, Mitte Dezember 2016. Bild erzeugt mit SkySafari for Mac OS X, ©2010-2012 by Southern Stars, www.southernstars.com.

Die letzte Nacht des Jahres bietet uns einen besonders willkommenen Wegweiser zum schwierigeren Neptun in der Gestalt des helleren Mars. Beide Planeten sind dann beinahe

an ihrem Durchgangspunkt am Himmel, wenn die Sonne am 31. Dezember untergeht (beobachtet von 51 Grad Nord). Mit einer Helligkeit von +0,9 mag. ist der Mars das hellste Objekt in diesem Bereich des Himmels, und Neptun mit einer Helligkeit von +7,9 mag. befindet sich unter einem halben Grad östlich des Roten Planeten. Beobachter im Süd-Pazifik erleben zu diesem Zeitpunkt bereits den Neujahrstag 2017 und haben auch schon die Möglichkeit, die beiden Planeten an ihrem gemeinsamen naheliegendsten Punkt am Himmel zu sehen, welcher knapp über eine Bogenminute ausmacht. Für alle anderen Himmelsbeobachter im Rest der Welt ist es unmöglich, da die naheste Annäherung dieser zwei sehr unterschiedlichen Planeten entweder während des Tageslichtes stattfindet, oder dass beide  schon hinter dem Horizont untergegangen sind.

Meteore

Die Geminiden (ein Meteorenstrom im Sternbild Zwilling), deren Ursprungskörper ein mysteriöser "Felskomet"-Asteroid namens 3200 Phaethon ist, werden vom 6. bis zum 17. Dezember 2016 sichtbar sein. Sie erreichen ihren Höhepunkt am 14. Dezember, und zu diesem Zeitpunkt, an dem wir Zenithal Hourly Rates (ZHR) von weit über 100 Meteore erwarten, versprühen die Geminiden ihren Staub aus einem Gebiet innerhalb der Konstellation des Sternbildes Zwilling, welches gewöhnlich sehr gut von der nördlichen Hemisphäre aus zu sehen ist. Der Meteorenschauer im letzten Jahr war mit einem ZHR-Spitzenwert von 200+ bei Erreichen des Schauerhöhepunktes besonders aktiv. Wie wir es leider schon im Oktober mit dem Orionid-Meteorenschauer und im November mit dem Leonid-Meteorenschauer erlebt haben, wird 2016 der Geminid-Schauer negativ vom Mond beeinflusst werden. Die Geminiden erleben in diesem Jahr in der Nacht des 14. Dezember einen Vollmond an der Grenze der Orion / Zwillinge Sternbilder – die absolut ungünstigste Entwicklung (worst case scenario). Versuchen Sie trotzdem, in der Nacht des Schauerhöhepunktes einen Blick auf dieses Szenario zu werfen; allerdings sollten Sie nicht erwarten, etwas anderes zu sehen als eine Anzahl der hellsten Meteore, die durch das Mondlicht schneiden

Ein Geminiden Meteor

Ein Geminiden Meteor zwischen Wolken und Sternen im Sternbild Stier. Bild: Kerin Smith

Die Deep Sky-Beobachtung der Sternbilder Taurus (Stier), Orion, Eridanus, Cetus (Wal) und Lepus (Hase)

Wenn wir uns südlich der zahlreichen Sternhaufen des Aurigas (Fuhrmann) bewegen, den wir in der letzten Ausgabe des "Sky Guide" behandelt haben, so kommen wir zu der Tierkreis-Konstellation des “Stiers“, Taurus. Das Sternbild Taurus beherbergt einige der herausragendsten Deep Sky-Objekte am Himmel; das vielleicht bemerkenswerteste dieser Objekte ist M45 (Nummer im Messier-Katalog), nämlich die Plejaden, u. a. auch genannt die Sieben Schwestern. Bei einer kollektiven Helligkeit von +1,5 mag. ist  M45 mit dem bloßen Auge leicht zu erkennen, und  ist von zahlreichen Kulturen in aller Welt dokumentiert worden. Bereits die Antike kannte die Plejaden unter verschiedenen Namen: u.  a. Subaru in Japanisch, Krittika in Hindi, Soraya in Persisch, und noch viele andere Namen. Die Plejaden werden in Homers Odyssee und Iliad erwähnt, sowie in der Bibel und im Koran.

Wir wissen von so weit entfernten Kulturen wie den Maori, den Aborigines und den Eingeborenen der nordamerikanischen Flachland-Stämme, dass sie Kenntnisse dieses Sternhaufens besaßen – die Plejaden sind also weltweit bekannt!

Orion, Taurus, Lepus Eridanus und Ausschnitte von Cetus.

Orion, Taurus, Lepus Eridanus und Ausschnitte von Cetus. Bild erzeugt mit SkySafari for Mac OS X, ©2010-2012 by Southern Stars, www.southernstars.com.

Die neun Hauptmitglieder von M45 (die benannt sind nach Geschwisternamen aus der klassischen griechischen Mythologie), nämlich die "Schwestern"-Sterne Merope, Sterope, Electra, Maia, Tygeta, Celaeno und Alcyone – zusammen mit den Muttersternen Atlas und Pleione -  sind mit dem bloßen Auge von einer sehr dunklen Beobachtungsstelle aus zu erkennen; aber die meisten Menschen mit ausreichendem Augenlicht können bei durchschnittlichem Himmelslicht sechs Mitglieder erkennen. Teleskope und Ferngläser bringen noch mehr von den ungefähr 1000 Elementen des Sternhaufens zum Vorschein, und noch größere Instrumente und Fotoapparate können die blau-gefärbte Nebel-Reflexion ausmachen, die den Sternhaufen umgibt – insbesonders um die "Schwestern" Maia und Merope. Diese Nebligkeit wird verursacht durch die Beleuchtung von Materie, welches bei der Entstehung des Sternhaufens übrig geblieben ist. Der Anblick des M45 mit einem low-power Weitfeldokular ist einer der prächtigsten Ansichten in jedem Teleskop; allerdings muss man bei einem Durchmesser von 2 Grad bei der Wahl des Okulars vorsichtig sein, damit man die entlegenen M45-Mitglieder noch in ein brauchbares Sichtfenster bekommt. 

Das Alter der Plejaden wird auf ungefähr 100 Millionen Jahre geschätzt, und sie liegen zwischen 430 und 440 Lichtjahre von uns entfernt.

In der Nachbarschaft – obgleich nicht im kosmischen Sinne gesprochen -  zu den Plejaden befindet sich der ältere und großflächigere Hyaden-Sternhaufen. Seine mit bloßem Auge zu erkennenden Hauptmitglieder sind in einem V-Muster arrangiert, welches den Kopf von Taurus darstellt. Auch hier, ähnlich wie bei M45, sind die Hyaden seit der Antike bekannt und wurden von den Alten Griechen traditionell als die Geschwister der Plejaden angesehen – über ihren gemeinsamen Vater Atlas.

Die Hyaden liegen 152 Lichtjahre von uns entfernt und können somit als der Erde am nächsten liegender Sternhaufen angesehen werden (wenn man argumentiert, dass die Sterne im Pflug [plough] oder im Großen Wagen [Big Dipper] im Sternhaufen des Ursa Major [Bärengruppe] tatsächlich als Sternhaufen angesehen werden, dann liegen diese näher an der Erde). Die Hyaden bestehen aus über 300 einzelnen Sternen, und neuere Schätzungen gehen von einem Alter von 600+ Millionen Jahren aus – damit sind sie deutlich älter als die Plejaden. Die Hyaden teilen sich eine galaktische Flugbahn mit M44, dem "Bienenkorb" (Beehive) im nahegelegenen Sternbild Krebs, was Vermutungen nährt, dass beide einen gemeinsamen Ursprung im All haben. Allerdings scheint der "Bienenkorb" mit 600 bis 730 Millionen Jahre etwas älter zu sein.

 In Blickrichtung sehen wir den Hauptstern von Taurus, den Aldebaran – das Auge des Stiers (Anm. d. Verfassers: im Internet steht "Herz des Stiers") – innerhalb der Grenzen der Hyaden, obgleich dieser Rote Riese völlig ungebunden ist und mit 65 Lichtjahren unserer Erde bedeutend näher steht.

Nachdem wir das südliche "Horn" des "Stiers" erreicht haben, kommen wir zu dem  mit +3 mag. Helligkeit strahlenden Stern Zeta Tauri. Dieser Stern ist ein günstiger Standort für ein anderes Juwel des Nachthimmels – den Krebs-Nebel (the Crab Nebula), eingetragen als M1 in der Messier Liste.

Der Krebs-Nebel ist ein Überbleibsel eines Sterns, der als Supernova im Jahre 1054 (unser Erdendatum) endete. Dieses Ereignis wurde in der ganzen Welt aufgezeichnet, von New Mexiko bis nach China. Der Anblick des damaligen Sterns wäre überwältigend gewesen, denn mit einer Spitzenhelligkeit von -6 mag. war er heller als die Venus und bei Tageslicht sichtbar. Nachdem der Stern erloschen war, verschwand das Ereignis aus dem öffentlichen Bewusstsein. Erst knapp 700 Jahre später, 1731, wurde das Objekt bekannt als der Krebs-Nebel und entdeckt vom englischen Astronomen John Bevis. 27 Jahre später, 1758, wurde der Krebs-Nebel vom französischen Astronomen Charles Messier wiederentdeckt, als er nach Hinweisen auf die Rückkehr des Halleyschen Kometen suchte. Messier dachte zuerst, das Objekt sei ein Komet, und es war der Krebs-Nebel, der Messier dazu brachte, eine Sternhaufenliste aufzustellen und somit anderen Kometenjägern eine Orientierung an die Hand gab, sich bei der Himmelssuche durch diese statischen und wolkenartiken Objekte nicht verwirren zu lassen.

Lord Rosse, der den Krebs-Nebel 1844 in seinem Birr Castle Observatorium in Irland mit dem zur damaligen Zeit größten Teleskop der Welt beobachtete, hatte eine Zeichnung angefertigt, die klauengleiche Ausbuchtungen zeigte, wahrscheinlich die Filament-Strukturen (fadenförmige Verbindung zwischen Galaxienhaufen) der außerhalb gelegenen Gebiete. Das Objekt wurde mit dem Spitznamen "der Krebs" belegt – und der Spitzname hat sich bis heute gehalten.  

Fotografische Beobachtungen von M1 zu Beginn des 20. Jahrhunderts zeigten, dass sich das Objekt schnell ausdehnte. Man versuchte, dieser schnellen Ausdehnung durch Nachforschungen in der Vergangenheit auf den Grund zu gehen und fand heraus, dass die Ausdehnung des Objektes bereits vor rund 900 Jahren begonnen hatte. Durch weitere astronomische Detektivarbeit konnte dann die Verbindung zwischen den Ereignissen von 1054 und dem Krebs-Nebel hergestellt werden.

Obgleich der Krebs-Nebel nur eine wenig überwältigende Helligkeit von +8,39 mag. hat, ist er doch gut verdichtet und hat aus diesem Grunde auch eine ziemlich hohe Flächen-Helligkeit. Mit einem normalen Fernglas kann man ihn als einen nebligen Fleck am Himmel ausmachen, wobei stärkere Ferngläser ihn als ein deutlich verlängertes rund-gefasstes Gebilde enthüllen. Durch ein Teleskop betrachtet, wird die Beschaffenheit des Krebs-Nebels bei Benutzung von 4-bis  8-Zoll-Teleskopen deutlich. Größere Instrumente von 16+ Zoll und ein dunkler Himmel sind notwendig um einen kurzen Blick auf die Filament-Strukturen die außerhalb von M1 gelegenen Gebiete werfen zu können sowie auf die reale Streifenbildung in seinem Kern. Bei diesem Objekt können Filter helfen, besonders bei kleineren Teleskopen, mit denen es manchmal schwierig ist, die nebelartigen Strukturen des Objektes von dem sternenreichen  Hintergrund der Milchstraße zu unterscheiden.

Für Astrofotografen ist der Krebs-Nebel ein lohnendes Objekt, wobei die "Hubble Palette" (Farben in den Bildern des Hubble-Teleskops) der Filter H-Alpha, OIII und SII sehr nützlich ist, die oft wirre und chaotische Struktur des Objekt-Kerns herauszufiltern. Das Objekt kann aber auch sehr wirkungsvoll aufgezeichnet werden mit einer Einzelschuss-Farb-Kamera, wie unten dargestellt in Mark Blundel's Foto, aufgenommen mit einer Canon EOS 1100D Kamera und  einen Refraktor der Marke Meade 6000 Series Triplet, auf einer Montierung der Marke Skywatcher, die HEQ5 Pro Nachführung mit dem automatische Lenksystem Orion Magnificent Mini Autoguider package.

M1, Krebsnebel

M1, Krebsnebel. Bild: Mark Blundell.

Wer über optisches Equipment verfügt, in welcher Form auch immer, sollte den Krebs-Nebel nicht ignorieren. Er mag sich zwar nicht so spektakulär darstellen wie der benachbarte Orion-Nebel, aber er ist das einzige leicht zu observierende Überbleibsel einer Supernova, die die Menschheit in der relativ jüngeren Geschichte beobachtet hat. Durch das Ausbleiben weiterer Supernovae in jüngster Zeit in unserer Galaxie, bleibt der Krebs-Nebel für uns ein ganz außerordentliches Objekt.

M77

M77, Bild / Hubble Space Telescope. Bildrechte : NASA/ESA, Public Domain.

M77 befindet sich ca. 60 Millionen Lichtjahre von der Erde entfernt und hat eine ungewöhnlich große Rotverschiebung, was bedeutet, dass sich die Galaxie mit hoher Geschwindigkeit von uns entfernt.

M77 ist auch eine bedeutende Radioquelle   (verantwortlich für astronomische Radiowellen) und die am nächsten gelegene der Seyfert Galaxien an unserer kosmischen Ecke. Nachdem 1952 erstmals diese Ausstrahlung (der Radiowellen) festgestellt worden war, wurde M77 von der professionellen astronomischen Gemeinschaft näher untersucht. Seitdem wurde durch optische und infrarot-gestützte Beobachtungen, sowohl von Teleskopen auf der Erde als auch im Weltraum, herausgefunden, dass der Kern von M77 eine sehr helle komprimierte Energiequelle beinhaltet – was auf eine Scheibe mit hoch aufgeladenem Material hinweist, die ein supermassives schwarzes Loch umschließt.  

Dieses Objekt wird auf ungefähr 10 Millionen Sonnenmassen geschätzt.

Wenn wir uns östlich von M77 weiter treiben lassen, hin zu Orions hellstem Stern, dem Rigel, der in der Konstellation von Eridanus liegt, finden wir den ungewöhnlichen Hexenkopfnebel, IC2118. Dieses Objekt ist ein Reflexionsnebel, der seine Beleuchtung im Grunde seiner Nähe zum Stern Rigel verdankt.  

Der Hexenkopfnebel ist ein sehr großes Objekt, und ein sehr blasses Objekt, um es visuell zu beobachten. Bei Ausmaßen von 180 x 60 Bogenminuten kann es nur  von extrem dunklen Beobachtungsstellen gesehen werden. OIII-Filter wurden zunächst als brauchbare Beobachtungsgeräte vorgeschlagen, aber es ist der Orion Ultrablock Filter (der beide Filter, OIII und Hydrogen Beta lines, isoliert), den man am häufigsten für die optische Beobachtung von IC2118 benutzt. Einige Beobachter schlagen eine sehr große Blende (16-Zoll+) für eine erfolgreiche Observation des Nebels vor, während andere berichten, dass sie ihn mit weit kleineren Instrumenten und sogar mit dem bloßen Auge gesehen haben, wobei sie einen Filter benutzten, in welchem der Nebelbeheimatet ist.. Auf jeden Fall sollte dieses Ziel fotografisch abgebildet werden, denn dadurch wird der Hexenkopfnebel erst richtig lebendig.

Um solch ein großes Objekt einzufangen, können Weitwinkelteleskope oder Objektive hierfür oft am praktischsten sein. Es mag zwar seltsam klingen, wenn man den IC2118 als "wunderschön" beschreibt, da er ein Objekt ist, welches tatsächlich dem Profil einer klassischen Halloween-Hexe gleicht – aber dennoch, er ist so wunderschön.

Der Hexenkopfnebel

Der Hexenkopfnebel – bearbeitet von Noel Carboni. Bild: NASA DSS, Public Domain.

Wenn wir nun den Hexenkopfnebel verlassen und 17 ¾ Grad südlich hin zu Lepus, dem Hasen, zustreben, dann kommen wir zum einzigen wichtigen Objekt von Interesse in dieser speziellen Konstellation: M79. Dieses Objekt ist ein ungewöhnlicher Kugelsternhaufen, der von den gewöhnlichen Lichthöfen der Kugelsternhaufen, die den Mittelpunkt unserer Milchstraßengalaxie umgeben, so weit entfernt ist. Es könnte sich hierbei um ein übernommenes Objekt aus der Canis Manor (Sternbild Großer Hund) Zwerggalaxie handeln, ein Satellit unserer Milchstraße, der von diesem Punkt am Himmel nicht allzu weit entfernt ist. M79 ist ein schöner Kugelsternhaufen mit einer Helligkeit von +7,73 mag. und einem Durchmesser von 1,3 Bogenminuten. Er wurde 1780, wieder einmal, von Pierre Mechain entdeckt und im selben Jahr dem Messier-Katalog hinzugefügt. Dieser Kugelsternhaufen kann mit Hilfe eines mittelgroßen 6-8-Zoll Teleskops optisch leicht in Einzelsterne aufgelöst werden. Etwa 40000 Lichtjahre entfernt, ist daher der M79 ein ziemlich kniffliges Objekt, um es aus der Perspektive der nördlichen Hemisphäre beobachten zu können, da es am Durchgangspunkt nur 14 Grad hoch steht, beobachtet von 51 Grad nördlicher Breite aus. Es wird besser erkannt von Himmelslesern der südlichen Hemisphäre, die deutlich weniger mit atmosphärischen Störungen zu kämpfen haben, um einzelne Sterne zu bestimmen.

Dennoch, verglichen mit den Messier-Kugelsternhaufen in den südlichen Sternbildern Ophiuchius (Schlangenträger), Scorpius (Skorpion) und Sagittarius (Schütze), ist der M79 in der nördlichen Hemisphäre am besten abends zu sehen, zu einer Zeit im Jahr, wenn die Atmosphäre dazu neigt, stabiler und beruhigter zu sein.

Aufgrund seiner Position am Himmel, kann M79 von Astrofotografen in südlicheren Gefilden besser abgebildet werden – obgleich natürlich alle Beobachter, weltweit, die Herausforderung annehmen sollten, es auch zu versuchen.

M79

M79, Bild: Siding Spring Observatory, Creative Commons.

Wenn wir uns nach Norden wenden, hin zu der atemberaubenden Konstellation von Orion, dann kommen wir, wahrscheinlich zwangsläufig, zu dem Orionnebel-Komplex, bestehend aus M42, M43, sowie den entlegenen Reflexionsnebeln NGC1973, 1975 und 1977. Diese bemerkenswerte Reihe von Objekten sind die prominentesten Teile der größeren Orion-Molekülwolke, einer gewaltigen Ansammlung von Gaswolken und von Materie, die, wenn es uns möglich wäre, sie alle zu sehen, beinahe die gesamte Konstellation einnehmen würde.

M42, der hellste Teil dieses Komplexes und der bekannteste, zeigt sich dem bloßen Auge als ein diesiger Fleck im "Schwertgriff" von Orion, ein Himmelsflecken, der unterhalb der drei Sterne im Oriongürtel hängt: Alnitak, Alnilam und Mintaka (bzw. Zeta, Epsilon, und Delta). Mit einer Helligkeit von +4,00 mag. ist der Orionnebel der hellste aller nebulösen Regionen am Himmel, und man kann ihn leicht beobachten, sowohl mit Ferngläsern als auch mit kleinen Teleskopen. Er hat eine enorme Fläche von 85 x 60 Bogenminuten sowie eine herzförmige Lücke zwischen zwei "Flügeln", die zu jeder Seite entschweben. Diese Lücke wird oft beschrieben als einem Fischmaul ähnliches Gebilde, in welchem die komprimierten Stern-haufen nisten, der Trapezium-Haufen. Dieser Sternhaufen wurde zuerst 1610 von Galileo beschrieben, der es unerklärlicherweise unterließ, den gewaltigen Anteil von Nebligkeit zu erwähnen, die diesen Sternhaufen umgibt! Die Sterne des Trapeziums sind noch sehr jung und haben sich aus der sie umgebenden Nebligkeit entwickelt. Vier dieser Sterne, A, B, C und D, können mit jeder Art von Instrumentierung bestimmt werden. Die Bestimmung der blasseren Sterne E und F stellt jedoch eine Herausforderung dar und sollte vielleicht dazu benutzt werden, um die Sichtverhältnisse und das Leistungsvermögen der Optik zu testen. Die A und B-Sterne des Trapeziums sind beide verfinsternde binäre Sterne: Alle 65 Tage fällt die Helligkeit von A so stark ab, dass er zu einem unsichtbaren Begleiter degeneriert; höchstwahrscheinlich wird er durch einen im Entstehen begriffenen Stern oder durch den Braunen Zwerg (sehr massereicher Himmelskörper) verfinstert. Die Helligkeit von B fällt alle 6,5 Tage ab; die Verfinsterung wird verursacht durch einen Stern, der die Größe unserer Sonne hat.

Verwirrenderweise ist B ein doppelter Doppelstern oder ein Vierfachstern-System.

Viele der großen Sternenmengen, die man um M42 / Trapezium erkennen kann, sind auch Mitglieder dieses zentralen Sternhaufens. Man schätzt, dass es insgesamt 400 Sterne sind, die in unmittelbarer Nachbarschaft liegen, und die aus dem Inneren des Nebelhaufens entstanden sind. Da große Kügelchen von Heißgas innerhalb der Grenzen von M42 beobachtet wurden, geht die aktive Formation von Sternen unvermindert weiter. Es wird angenommen, dass das "Fischmaul"-Merkmal durch die jungen Sterne, die Gas und Staub mit ihren Solarwinden ausgestoßen haben,  geprägt wurde   

An M42 angrenzend liegt M43, ein sehr heller, kugelförmiger Ball aus Gas und Staub mit einer Helligkeit von +9 mag., der von M42 durch einen großen Staubstreifen getrennt ist. Obwohl dieser Nebel nicht so auffällig ist wie M42, kann man ihn mit kleinen Teleskopen leicht sehen, und er hat seine eigene zugehörige Ansammlung von Sternen, die in ihm eingebettet sind. Größere Teleskope von 8Zoll oder mehr  zeigen einen Großteil der dunklen Streifenbildung des Grenzstreifens zu M42. M43 wurde 1731 vom französischen Geophysiker Jean-Jacques d'Ortous de Mairan (Anm. d. Verfassers: Name im Internet überprüft) als erstem identifiziert und liegt ungefähr 1400 Lichtjahre von uns entfernt.

M42, M43 and the Running Man-Nebel

M42, M43 and the Running Man-Nebel. Image Credit: Mark Blundell.

Nördlich der beiden Orion-Nebel M42 und M43 liegen die komplexen und wunderschönen Reflektionsnebel NGC 1973, 1975 und 1977. Sie sind auch bekannt unter dem Namen "The Running Man ", da sie aussehen wie ein rennendes Strichmännchen, welches leicht auszumachen ist durch das Fotografien dieses Gebietes mit langer Belichtungsdauer. Optisch ist dieses Merkmal allerdings weniger gut sichtbar, da bei optischen Beobachtungen eine Filtrierung selten hilfreich ist. Mit einer großen Reichweite und einem günstigen Himmel ist es möglich, die Streifenbildung des rennenden Strichmännchens in abgewandter Sicht zu sehen, es bleibt jedoch eine große Herausforderung. Mit einer mittelgroßen Optik kann man die Nebligkeit dieses Gebietes klar genug erkennen. Allerdings streitet man sich darüber, wie weit es bis zu dieser Ansammlung von Objekten ist. Viele Quellen sehen sie als einen Teil des Orion-Komplexes in einer Entfernung von ungefähr 1500 Lichtjahren, andere Quellen sprechen von einer Entfernung von nur ungefähr 650 Lichtjahren. 

Nordöstlich der M42 / M43-Nebel und dem Running Man Komplex kommen wir zu dem östlichsten Stern im Oriongürtel, zum Alnitak (Zeta Orionis). Der Name kommt aus dem Arabischen und bedeutet soviel wie "Gürtel" oder auch "Perlenschnur". Dieser Stern wird flankiert von zwei uns wohl bekannten, wunderschönen, aber auch schwierigen Nebeln – dem NGC 2024, dem Flammennebel (ein Emissionsnebel), sowie dem IC434 / Barnard 33, dem berühmten Pferdekopfnebel.

Von den beiden Nebeln ist der Flammennebel der eigentlich blassere Nebel mit einer Helligkeit von +10,0 mag.; in der Fläche ist er ½ x ½ Grad (30 Bogenminuten) groß. Es ist schwierig, ihn mit kleineren Reichweiten und wenig optimalem Himmel zu erkennen, aber mit Teleskopgrößen von 6 – 10 Zoll und einem UHC-Filter kann dieser Nebel von einer günstigen Stelle aus ziemlich gut beobachtet und auch fotografiert werden. Sowohl visuell beobachtet als auch fotografiert gleicht seine Form fast exakt der Farbschattierung einer Flamme. Der NGC2024 erscheint auf Fotografien manchmal als ein gelblich-brauner Nebel, obwohl detailliertere Aufnahmen ihn auch in einer eher rosa Färbung zeigen. Der Flammennebel ist, wie erwähnt, ein Emissionsnebel, dessen Glühen hervorgerufen wird durch die Ultraviolettstrahlung des nahegelegenen Alnitak, der das Wasserstoffgas der Flamme am Leben erhält und die Elektronen ihrer Atombindung bloßlegt. Diese Elektronen verbinden sich dann mit ionisiertem Wasserstoff, der so das Glühen erzeugt. Die Entdeckung des Flammennebels 1786 wird William Herschel zugeschrieben. Und wieder gibt es Diskussionen über die Entfernung des Flammennebels von der Erde; die einen legen sie fest bei ungefähr 1400 Lichtjahren, die anderen sehen sie bei eher bescheidenen 750 bis 850 Lichtjahren – ungefähr die gleiche Entfernung wie die des Alnitak.

Der Pferdekopfnebel und der Flammennebel

Der Pferdekopfnebel und der Flammennebel. Bild: Mark Blundell.

Der Nachbar des Flammennebels, der Pferdkopfnebel, ist eines der atemberaubendsten Objekte am Himmel, allerdings auch ein Objekt, das allerhöchste Ansprüche an eine gute Beobachtung stellt. Der Nebel liegt unter einem ½ Grad westlich von Alnitak, und er besteht in Wirklichkeit aus zwei Objekten -  der Hintergrund des Pferdekopfes ist der +7,30 mag. helle Emissionsnebel IC434, welcher beinahe 1 Grad lang ist, allerdings nur ungefähr 10 Bogenminuten breit; und direkt am IC434 liegt die Dunkelwolke des Barnard 33-Nebels. Dies ist die berühmte Pferdekopfsilhouette, bekannt von unzähligen Aufnahmen, und immerwährende Zielscheibe der Astrofotografen. Für die visuelle Beobachtung des Pferdekopfes benötigt man jedoch eine große Öffnung, einen wirklich sehr dunklen Himmel und / oder  geeignete Filter.. Himmelsbeobachter haben angegeben, dass das Pferdekopfmotiv vor dem IC434 mit Teleskopen mit mittlerer Öffnungen gesehen werden konnte, wobei diese allerdings an einer sehr dunklen Beobachtungsstelle gestanden haben müssen. Der Hydrogen-Beta-Filter unterstützt am besten jeden Versuch, den Pferdekopfnebel mit einem Teleskop zu beobachten, da dieser Filter eines der relativ wenigen Instrumente ist, welches auf die Wellenlänge gut anspricht. stattgefunden Für alle Himmelsbeobachter, welche 12-Zoll oder größere-Teleskope einsetzen, einen H-Beta-Filter und akzeptable  Himmelsbedingungen haben, bestehen wirklich gute Chancen, den Pferdekopfnebel visuell zu entdecken.

Eine noch größere Herausforderung - und das bei weitem größte Objekt der nebulösen Objekte im Orion-Komplex - ist das letzte unserer Deep Sky-Vergnügen für diesen Monat: Barnard's Loop ("Schleife"), mit Katalognamen Sh2-276. Angeblich (wobei jedoch kaum Kontroversen darüber bekannt sind) 1786 entdeckt und beschrieben vom deutsch-britischen Astronomen (und Musiker!) William Herschel - er berichtet von einer "blassen Nebligkeit" im Gebiet der Barnard-Schleife -  ist es 1896 der amerikanische Astronom Edward Emerson Barnard, der diesen großen, ausgedehnten und extrem unwirklich scheinenden Nebel fotografisch endgültig entdeckt hat, welcher an seinem breitesten Punkt erstaunliche 14 Grad Bogenmiunten misst. Obgleich er eigentlich mit einer Helligkeit von +10 mag. eingestuft worden ist, so ist es aufgrund seiner wirklich unscharfen, diffusen Beleuchtung beinahe unmöglich, ihn zu erkennen, es sei denn, vielleicht von den dunkelsten Gefilden auf unserer Erde. Aber auch in diesem Falle gibt es Berichte von Himmelsbeobachtern, die ihn sogar ohne die Hilfe von Teleskopen gesehen haben wollen. Für Beobachtungsversuche zu diesem Zweck erscheint das Zusammenbasteln einer Brille aus zwei H-Beta-Filtern ein zweckmäßiger und einfallsreicher Weg zu sein, genauso wie man diese Filter dann auch auf die Objektive von Ferngläsern anbringen kann. Mit einem Teleskop hat man größere  Chancen, einige der helleren Teile von Barnards Schleife zu sehen, aber das Vorhandensein eines wirklich dunklen Himmels bleibt von allerhöchster Bedeutung, egal, welche Beobachtungsmethode man anwendet. 

Der Maßstab sollte sein: Falls du sie nicht entdeckst -  mache dir keine zusätzliche Mühe!

Barnards Schleife kann man in der Astrofotografie mit den Einstellungen einer extrem langen Belichtungsdauer und der Verwendung von Ultraweitwinkel-Objektiven gut erkennen; aber noch einmal, auch diese Aufnahmen setzen sehr gute Himmelsdunkelheit, sehr viel Geduld, und eine große Anzahl von Belichtungsreihen  voraus, um den Nebel aus dem Himmelshintergrund herauszuheben.

Barnards Loop und größere Molekülwolken im Orion

Barnards Loop und größere Molekülwolken im Orion. Bild: Rogelio Bernal Andreo, Creative Commons.

Es wird angenommen, dass Barnards Schleife Überreste einer Supernova ist, die sich über Millionen von Jahren durch weitere Supernovae und nachfolgender Sternenbildung sich ausgedehnt und eine Gasblase gebildet haben. Diese ist nun als eine Schleife zu sehen ist. Dieses ehrfurchtgebietende Stück Sternenarchitektur wird auf eine Größe von ungefähr 300 Lichtjahren im Durchmesser geschätzt und ist ungefähr 1600 Lichtjahre von unserem Sonnensystem entfernt.

Vielen Dank für den Originaltext aus dem Englischen an Kerin Smith!

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